China auch 2017 weiter auf Wachstumskurs - Nord LB Kolumne
Heute früh wurden aus dem Reich der Mitte Ergebnisse zu den gemeinsam vom Pekinger Statistikbüro und der China Federation of Logistics and Purchasing (CFLP) erhobenen Einkaufsmanagerumfragen präsentiert. Die Zahlen für den Berichtsmonat Januar deuten signalisieren für das neu gestartet Jahr 2017 weiterhin eine vergleichsweise hohe konjunkturelle Dynamik. So konnte sich der Umfragewert für das verarbeitende Gewerbe mit 51,3 Punkten halten. Außerdem legte der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungssegment leicht auf nunmehr 54,6 Punkte zu.
Zugegebenermaßen hätten wir insbesondere beim Manufacturing PMI eher mit einem Umfragewert gerechnet, der auf eine noch höhere Dynamik hindeutet, würden den dezenten Rückgang, der heute früh gemeldet wurde, jedoch keinesfalls als negative Überraschung werten. Der Start in das neue Jahr ist – zumindest mit Blick auf die Headline Zahlen – durchaus geglückt.
Doch auch im aktuellen Berichtsmonat darf die Detailbetrachtung nicht außen vor gelassen werden. Hier deuten sich gewisse Ermüdungserscheinungen auf dem Binnenmarkt an. So verzeichneten die Subkomponenten zum Output und zu den Neubestellungen leichte Rückgänge.
Immerhin konnten andererseits die „New Export Order“ weiter in expansives Terrain vordringen. Mit 50,3 Zählern schlägt der dritte Monat oberhalb der gemeinhin als Expansionsschwelle bezeichneten 50-Punkte-Marke zu Buche. Tatsächlich würden wir aber auch an dieser Stelle zur Vorsicht mahnen, da nicht damit zu rechnen ist, dass diese Umfragewerte sich unmittelbar in den Ausfuhrzahlen widerspiegeln. Ein Grund für diese Sichtweise mag auch die starke Exportorientierung vieler kleiner und mittelgroßer Betriebe im Reich der Mitte sein. Und vor allem die Stimmung bei den Einkaufsmanagern der „Small Enterprises“ gibt weiter nach, so dass der entsprechende Subindex nur noch bei 46,4 Punkten notiert. Hier besteht sicherlich auch seitens Pekings immenser Nachholbedarf – auch mit Blick auf einen erfolgreichen Umbau des Wachstumsmodells.
Demgegenüber steht die weiterhin fast schon ausgelassene Stimmung im Dienstleistungssegment. Vor dem Hintergrund des wachsenden Anteils an der jährlichen Wertschöpfung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft (im IV. Quartal 2016 immerhin rund 52%) deutet dies auch auf ein anhaltend hohes BIP-Wachstumstempo hin.
In Summe gehen wir jedoch für das Gesamtjahr 2017 von einer spürbar moderateren Expansionsgeschwindigkeit aus. So rechnen wir weiterhin mit gewissen Bremseffekten aus Richtung des Immobiliensektors, die sowohl die Bautätigkeit als auch die vor- bzw. nachgelagerten Dienstleistungen betreffen dürfte. Außerdem wird Peking auch den wirtschaftlichen Zwängen mit Blick auf den Abbau der Überkapazitäten nachgeben müssen. Zur Erinnerung: Nach unserer Einschätzung wurde ein Großteil der Dynamik in 2016 (BIP-Wachstum von 6,7%) auf Kosten von 2017 erkauft. So rechnen wir für das laufende Jahr noch mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 6,4%.
Fazit: Die Wirtschaftsaktivität im Reich der Mitte bleibt auch zum Start in das neue Kalenderjahr vergleichsweise hoch. Gewisse Bremseffekte zeigen sich in Bezug auf die Binnenaktivität im verarbeitenden Gewerbe. In Summe wird aber sowohl für die Industrie als auch für das Dienstleistungssegment eine hohe Dynamik angezeigt. Allerdings scheinen die kleinen Betriebe an dem aktuellen Expansionsprozess wenig teilzuhaben – die Stimmung hat sich dort zum Jahresstart noch einmal verschlechtert. Peking wird insbesondere hier mehr als nur Überzeugungsarbeit leisten müssen, um den Umbau des Wachstumsmodells zum Erfolg zu geleiten.