China: Produzentenpreisanstieg nimmt nochmals Fahrt auf - Nord LB Kolumne
Aus dem Reich der Mitte wurden heute früh aktuelle Zahlen zur Preisentwicklung gemeldet. Während im Jahr 2016 noch die anhaltende Talfahrt bei den Produzentenpreisen mit den damit verbundenen Deflationsängsten für gewisse Sorgenfalten auch außerhalb Chinas gesorgt hatte, lassen die heutigen Angaben aus Peking fast keinen Zweifel mehr daran, dass die chinesische Volkswirtschaft dieser Befürchtung den Rücken gekehrt hat.
Mit einem Zuwachs des Produzentenpreisindexes (PPI) um 5,5% Y/Y wurde für Dezember ein unerwartet deutlicher Anstieg gemeldet – immerhin der stärkste seit mehr als fünf Jahren. Auf Seiten der Verbraucherpreise bezifferte das National Bureau of Statistics den Zuwachs mit 2,1% Y/Y. Insbesondere eine zurückhaltende Entwicklung bei den Nahrungsmitteln dürfte für diese etwas mäßige Dynamik beim Konsumentenpreisindex verantwortlich sein.
Der derzeit weitaus stärker als die Verbraucherpreise im Fokus stehende Produzentenpreisindex dürfte seine Unterstützung insbesondere aus Richtung der Rohstoffpreisentwicklung erhalten haben. Auch vor dem Hintergrund der am aktuellen Rand anziehenden Rohölnotierungen würden wir schon von einem anhaltenden Wachstumstrend ausgehen, wenngleich sich die Zuwachsrate etwas abflachen dürfte. Insbesondere die jüngste Preissteigerungen bei den Subkomponenten Bergbau (+21,1% Y/Y) und Rohmaterialien (9,8% Y/Y) dürfen nicht linear in die Zukunft fortgeschrieben werden.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung darf keinesfalls außer Acht gelassen werden. So sollten sich steigende Produzentenpreise, sofern sie tendenziell an Kunden weitergeben werden können, positiv auf der Einnahmenseite vieler Industrieunternehmen bemerkbar machen. Vor allem vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Schuldenlast in weiten Teilen des chinesischen Unternehmenssektors kann somit durchaus von einer Erleichterung gesprochen werden, die – wenn auch im kleinen Umfang – entlastend auf das Finanzsystem insgesamt wirken kann. In Verbindung mit der moderaten Entwicklung bei den Konsumentenpreisen ist der aktuelle PPI-Trend entsprechend zu begrüßen. Nun wird es aus Pekings Sicht darauf ankommen, weiter beherzt gegen Überkapazitäten anzugehen und sich nicht durch die aktuelle Preisentwicklung vom eingeschlagenen Pfad abbringen zu lassen.
Insofern sehen wir auch noch keinen geldpolitischen Adjustierungsbedarf für die People’s Bank of China und gehen davon aus, dass in Peking weiterhin mit einer ruhigen Hand agiert wird. Leitzinssenkungen würden wir dementsprechend weiterhin ausschließen. Aufgrund der bevorstehenden Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest (vom 27. Januar bis zum 2. Februar) ist jedoch von vermehrten Aktivitäten zur Liquiditätssteuerung auszugehen, die allerdings nicht mit einer Neuausrichtung verwechselt werden dürfen.
Auch außerhalb Chinas dürfte die Trendumkehr beim Produzentenpreisindex nicht ohne Folgen bleiben. Immerhin nimmt damit die Wahrscheinlichkeit ab, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft zum „Deflationsexporteur“ wird. In Verbindung mit steigenden Rohstoffnotierungen sollte sich somit auch ein Effekt auf das globale Preisniveau einstellen.
Fazit: Der Produzentenpreisindex im Reich der Mitte zog im Berichtsmonat Dezember so stark an wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Insgesamt ist diese Entwicklung zu begrüßen. So lange signifikante Preisüberwälzungsspielräume bestehen, ist von einer gewissen Entlastung für die schuldengeplagten chinesischen Unternehmen auszugehen. Sorgen in Bezug auf von der chinesischen Volkswirtschaft ausgehende Deflationsgefahren dürften nunmehr verblasst sein. Geldpolitischen Anpassungsbedarf sehen wir nicht, würden aber dazu anmahnen, weiter beherzt gegen Überkapazitäten vorzugehen.