elumeo: Restrukturierung zeigt Wirkung – Rückkehr in die Profitabilität

Nach einem herausfordernden Jahresstart mit Umsatzrückgang und schwacher Konsumstimmung hat elumeo im zweiten Quartal 2025 die Rückkehr in die operative Gewinnzone geschafft. Grund dafür war vor allem ein im April gestartetes umfangreiches Kosten- und Effizienzprogramm. Im Mittelpunkt stehen weniger Live-Sendezeit, stärkerer Fokus auf höherpreisige Produkte und der verstärkte Einsatz von Automatisierung und KI. Die „Internationalisierung 2.0“ läuft weiter – das Umsatzziel 100 Millionen Euro des Programms #Juwelo100 soll bis 2033 erreicht sein.
Die Redaktion von 4investors.de spricht mit CEO Florian Spatz über die wichtigsten Effizienztreiber, die KI-Strategie inklusive dem bevorstehenden Start in Polen und die weitere Skalierung.
4investors.de: Herr Spatz, im ersten Halbjahr 2025 ist der Umsatz von elumeo um rund 10 Prozent auf 20,2 Millionen Euro gesunken. Gleichzeitig liegen Sie damit am oberen Ende Ihrer eigenen Prognose. Können Sie die wesentlichen Gründe für den Rückgang erläutern?
Spatz: Wir hatten es in den ersten sechs Monaten mit mehreren negativen Einflussfaktoren zu tun. Zum einen war das Konsumklima in unseren Kernmärkten deutlich eingetrübt – der GfK-Index lag im Frühjahr auf einem der niedrigsten Stände seit Jahren. Zum anderen ist der Goldpreis zwischen April 2024 und April 2025 um rund 40 Prozent gestiegen, was sich psychologisch auf die Kaufbereitschaft auswirkt. Am stärksten hat uns jedoch der Verlust einer erheblichen Zahl an Kabel-TV-Haushalten beim größten deutschen Netzbetreiber getroffen. Das führte zu einem Umsatzrückgang im deutschen TV-Geschäft von 16 Prozent. Positiv war dagegen, dass unser Web-Geschäft trotz der eingetrübten Konsumstimmung um ein Prozent zulegen konnte – getragen von höheren Umsätzen pro Kunde und pro verkauftem Stück. Das zeigt, dass wir digital widerstandsfähiger geworden sind.
4investors.de: Im zweiten Quartal sind Sie beim bereinigten EBITDA mit 73.000 Euro wieder ins Plus gedreht, nachdem Sie im ersten Quartal noch bei minus 551.000 Euro lagen. Was hat diese Wende möglich gemacht – und wie nachhaltig ist sie?
Spatz: Der entscheidende Hebel war unser im April gestartetes Restrukturierungs- und Effizienzprogramm. Wir haben die tägliche Live-Sendezeit im TV von 15 auf 10 Stunden reduziert und diese durch fünf zusätzliche Stunden automatisierter Gamerobot-Shows ersetzt. Diese Formate erzielen bei deutlich geringeren Produktionskosten überproportionale Umsätze – dies ist ein starker Effizienztreiber für uns. Parallel haben wir unser Sortiment gestrafft und uns klar auf Schmuckstücke über 50 Euro konzentriert. Dadurch ist der durchschnittliche Verkaufspreis im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 92 Euro gestiegen, bei gleichzeitiger Senkung der Logistik- und Beschaffungskosten. In Summe konnten wir unsere Gesamtaufwendungen im zweiten Quartal um 16 Prozent auf 5,0 Millionen Euro reduzieren – und das trotz weiterhin anfallender Restrukturierungskosten, etwa aus Kündigungsfristen. Nachhaltig wird das deshalb sein, weil ein Großteil dieser Maßnahmen struktureller Natur sind und ihre volle Wirkung ab dem vierten Quartal 2025 vollständig zum Tragen kommen wird.
4investors.de: Können Sie an einem Beispiel verdeutlichen, wie stark die TV-Automatisierung mithilfe von KI die Wirtschaftlichkeit verbessert hat?
Spatz: Gern. Die zusätzlichen fünf Stunden automatisierter Gamerobot-Formate pro Tag haben im zweiten Quartal zu einem deutlichen Umsatzsprung in diesem Segment geführt. Während wir die Sendezeit hier von neun auf 14 Stunden um 56 Prozent erhöht haben, ist der Tagesumsatz sogar um mehr als das Dreifache gestiegen. Das bedeutet: Wir erzielen pro Sendeeinheit eine deutlich höhere Wertschöpfung, ohne dass zusätzliche Studiokapazitäten, Regiepersonal oder Moderatoren erforderlich sind. Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir durch Technikeinsatz Kostenstrukturen verbessern und gleichzeitig die Programminhalte für die Kunden attraktiv halten können.
4investors.de: Neben dem TV spielt das Web-Geschäft für elumeo eine immer größere Rolle. Welche Entwicklungen sehen Sie hier?
Spatz: Im Web haben wir im ersten Halbjahr gleich mehrere positive Entwicklungen gesehen. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde ist um 28 Prozent gestiegen, der Umsatz pro verkauftem Stück um 16 Prozent. Das liegt einerseits am höheren Preisniveau unserer Produkte, andererseits an gezielten Cross-Selling-Maßnahmen in unserem Online-Shop und in der App. Besonders erfreulich ist, dass wir im zweiten Quartal ein Umsatzwachstum von 3,4 Prozent erzielen konnten, obwohl der E-Commerce-Gesamtmarkt in unserem Segment unter Druck steht. Zudem konnten wir die Profitabilität bei neu gewonnenen Online-Kunden steigern – gemessen am Customer Lifetime Value nach 60 Tagen.
4investors.de: Im vergangenen Jahr haben Sie Ihre „Internationalisierung 2.0“ als Gamechanger bezeichnet. Wie hat sich dieses Projekt 2025 entwickelt?
Spatz: Unsere KI-gestützte Multi-Language-Plattform ist weiterhin ein zentraler Baustein unserer Wachstumsstrategie. Wir können deutsche Live-Shows lippensynchron in andere Sprachen übersetzen und automatisiert ausspielen. In Spanien und Italien haben wir damit inzwischen eine stabile Zuschauerbasis aufgebaut. Der Customer Lifetime Value internationaler Kunden liegt dort bereits auf dem Niveau unserer deutschen TV-Kunden. Allerdings haben wir in diesem Jahr die Investitionen bewusst reduziert, um zunächst die Profitabilität im Kerngeschäft abzusichern. Das hat zur Folge, dass wir das Umsatzziel des Programms #Juwelo100 – 100 Millionen Euro Jahresumsatz – nicht wie ursprünglich 2030, sondern voraussichtlich erst um bis zu drei Jahre später erreichen werden. Strategisch bleiben wir aber klar auf Kurs: Am 1. Oktober soll der KI-Sender in Polen starten, im vierten Quartal 2025 wollen wir außerdem einen weiteren internationalen KI-Kanal starten, ebenfalls in einem Nicht-Euro-Land, mit unserem neuem Multi-Währungs-Backend.
4investors.de: Sie bestätigen dennoch Ihren Ausblick für das laufende Jahr?
Spatz: Ja, wir erwarten weiterhin einen Umsatzrückgang zwischen 10 und 15 Prozent, eine Bruttomarge zwischen 47 und 49 Prozent und ein bereinigtes EBITDA in einer Bandbreite von minus 0,5 Millionen bis plus 0,1 Millionen Euro. Die Entwicklung im bisherigen dritten Quartal – sowohl im TV als auch im Web – verläuft positiv und im Rahmen unserer Planungen. Wichtig ist, dass wir die Restrukturierungseffekte jetzt Quartal für Quartal voll in der Gewinn- und Verlustrechnung sehen werden.
4investors.de: Im Finanzbereich steht ein personeller Wechsel bevor. Was bedeutet das für elumeo?
Spatz: Unser CFO Riad Nourallah wird das Unternehmen Ende 2025 auf eigenen Wunsch verlassen. Er hat in den vergangenen fünf Jahren mit großem Engagement und Leidenschaft dazu beigetragen, unser Unternehmen durch eine schwierige Zeit zu bringen und die Grundlage für die aktuelle Effizienzsteigerung zu schaffen. Ab dem 15. August übernimmt Marc Münch interimistisch die Rolle als Finanzchef. Marc wird für Kontinuität sorgen, während wir die dauerhafte Nachfolge sorgfältig auswählen.
4investors.de: Worauf liegt im zweiten Halbjahr 2025 Ihr besonderer Fokus?
Spatz: Erstens werden wir die vollen Effekte der Restrukturierung ausschöpfen und weiter an der Kostenbasis arbeiten. Zweitens wollen wir die Wachstumsfelder Web und Internationalisierung gezielt vorantreiben – im Web durch bessere Personalisierung und im Ausland durch den Ausbau automatisierter, KI-gestützter Formate. Drittens bleibt der durchschnittliche Warenkorb im Fokus: Wir wollen den Preisanstieg nicht nur halten, sondern mit einem attraktiven Premiumsortiment weiter ausbauen. Alles mit dem Ziel, elumeo nachhaltig auf profitables Wachstum auszurichten – und das auch in einem Umfeld, das uns weiterhin einiges abverlangen wird.
4investors.de: Und wenn wir über 2025 hinausblicken – wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung von elumeo?
Spatz: Mittelfristig verfolgen wir weiter unser Ziel, elumeo zu einem führenden, technologiegetriebenen Anbieter im internationalen Video-Shopping zu entwickeln. Das Programm #Juwelo100 – also der Ausbau auf 100 Millionen Euro Jahresumsatz – bleibt unsere Richtschnur, auch wenn unser Investitionsvolumen derzeit begrenzt ist und wir daher mit einem etwas längeren Zeitplan bis etwa 2033 rechnen. Der Schlüssel liegt in drei Bereichen: der weiteren Skalierung unserer KI-gestützten Multi-Language-Plattform, dem Ausbau profitabler, digitaler Vertriebskanäle und der kontinuierlichen Optimierung unserer Wertschöpfungskette. So wollen wir unser Geschäftsmodell noch robuster machen und gleichzeitig neue Wachstumsmärkte erschließen – in Europa und perspektivisch auch darüber hinaus.