Börse am Morgen: CATL, Microsoft, Meta, Zuckerpreis - Nord LB Marktbericht

Deutschland: Die dt. Wirtschaft hat im Frühjahr an Dynamik eingebüßt. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte saison- und kalenderbereinigt um 0,1% Q/Q. Höhere private und staatliche Konsumausgaben haben zwar gestützt, das Wachstum wurde jedoch durch schwächere Investitionen gebremst. Im Außenhandel dürften die in Q1 noch stützenden Vorzieheffekte ausgelaufen sein. Durch die ausgeprägten Datenrevisionen hat sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für ein leichtes BIP-Wachstum im Gesamtjahr 2025 erhöht, unsere bisherige NORD/LB-Prognose von +0,2% könnte daher noch etwas zu niedrig sein. Die EZB hat demnach noch etwas Spielraum für eine Zinslockerung.
Euroraum: Neben der deutschen hat sich auch die Konjunkturdynamik im Euroraum im Frühjahr abgekühlt. Im zweiten Quartal legte das reale Bruttoinlandsprodukt saisonbereinigt um 0,1% Q/Q zu, was einer Jahresrate von 1,4% Y/Y entspricht. Gebremst hat insbesondere die Entwicklung in den industrie- und exportlastigen Schwergewichten Deutschland und Italien (je -0,1% Q/Q), während Spanien und Frankreich positiv überrascht haben. Die Konjunkturdynamik bleibt im zweiten Halbjahr gedämpft, wozu auch die neuen Belastungen durch höhere US-Importzölle beitragen werden. Dadurch hat die EZB weitere Argumente für eine Zinslockerung, zumal der Inflationsdruck derzeit gering ist. Die dringend notwendigen Verbesserungen der Standortbedingungen, wie es die Zollverabredung mit den USA schonungslos offengelegt hat, liegen aber nicht im Feld der Geldpolitik.
USA: Nach der Schwäche zum Jahresstart sind in den USA erfreuliche Zahlen zur BIP-Entwicklung gemeldet worden. Im II. Quartal 2025 konnte die reale Aktivität in der US-Ökonomie annualisiert um sehr erfreuliche 3 0% zulegen. Dieser regelrechte Wachstumsschub ist aber in erster Linie das Produkt von verzerrenden Einflussfaktoren. Bemerkenswert ist vor allem die Schwäche im Immobilienbereich. Insofern dürfte die Fed unter Handlungsdruck bleiben. Am aktuellen Rand ist aber nicht mit einer Zinssenkung zu rechnen. Die Notenbanker werden eher versuchen, zunächst keine größere Hektik aufkommen zu lassen; schließlich wollen sie nicht als willige Handlanger oder gar hörige Befehlsempfänger Donald Trumps wirken. Vor allem Jerome Powell war zuletzt das Ziel von heftigen verbalen Attacken aus dem Weißen Haus, was bei ihm Spuren hinterlassen haben dürfte. Die Zeit heilt aber bekanntlich viele Wunden!
Tagesausblick
Geneigte Marktbeobachter werden sich heute über viele geldpolitisch relevante Indikatoren freuen können. Für die deutsche Volkswirtschaft werden sowohl die Arbeitslosenquote als auch die Verbraucherpreisinflation ausgewiesen. Wir gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt abkühlen wird, die Preissteigerungsrate aber etwas an Dynamik zulegt. Inflationsdaten werden auch aus den USA gemeldet. Mit dem PCE-Deflator und der Einkommens- und Ausgabensituation der privaten Haushalte werden wir auch aus dieser Perspektive eine Idee davon bekommen, wie es geldpolitisch weitergehen könnte.
Aktienmärkte
Vor der gestern Abend terminierten Fed-Sitzung hielten die Börsianer ihr Pulver trocken. Abwarten war die Devise. An der Wall Street überzeugten die Geschäftszahlen von Microsoft & Meta. DAX +0,19%; MDAX -0,75%; TecDAX +0,44%; Dow -0,39%; S&P 500 -0,12%; Nasdaq Comp. -0,15%.
Unternehmen
Der weltweit mit Abstand führende Batteriezellhersteller CATL (aus dem Reich der Mitte) verzeichnet im zweiten Quartal einen Gewinnzuwachs um fast ein Drittel (auf umgerechnet EUR 2 Mrd.). Beim Umsatz geht es um 8,3% nach oben (auf umgerechnet 11,4 Mrd.). In China herrscht derzeit ein Preiskampf auf dem Elektroautomarkt. Die aktuellen CATL-Zahlen weisen darauf hin, dass der Konzern als einer der Gewinner aus der Konsolidierung unter den chinesischen Elektrobauern hervorgehen könnte.
Rohstoffe>
Während die EU-Kommission einen Rückgang der Zuckerproduktion um 1,4 Mio. to auf 15,2 Mio. t erwartet, fielen zuletzt die Weltmarkt-Preise auf ein Vierjahrestief. In Europa notieren die Preise derzeit sogar rd. 34% niedriger als noch vor einem Jahr. Auslöser für den globalen Preisverfall sind Spekulationen, dass Indien lokalen Zuckerfabriken ab Oktober voraussichtlich den Export erlauben könnte und in Brasilien wird derzeit mehr Zuckerrohr in der Zucker-Produktion anstatt für die Ethanolherstellung verwendet. Für die kommende Saison ist damit eine auskömmliche globale Zuckerversorgung gegeben. Bitter für europäische Landwirte: Die Preise werden am Weltmarkt gemacht.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!