Nord LB – China Außenhandel: Schwache Zahlen!
Die chinesischen Exporte blieben auch im Juni schwach. Dies ist insbesondere bemerkenswert, da der zuletzt abwertende Renminbi die Wettbewerbsfähigkeit Chinas eigentlich wieder steigert. Ohne diesen Abwertungseffekt wäre das Ergebnis wohlmöglich noch schlechter ausgefallen. Die wenig überzeugende Zahl signalisiert also abermals die Abkühlung des globalen Konjunkturklimas.
Doch nicht nur die Nachfrage aus dem Ausland stellt die Volksrepublik vor Probleme: Die Importe sind nahezu dramatisch eingebrochen. Dies zeugt von einem deutlich nachgebenden Binnenkonsum. In der Summe ist der Handelsbilanzsaldo nun zwar größer geworden und damit auch der Wachstumsbeitrag, doch das täuscht über die tatsächliche Nachfrageschwäche hinweg.
Damit dürfte die Regierung sich jetzt wohl noch stärker in Konjunkturprogrammen engagieren. Zudem sind weitere Lockerungsmaßnahmen seitens der Peoples Bank of China (PBOC) mehr als wahrscheinlich. Die am Sonntag veröffentlichte Preisstatistik zeigte, dass es für die Geldpolitik durchaus noch Spielraum gibt, denn die Preissteigerungsrate in der Volksrepublik ist 1,9% Y/Y im Juni deutlich niedriger als die Zielinflation, die bei 3,0% Y/Y liegt.
Der Blick auf die Zahlen im Detail zeigt, dass vor allem die Ausfuhren in die USA zurückgegangen (-10,4% Y/Y) sind. Aber auch die EU fragte anscheinen weniger nach, hier war ein Rückgang von 3,6% im Jahresvergleich zu verzeichnen. Die EU ist mit einem Anteil von 16% ein Schwergewicht in der Statistik. Bemerkenswerte Randnotiz: Die Exporte gen Großbritannien waren schon ohne den Brexit-Schock um 8,8% zurückgegangen. Auch Hong Kong ist erneut Thema, denn hier gab es einen sagenhaften Anstieg von Importen um 70,8% Y/Y. Das Zollbüro erklärte dies mit hohen Goldeinfuhren – in dem Stadtstaat wurden zuletzt größere Kapazitäten bei der Goldverarbeitung geschaffen. Aber es ist dennoch nicht unbedingt beruhigend, denn es zeugt von einer hohen Nervosität.
Fazit: Die chinesischen Außenhandelszahlen waren im Juni wenig berauschend. Die Ausfuhren sind weiter zurückgegangen. Vor allem die Vereinigten Staaten fragen momentan anscheinen weniger Produkte aus dem Reich der Mitte nach. Der aktuell relativ schwache Renminbi hat schlimmeres verhindert. Der deutliche Einbruch der Importe zeugt von einer sich manifestierenden Binnenkonsumschwäche. Wir erwarten als Konsequenz mehr Stimuli seitens der Regierung und der PBOC um der globalen und Binnennachfrageschwäche entgegenzuwirken.