Börse am Morgen: U.a. mit Deutsche Telekom, Südzucker, Rezession und Firmenpleiten - Nord LB

Die Firmenpleiten in Deutschland steigen weiter an. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) schnellten die Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im September im Vergleich zum Vorjahresmonat (09/23) um 28% in die Höhe (ggü. 08/24 um 2%). Grund für das Insolvenzgeschehen ist laut IWH die derzeitige schwache dt. Wirtschaft sowie die Nachwehen der Corona-Pandemie (zur Information: in Q3/24 summierte sich die Anzahl der Pleiten auf #3.991; letztmalig war dieser Wert mit #4.071 nur noch in Q2/10 größer; damals zollten die Unternehmen auch mit einer entsprechenden Zeitverzögerung Tribut; Ursache war zu jener Zeit die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise (2008/2009)).
Eine Rezession im Euroraum ist laut EZB unwahrscheinlich. Zwar gibt es hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in einzelnen Mitgliedstaaten (bspw. Sorgenkind Deutschland) signifikante Unterschiede, das am gestrigen Tag veröffentlichte Protokoll der Zinssitzung aus dem September weist aber darauf hin, dass ein Teil der Schwäche wahrscheinlich zyklischer Natur sei und strukturelle Herausforderungen bestünden („Insbesondere das schwache Wachstum in der größten Volkswirtschaft des Euroraums bremste das Wachstum im Euroraum … im Gegensatz dazu verzeichneten viele andere Länder des Euro-Währungsgebiets ein robustes Wachstum, einschließlich starker Beiträge der Inlandsnachfrage“). Positiv ist überdies zu würdigen, dass die Inflation mit 1,8% (im September) unterhalb der angestrebten Marke von 2% notiert (die 2%-Marke evaluiert die EZB als konjunkturellen Idealwert im Euroraum).
Tagesausblick
Nach den gestern gemeldeten CPI-Daten wird in den USA heute noch auf die PPI-Zahlen zu achten sein. Diese eigentlich eher volatile Zeitreihe sollte sich im Berichtsmonat September recht „zahm“ präsentieren. Auch die vorläufigen Angaben zur Entwicklung des Verbrauchervertrauens der Universität von Michigan müssen von den Anlegern im Auge behalten werden. Bei dieser Erhebung wird auch auf die neuen Informationen zur Entwicklung der Inflationserwartungen der privaten Haushalte zu achten sein. Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Konsumenten in den USA scheinen sich inzwischen unterhalb der magischen Marke von 3% zu stabilisieren. Dies ist grundsätzlich eine gute Nachricht für die Fed, welche jüngst in der Hoffnung auf ein nachhaltiges Abklingen der Inflationsgefahren schließlich eine doch recht offensive Zinswende gewagt hatte!
Aktien- und Rentenmärkte
An den Aktienmärkten haben die am Donnerstag mit Freude erwarteten Verbraucherpreise dann doch keine wirklich neuen Impulse ausgelöst (die US Konsumentenpreise legten im Berichtsmonat September zwar um immerhin 0,2% M/M zu, die Kernrate zog sogar um 0,3% M/M an, das Ergebnis könnte aber bei einigen Fed-Offiziellen auch leichte Sorgen auslösen. Warum? Der erst kürzlich implementierte „große“ Zinsschritt erscheint jetzt ggf. in der Retroperspektive ein wenig zu ambitiös). Entsprechend verhalten verließen der DAX und die Wall Street das Parkett. Erst ein Mal kurz durchatmen und die Entwicklung der US-Zinsen bitte nicht aus dem Auge verlieren heißt die Devise. In diesem Umfeld traten am Rentenmarkt die Staatsanleiherenditen auf der Stelle. 10-jährige US-Treasuries rentieren derzeit bei 4,10% (+3bp), das europ. Pendant Dt. Bunds bei 2,25% (+/- 0bp).
DAX -0,23%; MDAX -0,71%; TecDAX -0,24%; Dow -0,14%; S&P 500 -0,21%; Nasdaq C. -0,05%.
Unternehmen
Ein geplantes Aktienrückkaufprogramm sowie eine angekündigte Dividendenerhöhung trieben gestern die Aktien der Dt. Telekom auf ein 23-Jahres Hoch. Für 2024 ist eine Ausschüttung i. H. v. EUR 0,90 pro Aktie geplant (2023: EUR 0,77). Im kommenden Jahr sind Aktienrückkäufe in einem Volumen von EUR 2,0 Mrd. avisiert. In Zukunft plant der Konzern zudem Ausschüttungen von 40% - 60% des ber. Ergebnisses je Aktie. Das Versprechen von steigenden Dividenden kam bei den Anlegern sehr gut an.
Der Südzucker AG versalzte am Donnerstag ein Gewinneinbruch aufgrund von gesunkenen Zuckerpreisen sowie höherer Herstellungskosten die Halbjahresbilanz. Das EBITDA fällt von EUR 739 Mio. auf EUR 420 Mio. Die Zahlen bestätigen jetzt die Vorwarnungen aus dem September (als man die Prognose für das GJ 24/25 bereits nach unten revidieren musste).
Devisen
Die FX-Händler behalten das Tempo der Zinswende im Blick. Gestern profitierte (nach den neuen US-CPI-Zahlen) im Währungsverhältnis USD/EUR klar der Greenback.
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