Formycon startet in eine neue und bedeutende Unternehmensphase

Viele Gespräche hat Enno Spillner, CFO von Formycon, auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse in Frankfurt geführt. Die Präsentation vor Investoren sowie die vielen Einzelgespräche haben sich offenbar gelohnt. Stand die Aktie in der Vorwoche noch bei 45,75 Euro, so bewegt sich das Papier inzwischen rund um die 50 Euro. Dazu beigetragen haben dürften auch die Zahlen zum dritten Quartal.
Die Gesellschaft meldet nach drei Quartalen einen Umsatz von 41,1 Millionen Euro (Vorjahr: 60,2 Millionen Euro). Das EBITDA kommt auf -17,7 Millionen Euro (Vorjahr: +5,2 Millionen Euro). Die Zahl entspricht den Erwartungen, Formycon hat mehr Geld für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Bereinigt sinkt das EBITDA von 3,5 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro. Die liquiden Mittel liegen Ende September bei 33,8 Millionen Euro (Vorjahr: 35,6 Millionen Euro).
Es gibt eine mögliche Darlehenslinie von 48,0 Millionen Euro. Diese kann bis Mai 2026 flexibel in Anspruch genommen werden. Spillner ist dankbar für diese Initiative von Ankeraktionären. Das erhöht die Möglichkeiten von Formycon.
An der Jahresprognose ändert Formycon nichts. Erwartet wird ein Umsatz von 55 Millionen Euro bis 65 Millionen Euro. Das EBITDA soll bei -15 Millionen Euro bis -25 Millionen Euro liegen. Bereinigt setzt man auf einen Wert von -5 Millionen Euro bis +5 Millionen Euro.
Bedeutsam ist für Spillner, dass man Mitte November in den Prime Standard aufgestiegen ist. Im Gespräch mit unserer Redaktion beim Eigenkapitalforum hofft er darauf, dass dieses Uplisting auch zu einer Aufnahme beispielsweise in den SDAX führen könnte. Der nächste Prüftermin der Börse im Dezember kommt dafür aber noch zu früh. Für den März hat der Finanzchef gewisse Hoffnungen.
Prime Standard öffnet Zugang zu neuen Investoren
Spillner sagt: „Das Uplisting Mitte November in den regulierten Markt der Frankfurter Börse markiert ein bedeutendes Kapitel in unserer Kapitalmarktstrategie. Es eröffnet uns den Zugang zu einem breiteren Spektrum internationaler und institutioneller Investoren. Das erhöht unsere Kapitalmarktattraktivität und festigt unsere Position im internationalen Wettbewerb.” Wichtig dürfte dabei jedoch auch sein, dass die Liquidität in der Aktie steigt. Daran muss Formycon arbeiten.
Im dritten Quartal hat Formycon sowohl von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) als auch von der amerikanischen FDA die Zulassung für FYB202 erhalten. Welche Auswirkungen dies letztlich für den Umsatz haben wird, kann Spillner in Frankfurt noch nicht genau quantifizieren. Hierzu will man sich Anfang 2025 konkreter äußern. Einige Umsatzphantasie dürfte es dazu am Markt aber schon geben. Der Marktstart von FYB202 in den USA soll Ende Februar 2025 erfolgen. Wann es in Europa losgehen wird, ist noch unklar.
Doch FYB202 ist nur eines von mehreren Produkten, die mittelfristig Umsätze bei Formycon generieren können. Bei FYB203 gibt es schon die US-Genehmigung, in Europa sollte diese Anfang 2025 eintreffen. Wann hier der Marktstart ansteht, ist jedoch noch unklar.
Große Hoffnung setzt Spillner auf FYB206, ein Biosimilar-Kandidat für Keytruda. Im Sommer startete dort eine Phase-I sowie eine Phase-III-Studie. Bei Biosimilars muss es keine Phase-II-Studien geben, das spart Geld und Zeit. Mehr als 500 Patienten sollen in die Phase-III-Studie aufgenommen werden, bis 2026 soll dies abgeschlossen sein. Die Kosten liegen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich, davon entfällt ein höherer zweistelliger Wert auf 2025. Dies ist zwar nicht billig, aber Spillner sieht den Milliardenmarkt, den man mit Keytruda bearbeiten kann. Davon will er ein Stück für Formycon gewinnen. Mit FYB208 und 209 stehen zudem weitere Kandidaten in den Startlöchern der Pipeline. Doch dazu fehlen noch viele Informationen.
Beim Gespräch mit einem Biotech-Manager kommt man nicht um das Thema Übernahme herum. Man will möglichst bald und nachhaltig die Profitabilität erreichen, aus dem Entwickler soll ein kommerzielles Unternehmen werden. Wenn dann ein Konkurrent auftauchen sollte und ein Angebot vorlegt, müssten letztlich die Aktionäre darüber entscheiden.
Klare Kaufempfehlungen von Analysten
Die Analysten von mwb research sehen Formycon als gut positioniert an, um kurz- und langfristig zu wachsen. Sie rechnen 2025 mit einem Umsatz von 90 Millionen Euro (2024e: 60,6 Millionen Euro). 2026 soll der Umsatz auf 180 Millionen Euro ansteigen. Je Aktie soll es ein Ergebnis von -0,01, +0,71 Euro bzw. +4,40 Euro geben.
Nach den aktuellen Zahlen bestätigen die Experten die Kaufempfehlung für die Aktien von Formycon. Das Kursziel sehen sie weiter bei 89,00 Euro.
Die Analysten von Jefferies sehen das Kursziel für die Formycon-Aktien wie bisher bei 86,00 Euro. Auch sie sprechen eine Kaufempfehlung für den Titel aus.
Die Aktien von Formycon (WKN: A1EWVY, ISIN: DE000A1EWVY8, Chart, News) gewinnen 2,78 Prozent auf 49,90 Euro.