Börse am Morgen: DAX, Deutsche Börse, Remy Cointreau, Volkswagen - Nord LB Marktbericht

Am Freitag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage veröffentlicht. Demnach hat sich das Geschäftsklima in den Chefetagen deutscher Unternehmen im Juli zum siebten Mal in Folge aufgehellt. Die leicht verbesserte Lagebeurteilung hob den ifo-Geschäftsklimaindex von 88,4 auf 88,6 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit über einem Jahr. Die Geschäftserwartungen der Unternehmenslenker hingegen haben sich nach der kräftigen Erholung in den letzten drei Monaten nicht weiter nach oben schrauben können, mit unverändert 90,7 Punkten stellt dies gemessen an den Konsensschätzungen eine kleine negative Überraschung dar. Sorgen vor einer Eskalation in den Handelsstreitigkeiten mit Washington dürften hier eine wichtige Rolle gespielt haben, besonders im Befragungszeitraum hatte sich noch keine nachhaltige Einigung abgezeichnet.
Wochenausblick
Die kommende Handelswoche wartet mit vielen Daten auf. Insbesondere dürfte die US-seitige Berichterstattung von Interesse sein. Die erste Schätzung für das zweite Quartal steht an, gefolgt von Inflations- und Arbeitsmarktdaten sowie der Zinsentscheidung der Fed, wobei wir von einem Verharren auf 4,50% ausgehen. Die Bank of Japan wird ebenfalls eine geldpolitische Entscheidung treffen und ebenfalls voraussichtlich nicht an der Zinsschraube drehen. Auf dem europäischen Kontinent dürfte zunächst die gestern erzielte Zolleinigung der EU mit den USA im Fokus stehen. Darüber hinaus werden auch für Deutschland Zahlen zum Wirtschaftswachstum, zum Arbeitsmarkt sowie die jüngsten Inflationsdaten gemeldet. Auf Unternehmensseite nimmt die Berichtssaison zum 2. Quartal deutlich an Fahrt auf. Allein elf Konzerne aus dem DAX öffnen ihre Bücher.
Aktienmärkte
Der deutsche Aktienhandel war am Freitag von enttäuschenden Geschäftszahlen einiger Konzerne belastet. Beispielsweise brachen Puma nach einer Prognosesenkung stark ein. Gebremst wurde das Minus aber von der Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA, die gestern dann tatsächlich auch erfolgt ist. Hiernach unterliegen Warenimporte aus der EU in die USA zukünftig einem Zollsatz von 15%. DAX -0,32%; MDAX -0,47%; TecDAX -0,19%.
In den USA schlossen der S&P sowie die Technologiebörse Nasdaq am Freitag – wie übrigens auch jeden anderen Tag der letzten Woche – auf neuen Rekordständen. Grund war zunehmender Optimismus bezüglich eines Zollabkommens mit der EU, was die Risikobereitschaft steigen ließ. Dow +0,46%; S&P 500 +0,40%; Nasdaq Comp. +0,20%.
Unternehmen
Die Deutsche Börse profitierte auch im 2. Quartal von hohen Volatilitäten an den Weltmärkten, die insbesondere von der erratischen Zollpolitik Donald Trumps verursacht wurden, sowie von zunehmenden Vermögensströmen in Richtung Europa. Die Nettoerlöse stiegen um 4% auf EUR 1,505 Mrd. bzw. ohne TreasuryErgebnis um 10% auf EUR 1,298 Mrd. Das auf die Aktionäre entfallende Konzernergebnis erhöhte sich um 2% auf EUR 509 Mio. Die bisherige Jahresprognose wurde bestätigt.
Die seit April geltenden US-Zusatzzölle von 25% sorgten in Q2 für einen deutlichen Gewinneinbruch beim Volkswagen-Konzern. Das operative Ergebnis fiel um knapp 30% auf EUR 3,834 Mrd., wohingegen der Umsatz um 3% auf EUR 80,806 Mrd. nachgab. Im ersten Halbjahr summierten sich die Zölle auf EUR 1,3 Mrd. Das Management kappte seine Jahresprognose für die operative Umsatzrendite um 1,5 PP auf 4-5%. Gleichzeitig hofft das Unternehmen auf einen eigenen Deal mit den USA. CEO Blume berichtete von sehr konstruktiven Gesprächen mit dem US-Handelsministerium und bietet in diesem Zusammenhang ein „sehr attraktives Investmentpake “.
Der französische Spirituosenhersteller Remy Cointreau hat in Q1 2025/26 zum ersten Mal seit Anfang 2023 wieder ein Umsatzplus erzielt. Mit 5,7% fiel dieses höher als erwartet wurde aus. Begründet wurde dies neben einer niedrigen US-Vergleichsbasis im Vorjahr mit nachlassenden Sorgen über Strafzölle. Für das Gesamtjahr wird nun noch mit einer Zollbelastung von EUR 45 Mio. (nach zuvor EUR 65 Mio.) gerechnet. Aus diesem Grund wird nun ein Rückgang des Betriebsgewinns im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Zuvor war ein Minus im mittleren bis hohen Zehnerprozentbereich avisiert.
Devisen
Der Euro hat sich nach anfänglicher Schwäche im US-Handel stabilisiert und hielt dieses Niveau auch über das Wochenende.
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