Börse am Morgen: BYD, Nordex, Nvidia, Tesla, OPEC - Nord LB

Exportindustrie weiter schwach: Einer Unternehmensumfrage des Münchner ifo-Instituts zufolge haben die Erwartungen der dt. Exportindustrie im Juni leicht nachgegeben (das Barometer fiel von -3,0 Punkte auf -3,9 Zähler). Mit rückläufigen Entwicklungen im Auslandsgeschäft rechnen insbesondere Nahrungsmittel- und Getränkehersteller (nachdem die Exportaussichten in den Vormonaten noch sehr gut waren). Auch der Automobil- und Maschinenbau blickt skeptisch in die Zukunft. Für die kommenden Monate erwarten die Unternehmen dieser Branchen im Auslandsgeschäft keine frischen Impulse, bestenfalls eine Stagnation.
Geschwindigkeitsaufnahme am Bau: Im dt. Bauhauptgewerbe hält die Auftragsflaute jedoch noch an, jedenfalls auf dem Papier. Laut Stat. Bundesamt (Destatis) haben sich die Bestellungen im April preisbereinigt um 8,0% ggü. dem Vormonat verringert. Was sind die Ursachen und ist dies wirklich ein Grund zur Sorge? Treiber dieser Entwicklung ist der Tiefbau. Erst im Vormonat kam es hier zu einem Auftragsplus von 34,3% (höchster saisonbereinigter Anstieg seit dem Start dieser Zeitreihe im Jahr 1991). Naturgemäß ist ein Rückgang im Folgemonat daher nicht ungewöhnlich. Für die Zukunft sieht es derweil trotzdem positiv aus. Das Infrastrukturpaket der Bundesregierung (Brücken, Schienen, Straßen) sollte hinreichend Nachfrage genieren und im Hochbau kam es im April sogar zu einem Auftragsanstieg von 9,3%. Papier ist bekanntlich geduldig.
Erholung voraus. Die Entspannungstendenzen in der dt. Wirtschaft nehmen zu. Mit 94,2 Punkten hat sich das vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gestern veröffentlichte Konjunkturbarometer auf den höchster Stand seit zwei Jahren katapultiert. Zwar ist der Wert von 100 Zählern noch nicht erreicht (dieser Wert repräsentiert ein durchschnittl. Wachstum), aber „nach Jahren der Stagnation verdichten sich die Anzeichen auf eine allmähliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage“, sagte DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi.
Tagesausblick
Auch heute wird der ökonomische Kalender sehr von US-Daten geprägt sein. Zuerst dürfen wir uns aber über eine Umfrage zum Verbrauchervertrauen in Deutschland freuen, welche vom GfK-Institut erhoben wird. Überschwängliche Freude sollte dann aber doch nicht aufkommen, denn wir gehen von einer unveränderten Konsumneigung aus, welche weiterhin in der Kontraktionszone verbleiben dürfte. In den USA geben die Auftragseingänge langlebiger Güter im Mai Aufschluss darüber, wie sich die Zollpolitik auf das Investitionsgeschehen ausgewirkt hat.
Aktienmärkte
Anleger bleiben reserviert. Die Gemengelage ist diffizil, weder Fisch noch Fleisch. Die Börsen nehmen bspw. die Nvidia Zahlen vom Mittwoch zur Kenntnis und verarbeiten sie nüchtern. In dieser Suppe von Daten muss erst noch ein Koch gefunden werden.
Unternehmen
Während die Nachfrage nach Elektroautos in der EU im Zeitraum Januar bis Mai um rd. 25% zunahm, verliert Tesla auf dem europ. Markt weiter an Boden. Laut ACEA (europ. Branchenverband) beträgt der Marktanteil des US-Elektroherstellers nur noch 1,1%. Tesla verkaufte in den ersten fünf Monaten lediglich 50.000 Fahrzeuge in der EU (und damit 45 2% weniger als vor Jahresfrist).
Neben Tesla kämpft auch BYD (chin. Marktführer bei Elektroautos) mit Absatzproblemen. In den letzten Monaten hat der weltweit größte Elektrofahrzeugbauer Insidern zufolge seine Produktion im Reich der Mitte reduzieren müssen. In einigen Werken sollen dabei Schichten gestrichen sowie Pläne für den Ausbau gestoppt worden sein. Schon seit längerer Zeit leidet die chin. Autobranche unter einem Preiskampf. Trotz Sonderangeboten gelingt es Händlern nicht, Elektro-Fahrzeuge zu veräußern. Lager füllen sich laut einer Händlerverbandumfrage vor allem mit BYD-Modellen.
Der Windturbinenhersteller Nordex hat vom Wind- und Solarparkentwickler UKA (Umweltgerechte Kraftanlagen) einen Großauftrag für den Bau und die Wartung von 64 Windturbinen erhalten. UKA und Nordex arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen. Bisher wurden damit in den letzten 1,5 Jahren in Summe 226 Windkraftanlagen (WKA) bestellt. Die neuen WKAs sollen in mehreren dt. Bundesländern errichtet werden.
Rohstoffe
Die Sorgen des Ölmarktes aus den letzten Wochen haben sich nicht manifestiert. Der Nahostkonflikt scheint sich zu beruhigen. Eingepreiste Risikoprämien werden reduziert. US-Zölle und die Förderpolitik der OPEC treten wieder in den Vordergrund. Am 06. Juli entscheidet die OPEC über die weitere Entwicklung der Fördermengen.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!