Börse am Morgen: U.a. mit Mercedes-Benz, EZB, Ölpreis - Nord LB

Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im Oktober nach einer Serie von Rückgängen deutlich verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte auf 86,5 Punkte, sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen wurden besser beurteilt. Vor allem der Dienstleistungssektor zeigt sich zufriedener mit der Geschäftsentwicklung. Handel, Industrie und Bau bleiben hingegen sehr pessimistisch. Die EZB hat bereits auf den Konjunkturpessimismus mit einer Erhöhung des Zinstempos reagiert. Aber auch Wirtschafts- und Fiskalpolitik diskutieren inzwischen intensiver über mögliche Beiträge zur Belebung der wirtschaftlichen Aktivität. Sicher richtet sich aber nun der Fokus auf die US-Wahlen Anfang November, die – je nach Ergebnis – erheblichen Einfluss auch auf die Stimmung deutscher und europäischer Unternehmen haben dürfte.
Wochenausblick
Wieder eine Woche gespickt mit Konjunktur- und Unternehmensdaten sowie geldpolitischen Impulsen! Von zentraler Bedeutung sind vor allem die BIP-Daten für das dritte Quartal in Deutschland, der Eurozone und den USA am Mittwoch. Zudem werden sicherlich die Schnellschätzungen der Oktober-Inflationsdaten in den USA und der Eurozone für geldpolitischen Diskussionsstoff sorgen. Vor einem tatsächlichen Leitzinsentscheid steht die Bank of Japan am Donnerstag. Ebenfalls wichtige geldpolitische Impulse liefern zum Wochenausklang die US-Arbeitsmarktdaten und die Einkaufsmanagerbefragung durch den ISM. Darüber hinaus haben die Märkte im Rahmen der laufenden Berichtssaison in dieser Woche u.a. die Q3-Zahlen der Tech-Giganten aus den USA zu verdauen. Aber auch hierzulande stehen u.a. mit Lufthansa, Volkswagen und Adidas wichtige Unternehmensdaten an.
Renten- und Aktienmärkte
Im Vergleich zum Wochenbeginn gaben deutsche Anleihen etwas nach. Der Anleihemarkt ist von der Unsicherheit gekennzeichnet, wie stark die EZB letztlich die Leitzinsen im Dezember senkt. Eine Reduktion um mindestens 0,25 Prozentpunkte gilt als sicher. Eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte kann aber nicht ausgeschlossen werden. Aussagen von EZB-Vertretern waren hier widersprüchlich.
Der unerwartet kräftige Anstieg des Ifo-Index hat den deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss gestützt. Auf Wochensicht ging es allerdings bergab. Den Aktienmarkt belasteten in den vergangenen Tagen Sorgen um die chinesische Wirtschaft und das unsichere Ergebnis der immer näher rückenden US-Präsidentschaftswahl. Auf der Unternehmensseite rückte v.a. der Autosektor ins Rampenlicht, der durch einen Gewinneinbruch bei Mercedes-Benz belastet wurde (s.u.). DAX +0,11%; MDAX +0,43%; TecDAX +0,19%.
An der Wall Street hat der Technologiesektor dank erfreulicher Nachrichten aus der Wirtschaft seinen zuletzt guten Lauf fortgesetzt. So hat sich die von der Universität Michigan erhobene Stimmung der US-Verbraucher im Oktober unerwartet etwas aufgehellt. Davon profitierten die als sehr konjunktursensibel geltenden Technologiewerte besonders. Standardwerte hingegen blieben weiter im Hintertreffen. Dow Jones -0,61%; S&P 500 -0,03%; Nasdaq Comp. +0,56%.
Unternehmen
Mercedes-Benz hat in Q3 wegen schwacher Verkäufe von Luxusautos in China einen Gewinneinbruch erlitten. Das Betriebsergebnis (EBIT) sackte von Juli bis September ggü. dem Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte ab auf 2,5 Mrd. EUR. Im Kerngeschäft mit Pkw brach der bereinigte operative Gewinn noch stärker ein um 64% auf 1,2 Mrd. EUR, so dass die Rendite mit 4,7% nicht mal halb so hoch war wie vor Jahresfrist (12,4%). Das konzernweite Betriebsergebnis soll 2024 um mehr als 15% schrumpfen nach knapp 20 Mrd. EUR im Vorjahr. Auch den Ausblick für den Umsatz passte Mercedes-Benz nach unten an: Er soll nun leicht sinken statt das Vorjahresniveau zu erreichen.
Rohstoffe
Aufgrund der anhaltenden Spannungen in Nahost zogen die Ölpreise weiter an. Unklar ist, wie Israel auf einen Raketenangriff des Iran von Anfang Oktober reagieren wird. Am Markt wird befürchtet, dass die Ölinfrastruktur des Irans zum Ziel werden könnte. Das schürt seit Wochen immer wieder Versorgungsängste. Ihre Hoffnungen setzten Anleger nun in die für die kommenden Tage geplante Wiederaufnahme der Gespräche über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen.
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