Börse am Morgen: U.a. mit E.ON, Volkswagen, Inflation und Energiepreise - Nord LB

Laut Ifo-Institut hat sich der Auftragsmangel im Wohnungsbau erneut verschärft. Im September äußerten sich 52,9% der Unternehmen in einer am vergangenen Freitag veröffentlichten Ifo-Umfrage kritisch (ggü. 50,6% im August). Für die Zukunft sind die Unternehmen etwas optimistischer. Das Geschäftsklima im Wohnungsbau konnte sich leicht verbessern. Klaus Wohlrabe (Leiter Ifo-Umfragen): „Von einem Hoffnungsschimmer zu sprechen, wäre aber übertrieben … die Lage im Wohnungsbau ist weiterhin ernst … die Zinssenkungen der Zentralbank konnten noch keinen Effekt entfalten“.
Trotzdem gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont, denn aufgrund der fallenden Energiekosten ist die Inflation in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit rd. dreieinhalb Jahren gesunken (1,6% im Vorjahresmonatsvergleich). Das Statistische Bundesamt bestätigte zum Ende der letzten Woche ihre Schätzung aus dem September. Mit einer Teuerung von 1,8% in der Euro-Zone ist das Inflationsziel der EZB also bereits erreicht. Das Tor für weitere Zinssenkungen bis zum Ende des Jahres 2024 öffnet sich wieder ein Stückchen weiter.
Wochenausblick
Nach den sentix-Zahlen wird in der neuen Woche nun zunächst auf die aktuellen Angaben zu den Indikatoren des ZEW aus Mannheim zu achten sein. Die Stimmung zwischen Flensburg und Konstanz ist schlecht – auch bei den Anlegern; obwohl der DAX mit der Marke von 19.000 Punkten kämpft, notiert die Lagekomponente für Deutschland im Berichtsmonat September bei sehr schwachen -84,5 Punkten. Leider gibt es am aktuellen Rand eigentlich keine großen Hoffnungen auf einen nachhaltigen Anstieg bei dieser Zeitreihe. In diesem schwierigen Umfeld bleibt auch die EZB unter Handlungsdruck. Folglich ist am Donnerstag mit einer weiteren Leitzinssenkung durch die Notenbank vom Main zu rechnen. Die Worte von Christine Lagarde müssen wohl ganz genau im Auge (oder eher Ohr) behalten werden. Dabei könnte vor allem ihre Reaktion auf Fragen von Bedeutung sein. Zudem sollte im Laufe der Woche noch auf die aktuellen Angaben zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten zu achten sein. Der US-Konsumenten ist bekanntlich eine tragende Säule der nordamerikanischen Ökonomie. Im September dürften fallenden Benzinpreisen, welche die Umsatzzahlen bei den Tankstellen belastet haben müssten, gewisse stützende Impulse durch die Autohäuser gegenüberstehen.
Aktienmärkte
Der dt. Leitindex profitierte zum Ende der Handelswoche von den positiven Entwicklungen der Wall Street. Die US-Berichtssaison startete vielversprechend. Quartalszahlen von JPMorgan und Wells Fargo erfreuten die Börsianer. Analystenerwartungen wurden übertroffen, Gewinnerwartungen sogar angehoben. Dies resultierte in neuen Rekordmarken beim Dow Jones und S&P 500. In diesem Sog kletterte der DAX dann im Schlusshandel auf 19.373,83 Punkte. Die erst Ende September aufgestellte Bestmarke (19.491 Punkte) bleibt somit in Reichweite.
DAX +0,85%; MDAX +0,35%; TecDAX +0,54%; Dow Jones +0,97%; S&P 500 +0,61%; Nasdaq Comp. +0,33%.
Unternehmen
Während sich die Teuerung in Deutschland aufgrund der sich erfreulich beruhigenden Energiekosten schon wieder unterhalb der EZB-Marke von 2% eingependelt hat, warnt der Energieversorger E.ON vor zukünftig steigenden Verbraucherpreisen bei Strom und Gas. Was ist der Grund? Der Anteil der Netzgebühren am Strompreis nähert sich der 30%-Marke. Insgesamt machen mittlerweile schon 56% des Strompreises die staatlich festgelegten Steuern und Umlagen aus. Wird dieser Anteil zukünftig noch weiter steigen? Diese Frage beantwortete Filip Thon (GF E.ON Energie Deutschland) wie folgt: „Ja, davon gehe ich perspektivisch aus.“
Volkswagen: Die Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick der Kreditwürdigkeit von stabil auf negativ gesenkt. Das Long Term Issuer Rating bleibt mit A3 unverändert. Moody’s begründet den Schritt mit der schwachen Performance der Wolfsburger in den vergangenen Monaten. Der größte Autohersteller Europas habe zwar Gegenmaßnahmen eingeleitet, diese seien aber mit Risiken behaftet.
Rohstoffe
Die Ölpreisrally der letzten Tage konsolidierte zum Ende der Handelswoche. Spannungen in Nahost sowie die derzeitige Hurrikan Saison haben die Preise der Nordseesorte Brent und seines USPendants WTI innerhalb von nur einem Monat in Richtung USD 80 (plus rd. 9%) resp. USD 75 (plus rd. 10%) getrieben.
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