Börse am Morgen: U.a. mit Amazon, Apple, BMW, Moderna und Volkswagen - Nord LB

Der Caixin Manufacturing PMI hat sich nach seiner neunmonatigen Aufwärtstendenz im Berichtsmonat Juli erstmals wieder eingetrübt. Der Index fällt mit einem Stand von 49,8 Punkten auf das Niveau von Oktober und damit in kontraktives Terrain. Trotz der schwächeren Auftragseingänge stiegen die Exportaufträge im Juli zwar weiter an, im Vergleich zum Vormonat verlangsamte sich das Wachstum aber. Laut der verbalen Rückmeldung in der Umfrage bleibt aber auch der zurückhaltende Binnenkonsum ein Problem. Nach dem bereits Vortags veröffentlichten staatlichen Pendant CFLP Manufacturing PMI zeigen nun beide Einkaufsmanagerindizes nach unten. Für die Industriekonjunktur im Reich der Mitte sind dies für die zweite Jahreshälfte keine guten Vorzeichen. Das Gegensteuern Pekings weitet sich zwar kontinuierlich auf immer mehr Bereiche aus, doch wird die Liste der Belastungsfaktoren für die chinesische Industrie auf Sicht wohl auch nicht kürzer.
Das Monetary Policy Committee der Bank of England hat gestern zum ersten Mal seit März 2020 die Zinsen gesenkt. Nach der Lockerung der Bank Rate um 25 Basispunkte gilt im Vereinigten Königreich nun ein Leitzins von 5,00%. Die Verfassung der britischen Wirtschaft zwang die Notenbanker regelrecht zum Handeln. Die aktuell und perspektivisch positiven Inflationsdaten ließen ein Abwarten auch nicht mehr rechtfertigen. Aber besonders der Arbeitsmarkt und die schwachen Einzelhandelsumsätze dürften hinreichende Gründe dafür geliefert haben, den Unternehmen und Privathaushalten des Landes wieder mehr Luft zum Atmen zu lassen. Die Entscheidung fiel dabei nur hauchdünn: Mit 5 zu 4 überwogen die Stimmen für eine Senkung nur knapp.
Der gestern veröffentlichte ISM Manufacturing PMI notierte im Juli mit 46,8 Punkten noch einmal deutlich schwächer als im letzten Monat und überraschte negativ. Damit bestätigte sich das Bild einer sich abkühlenden Wirtschaft in den USA. Zwar wird es vor der nächsten Sitzung des FOMC eine weitere Aktualisierung dieser Zeitreihe geben, aber bereits jetzt wird man in den Kreisen der geldpolitischen Entscheider diese fast schon frostig anmutende Stimmung registrieren (müssen).
Tagesausblick
Heute wird v.a. auf die Veröffentlichung der neuen Arbeitsmarktdaten aus den USA zu achten sein, die eine ganz besonders hohe Bedeutung für die weitere Geldpolitik der Fed haben werden. Die Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten beginnt sich langsam einzutrüben. Noch ist aber nicht mit schwachen Zahlen zu rechnen. Der in der jüngeren Vergangenheit in den USA zu beobachtende akute Personalmangel dürfte dafür sorgen, dass die Unternehmen beim Thema Personalabbau auch perspektivisch nur sehr vorsichtig agieren werden.
Aktienmärkte
Schwache Zahlen von BMW, Volkswagen und Daimler Truck sorgten für Kursverluste im gesamten Automobilsektor. Und dann kamen noch die schwachen Konjunkturdaten aus den USA. Diese Gemengelage sorgte für die schlechteste DAX-Performance seit Juli 2023. DAX -2,28%; MDAX -1,44%; TecDAX -1,23%.
Auch die Wall Street ging nach anfänglichen Gewinnen in die Knie, nachdem der Einkaufmanagerindex für die Industrie enttäuschte. Dow Jones -1,22%; S&P500 -1,37%; Nasdaq Comp. -2,30%.
Unternehmen
BMW- und Volkswagen-Aktien waren nach einem Gewinnrückgang infolge gestiegener Kosten und schwacher Absätze in China unter Druck. Daimler Truck-Anleger waren von einer Prognosesenkung wenig begeistert.
Der Aktienkurs von Moderna brach um über 20% ein, nachdem der Konzern die Umsatzguidance für die Coronaimpfstoffe eindampfte.
Trotz eines überraschend starken Umsatzes im Cloud-Geschäft präsentierte Amazon mit Blick auf eine schlechte Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen nur einen verhaltenen Ausblick.
Bei Apple gingen die iPhone-Verkäufe insgesamt etwas weniger stark als befürchtet zurück (-1% auf EUR 39,3 Mrd.), in China (-6,5%) war der Rückgang dagegen deutlich stärker als erwartet. Das Unternehmen erhofft sich einen Nachfrageschub aus der KI-Offensive.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR gab zum USD leicht nach. Unter Druck geriet dagegen das Britische Pfund (GBP), das nach der Leitzinssenkung zu allen wichtigen Währungen nachgab.
Ölpreise erholten sich im Umfeld der zunehmenden Spannungen im Nahost-Konflikt.
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