China: Wachstumsdynamik verliert etwas an Fahrt - Nord LB Kolumne
Heute früh wurden aktuelle Ergebnisse der gemeinsam von Markit und der Nachrichtenagentur Caixin für das verbarbeitende Gewerbe erhobenen Einkaufsmanagerbefragung vorgelegt. Im Berichtsmonat Januar konnte sich der Caixin PMI Manufacturing mit 51,0 Zählern zwar deutlich im expansiven Bereich – also ober der gemeinhin als Wachstumsschwelle bezeichneten 50-Punkte-Marke – halten. Allerdings ist mit -0,9 Punkten durchaus von einem überraschend ausgeprägten Rückgang zu sprechen.
Wie bereits beim Mitte der Woche veröffentlichten CFLP PMI Manufacturing deutet sich auch bei der eher auf die kleinen und mittelgroßen Betriebe fokussierenden Einkaufsmanagerbefragung eine gewisse Abkühlung auf dem Binnenmarkt an. So führt die Nachrichtenagentur Caixin in der heutigen Pressemitteilung insbesondere Rückgänge bei den Subkomponenten zu den Neubestellungen und zur Produktion als Ursachen für die jüngste Bewegung an. Gleichwohl bleibt die Binnendynamik auf Wachstumskurs.
Eine höhere Aktivität ist für den Exportsektor zu konstatieren. Die Subkomponente zu den Neubestellungen aus dem Ausland konnte im Berichtsmonat Januar anziehen. Gleichwohl würden wir diese dezente Verbesserung noch nicht überinterpretieren wollen. Zwar zeichnete sich bereits beim offiziellen CFLP PMI Manufacturing eine Verbesserung der „New Export Orders“ ab. Gewisse Verzerrungen im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr sind jedoch nicht auszuschließen. Insgesamt bleiben wir zunächst bei unserer Einschätzung, dass auch das Jahr 2017 für Chinas Exporteure zu einer Herausforderung wird.
Dennoch bleiben die auf den Warenhandel mit dem Ausland fokussierten Unternehmen im Reich der Mitte eine wichtige Stütze für die Wirtschaftsaktivität und damit auch für die Beschäftigung im Reich der Mitte. Entlassungen in diesem Wirtschaftssegment wären insbesondere dann schmerzhaft, wenn zusätzlich durch den Abbau der Überkapazitäten im großen Umfang Arbeitsplätze abgebaut werden. Vor allem in diesem Kontext sind auch die Gefahren eines offen mit den USA ausgetragenen Handelskrieges zu bewerten, für den sich die Wahrscheinlichkeit nach den US-Wahlen bekanntermaßen deutlich erhöht hat.
Bemerkenswert ist noch die Entwicklung bei der Subkomponente zur Preisentwicklung. So ziehen die Inputpreise weiter spürbar an, was die Produzenten dazu veranlasst, die Preise an ihre Kunden weiterzureichen. Noch würden wir in Summe von einer positiven Entwicklung sprechen. Dies ist auch ein Hinweis auf anziehende Teuerungsraten bei den Verbraucherpreisen zu werten. Mit Blick auf das Inflationsziel der People’s Bank of China (PBOC) bleibt noch nennenswerter Spielraum erhalten, so dass wir derzeit keinen Zugzwang für die Zentralbanker in Peking sehen. Die jüngst zu beobachtenden – gezielten – Maßnahmen zur Liquiditätssteuerung sind nach unserer Auffassung damit auch eher in den Kontext der Neujahrsfeierlichkeiten sowie der Überhitzungstendenzen an den Finanzmärkten zu stellen.
Fazit: Auch der Caixin PMI Manufacturing deutet weiterhin Wachstum im Industriesektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft an. Es deuten sich aber durchaus dezente Abkühlungstendenzen bei der Binnenaktivität an. Die Subkomponente für den Export konnte zulegen. Dennoch bleibt 2017 ein Jahr der Herausforderungen für Chinas Außenhandel, was nicht zuletzt durch die Angst vor einem möglichen Handelskrieg unterstrichen wird. Mit Blick auf die Preisentwicklung deutet der Caixin PMI ebenfalls ein weiteres Anziehen der Teuerungsraten an, was – zumindest noch – kein Thema für die PBOC sein dürfte.