Börse am Morgen: U.a. mit Nemetschek, EZB, Stromproduktion, DAX-Indizes - Nord LB

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung erwartungsgemäß alle drei Leitzinssätze um 25 Basispunkte gesenkt. Vor allem wegen des hartnäckigen binnenwirtschaftlichen Preisdrucks meidet der EZB-Rat weiterhin jede Vorfestlegung auf einen Zinspfad. Die im Spätsommer zu erwartenden geringeren Inflationszahlen werden die Tür für einen weiteren Zinsschritt öffnen, entsprechend erwarten wir die nächste Zinssenkung erst im September. Zudem dürften die EZB-Sitzungen mit Aktualisierungen der Projektionen einen Vorzug für weitere Zinsanpassungen erhalten, was für einen Zinspfad von 25 BP je Quartal spricht.
Den vierten Monat in Folge verbuchte das verarbeitende Gewerbe in Deutschland im April ein Auftragsminus. Im Vergleich zum Vormonat ging das Neugeschäft um 0,2% zurück, wohingegen Ökonomen im Konsens (Reuters) mit einem Anstieg um 0,5% gerechnet hatten. Zudem wurde der März-Wert von ursprünglich -0,4% auf -0,8% revidiert. Ohne Berücksichtigung schwankungsanfälliger Großaufträge ergab sich im April allerdings ein Anstieg um 2,9%.
Die Einzelhandelsumsätze in der Euro-Zone sanken im April gegenüber Vormonat um 0,5% und damit etwas stärker als erwartet (Reuters: -0,3%).
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist in der vergangenen Woche um 229.000 und damit stärker als erwartet (Reuters: 220.000) gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren es aufwärts revidiert 221.000 Anträge.
In Q1 2024 wurden in Deutschland mit 121,5 Mrd. kWh Strom 7,5% weniger als im Vorjahreszeitraum erzeugt. Allerdings stieg die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien um 11,6% auf einen Anteil von 58,4% (Vj.: 48,5%). Die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern ging um 25,4% auf einen Anteil von 41,6% zurück. Die Stromeinspeisung aus Kohle nahm um 11,0 Mrd. kWh bzw. 28,2% ab, blieb mit einem Anteil von 23,0% aber zweitwichtigster Energieträger. Die Einspeisung aus Erdgas sank um 0,4 Mrd. kWh auf einen Anteil von 15,8%. Die Windkraft lieferte ein Plus von 5,0 Mrd. kWh. Sie blieb mit einem Anteil von 38,5% (Vj.: 31,8%) wichtigster Energieträger. Photovoltaik lieferte ein Plus von 1,4 Mrd. kWh auf einen Anteil von 6,6%.
Tagesausblick
Vor allem die Ziele der Fed rücken heute die aktuellen Daten zur Entwicklung der Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten klar in den Fokus. Die Vorgaben sind nicht ganz einheitlich. Zwar hat die Arbeitsmarktkomponente des ISM PMI Manufacturing zuletzt positiv überrascht, der eigentliche „Job-Motor“ – die Dienstleistungsunternehmen – konnte da aber nicht mithalten. Die Beschäftigungskomponente des ISM PMI Services ist im Mai nur leicht auf weiterhin schwache 47,1 Punkte gestiegen. Auch die aktuellen ADP-Daten haben viele Beobachter eher negativ interpretiert. Die Bäume wachsen inzwischen offenbar auch am US-Arbeitsmarkt nicht mehr in den Himmel.
Renten- und Aktienmärkte
Während deutsche Anleihen nach der EZB-Zinssenkung Verluste auswiesen, handelten US Treasuries freundlich. Europas Aktienbörsen reagierten positiv auf die Zinssenkung der EZB. In den USA wurden an der Technologiebörse Nasdaq und im breit aufgestellten S&P 500 im Handelsverlauf neue Rekorde erreicht, dann aber setzten Gewinnmitnahmen ein. DAX +0,41%; MDAX +0,23%; TecDAX +0,85%; Dow Jones +0,21%; S&P 500 -0,02%; Nasdaq Comp. -0,09%.
Im Rahmen der planmäßigen Juni-Überprüfung der DAX Blue-Chip-Indizes teilte die zur Deutsche Börse-Gruppe gehörende STOXX Ltd. Änderungen in MDAX und SDAX mit, die zum 24. Juni wirksam werden:
MDAX: rein: Rational AG, TUI AG, Traton SE; raus: MorphoSys
AG, SMA Solar Technology AG, Sixt SE St
SDAX: rein: MorphoSys AG, SMA Solar Technology AG, Sixt SE
St; raus: Wüstenrot & Württembergische AG, Heidelberger Druckmaschinen AG, Traton SE
Für DAX und TecDAX ergeben sich keine Anpassungen.
Unternehmen
Der Softwarekonzern Nemetschek erwirbt das Unternehmen GoCanvas aus den USA für umgerechnet etwas mehr als EUR 700 Mio. Von der Transaktion erwartet sich das Management signifikante Wachstumschancen sowie technologische Synergien, sie soll die Digitalisierung in der Bauindustrie weiter beschleunigen.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR verteuerte sich nach der EZB-Entscheidung leicht.
Am Ölmarkt kam es nach den spürbaren Preisrückgängen der vergangenen Tage zu einer Gegenbewegung.
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