Hensoldt Aktie: Neue Verkaufsempfehlung nach „Fahnenstange”

Die Hensoldt-Aktie hat in den vergangenen Wochen stark zugelegt und im Chart mit dem steilen Kursanstieg eine „Fahnenstange” ausgebildet, beflügelt durch die Diskussionen über ein mögliches weiteres Sondervermögen für die Bundeswehr. Analysten sehen in dem Rüstungsunternehmen einen Profiteur steigender Verteidigungsausgaben, bewerten jedoch das langfristige Wachstumspotenzial unterschiedlich. Während einige Experten weiteres Aufwärtspotenzial sehen, warnen andere vor strukturellen Herausforderungen.
mwb research hat die Hensoldt-Aktie nach der jüngsten Kursrallye von „Hold“ auf „Sell“ abgestuft und das Kursziel bei 48 Euro belassen. Die Analysten begründen die skeptische Haltung mit mehreren Faktoren. Einerseits sei das Unternehmen zwar ein Gewinner der verstärkten Verteidigungsausgaben, könne jedoch nicht im selben Umfang von langfristigen Markttrends profitieren wie größere Rüstungskonzerne. Während Firmen wie Rheinmetall durch ihre breite Produktpalette eine höhere Umsatzsichtbarkeit über das Jahr 2030 hinaus aufweisen, sei Hensoldt stark auf einzelne Programme wie das TRML-4D-Radar angewiesen. Dieses stationäre System habe nach der initialen Installationsphase begrenzte Folgeaufträge, was die Wachstumsdynamik des Unternehmens dämpfen könnte.
Zusätzlich sehen die Analysten kurzfristige Belastungen durch den geplanten Wechsel in ein neues Logistikzentrum, der die Geschäftszahlen im ersten Halbjahr 2025 beeinträchtigen könnte. Während die Verlagerung langfristig Effizienzvorteile mit sich bringen soll, könnten Verzögerungen und Anlaufkosten die Margen kurzfristig belasten. Auch die zunehmende Konkurrenz im Bereich der digitalen Gefechtsfeldsysteme durch Unternehmen wie Rheinmetall könnte Hensoldt vor Herausforderungen stellen. Aufgrund dieser strukturellen Unsicherheiten sehen die Analysten das derzeitige Bewertungsniveau als überzogen an und stufen die Aktie entsprechend ab.
Deutsche Bank Research bleibt optimistisch und bestätigt in einem aktuellen Research vom Dienstag die Kaufempfehlung fü die Hensoldt Aktie mit einem Kursziel von 62 Euro. Der Konzern sei mit einem Umsatzanteil von 60 Prozent in Deutschland der größte Profiteur eines möglichen neuen Sondervermögens für die Bundeswehr. Der geopolitische Druck und die veränderte Verteidigungspolitik in den USA verstärkten zudem die Dynamik für europäische Rüstungsunternehmen.
JPMorgan hebt das Kursziel von 36 auf 50 Euro an, bleibt jedoch bei „Neutral“. Der Wiederbewaffnungszyklus in Europa sei Realität, und viele Nato-Staaten dürften ihre Verteidigungsbudgets weiter erhöhen. Dennoch sehen die Analysten im Vergleich zu anderen Rüstungskonzernen eine weniger starke Marktstellung.
Die Hensoldt Aktie (WKN: HAG000, ISIN: DE000HAG0005, Chart, News) notiert bei 66,00 Euro mit 3,13 Prozent im Plus, liegt damit im XETRA-Handel aber deutlich unter dem Tageshoch von 75,90 Euro - zugleich ein neues Allzeithoch der Rüstungs-Aktie. Mitte Februar notierte das Papier noch bei 33,12 Euro.