Steigende Inflation als Chance für Gold – Stabilitas-Kolumne
2016 legte der Goldpreis eine Achterbahnfahrt hin. Nachdem das gelbe Metall in der ersten Jahreshälfte um rund 25 Prozent zulegen konnte, verlor es in der zweiten Jahreshälfte den Großteil der Gewinne wieder. Zum Jahresende schloss das Edelmetall mit einem Plus von 7,6 Prozent bei einem Kurs von 1.141 US-Dollar pro Feinunze ab. „Interessanterweise haben die großen Ereignisse des vergangenen Jahres, die von Analysten und Marktteilnehmern als positiv für die Goldpreisentwicklung vorhergesagt wurden, dem Edelmetall keinen Schub verliehen. Weder der Brexit, noch die Wahl von Donald Trump gaben dem Goldpreis neue Impulse; sie haben eher das Gegenteil bewirkt“, sagt Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer bei der Stabilitas GmbH. Auch das oft angeführte Argument eines starken Dollars als Grund für einen schwachen Goldpreis griff im vergangenen Jahr nicht. „Schlussendlich haben wir – aus welchen Gründen auch immer – im ersten Halbjahr starke Zuflüsse und im zweiten Halbjahr starke Abflüsse in den Gold-ETFs gesehen. Das war der maßgebliche Einflussfaktor für die Goldpreisentwicklung“, sagt Siegel. Beachtenswert ist allerdings die Zinswende. Der ersten Zinsanhebung im Dezember 2015 folgte die starke Goldpreis-Rallye im ersten Halbjahr 2016. „Es bleibt abzuwarten, ob auch die zweite Zinsanhebung im vergangenen Dezember mit etwas Zeitverzögerung einen ähnlich starken Impuls auf den Goldpreis haben wird“, sagt Siegel. Der kleine Bruder Silber hat seine Korrelation zu Gold beibehalten und legte auf Jahressicht um 18,9 Prozent zu.
Mit Blick auf das neue Jahr sprechen die Fundamentaldaten nach wie vor für einen langfristigen Aufwärtstrend beim Goldpreis. Anleger sollten weiterhin die Inflationsraten im Auge behalten. „Wenn diese weiter steigen und die Zentralbanken zu weiteren Zinsanhebungen zwingen, werden Staatsanleihen extrem unter Druck geraten. In solch einem Szenario wird der Goldpreis aufgrund fehlender Anlagealternativen haussieren“, sagt Siegel.
Platin und Palladium entwickelten sich 2016 uneinheitlich. Platin schloss das Jahr fast unverändert mit einem leichten Plus von 1,3 Prozent ab. Das Industriemetall notiert mit einem Kurs von 902 USD pro Feinunze weiterhin unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.000 USD pro Feinunze. Ganz anders war die Entwicklung von Palladium. Insbesondere ab der Jahresmitte legte das weiße Metall eine starke Rallye hin, bevor ihm zum Jahresende etwas die Luft ausging. Dennoch steht unter dem Strich ein Gewinn von 20,9 Prozent. „Wie auch in den vergangenen Jahren ist es schwierig, valide Gründe für die Kursentwicklungen in diesem kleinen Markt zu finden, der im Grunde aus jeweils drei bis vier Produzenten und Händlern besteht, die die Preise bestimmen. Dementsprechend ist auch eine vernünftige Prognose für das neue Jahr kaum zu tätigen“, sagt Siegel.
Basismetalle im Aufwärtstrend, Minenaktien mit relativer Stärke
Die Aktien der Minengesellschaften entwickelten sich parallel zu den physischen Metallen. Einer Rallye im ersten Halbjahr 2016 folgte eine starke Abkühlung. „Nachdem die Minenaktien Ende 2015 extrem unterbewertet waren, konnten sie das im Laufe des vergangenen Jahres wieder ausgleichen und waren zur Jahresmitte erneut auf einem ordentlichen Bewertungsniveau, bevor sie in der zweiten Jahreshälfte zurückfielen“, sagt Siegel. Dennoch haben die Minenaktien eine relative Stärke zu den physischen Metallen behauptet. „Insgesamt haben die Minenwerte weniger verloren als etwa der Goldpreis. Mit Blick auf die Zinswende, die Inflationsproblematik und die ordentliche Bewertung sind wir für 2017 wieder sehr positiv gestimmt“, sagt Siegel.
Die Basismetalle scheinen zum Ende des vergangenen Jahres die Bodenbildung abgeschlossen zu haben und generierten solide Gewinne. Jahressieger war Zink mit einem Plus von 59,8 Prozent. Aber auch Kupfer (+17,7 Prozent), Nickel (+14,1 Prozent), Aluminium (+12,3 Prozent) und Blei (+10,9 Prozent) konnten zweistellige Gewinne verbuchen. „Nach der Stabilisierung bei den Basismetallen werden nun auch die ersten Kaufsignale gesetzt, allen voran bei Zink“, sagt Siegel abschließend.