MS Industrie: Direkte Anfragen aus dem Defence-Bereich - Interview

Nach der m:access-Konferenz der Börse München spricht Andreas Aufschnaiter, Vorstand der MS Industrie, im Interview mit der Redaktion von 4investors.de über das künftige Wachstum der Gesellschaft. Er geht auf die Profitabilität ein und beleuchtet die aktuelle Auftragslage. Das neue Werk in den USA und die dortigen Chancen sind weitere Themen im Interview mit Aufschnaiter.
4investors.de: Sie waren kürzlich auf der m:access Konferenz in München. Welchen Eindruck haben Sie von dort mitgenommen?
Aufschnaiter: München hat sich für Small- und Mid-Caps in den letzten Jahren zu einer attraktiven Börse entwickelt. Wir haben den Wechsel in das Segment m:access im Jahre 2023 bewusst vollzogen und fühlen uns als mittelständische Gruppe mit Sitz in München dort sehr gut aufgehoben.
4investors.de: 2024 gab es bei ihnen Umsatzrückgänge. Der aktuelle Ausblick ist positiv. Sie werden also wieder wachsen?
Aufschnaiter: Der Rückgang des Konzernumsatzes war größtenteils dem mehrheitlichen Verkauf der Sparte „Ultrasonic“ per Mitte 2024 geschuldet. Da wir uns nun strategisch auf den chancenreichen Bereich MS XTEC – mit Kernkompetenz in der flexibel automatisierten Metallbearbeitung und Montage – konzentrieren, gehen wir über die nächsten Jahre von einem gesunden organischen Wachstum aus.
4investors.de: Wie dürfte sich dies auf die Profitabilität auswirken?
Aufschnaiter: Die Profitabilität ist im laufenden Geschäftsjahr wieder sichergestellt, obwohl wir hinsichtlich des Liefervolumens noch deutlich unter dem Niveau des Spitzenjahres 2023 liegen werden. Als Folge der Ende letzten Jahres weitgehend abgeschlossenen Automatisierung der Fertigung am Standort Trossingen rechnen wir schrittweise mit zusätzlichen Ergebnisverbesserungen aufgrund der gestiegenen Produktivität.
4investors.de: Sie bewerten ihren Auftragsbestand als stark. Wie sieht hier die Pipeline aus?
Aufschnaiter: Die Auftragslage ist aktuell recht gut und bei uns traditionell durch Mehrjahresverträge mit Reichweiten über 5 bis 10 Jahre abgesichert. Dabei können zwar immer wieder konjunkturelle Abrufschwankungen auftreten (siehe 2. Halbjahr 2024), wir sind aber für die jeweiligen Produkte vertraglich als Alleinlieferant gesetzt und können nur mit sehr hohen Einmalaufwendungen auf Seiten unserer Kunden ersetzt bzw. ausgetauscht werden.
4investors.de: In ihrer jüngsten Mitteilung erwähnen sie das Wort „Defence“. Ist das nur der allgemeinen Stimmung geschuldet oder sind sie stärker im Verteidigungs-Bereich engagiert, als mancher vermutet?
Aufschnaiter: Im Grunde genommen sind wir mit unseren Ventiltriebskomponenten automatisch immer dort vertreten, wo schwere Nutzfahrzeuge im Defence-Bereich zum Einsatz kommen, z.B. bei allen MAN-Fahrzeugen oder – gemäß aktueller Pressemeldungen – im Modell „Arocs 6x6“ von Daimler Trucks. Ergänzend erhalten wir tatsächlich auch direkte Anfragen von Unternehmen der Sicherheitstechnik für komplexere Bauteile.
4investors.de: Es gibt Nutzfahrzeughersteller, die erwarten, dass schon in wenigen Jahren die Mehrheit der LKWs mit Batterien fährt. Das könnte für ihr Geschäft problematisch werden. Glauben Sie an eine solch rasche Entwicklung?
Aufschnaiter: Nein. Es wird für bestimmte Anwendungen in den kommenden Jahren zunehmend elektrifizierte Nutzfahrzeuge vorwiegend bei leichten und mittelschweren LKW geben, allerdings erwarten wir eine deutlich längere Zeitachse allein schon aufgrund der noch auszubauenden Schnellladeinfrastruktur. Bei schweren Lasten mit hohen Reichweiten glauben wir nicht an die ökonomische und physikalische Sinnhaftigkeit batterie-elektrischer Lösungen. Hier werden bei einer Kreislaufbetrachtung künftig E-Fuels und auch Wasserstoff-Motoren eine wichtige Rolle spielen, womit wir wieder beim Verbrenner-Prinzip landen.
4investors.de: Wie sehen sie die Entwicklung ihres neuen Standortes in Charlotte (USA)?
Aufschnaiter: Das neue Werk in den USA ist zu Beginn noch relativ klein, aber ebenfalls hochautomatisiert und mit allen Möglichkeiten der Produktdokumentation für alle Branchen ausgestattet. Wichtig ist für uns die langfristige Wertschöpfung „local to local“ für unsere US-Kunden. Die bereits vorliegende Auslastung unseres Werks führt uns bereits im ersten vollen Jahr 2026 zu einem ausgeglichenen Ergebnis, so dass wir eine solide Basis für weitere Akquisitionen im gesamten amerikanischen Markt vorliegen haben.
4investors.de: 2024 lag ihr Umsatzanteil in den USA bei rund 15 Prozent. Wird sich das durch das Werk in Charlotte ändern?
Aufschnaiter: Kurzfristig nein, da im Jahr 2024 auch noch ein gewisser US-Umsatz des Bereichs „Ultrasonic“ enthalten war. Dieser wird nun durch den Umsatz des neuen US-Standortes schrittweise kompensiert. Somit wird der prozentuale Anteil in etwa vergleichbar bleiben.