Börsen-Ausblick mit: Uniper, Zinssorgen, Inflation und Konjunkturdaten - Nord LB

Das BIP im Euroraum ist in Q2 um 0,6% Q/Q gewachsen. Im Jahresvergleich legte das BIP um 3,9% zu, wie Eurostat mitteilte. Damit wurden die Ende Juli gemeldeten Schätzungen (0,7% Q/Q; 4,0% Y/Y) leicht nach unten revidiert.
Die Inflation in Großbritannien hat einen neuen Höchststand erreicht. Im Juli betrug die Teuerungsrate 10,1% Y/Y (Juni: 9,4% Y/Y), wie das Office for National Statistics mitteilte. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem weitaus geringeren Anstieg des Preisniveaus gerechnet. Die Bank of England hatte kürzlich den Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,75% angehoben.
Ein weiterer Rekordwert: Der Auftragsbestand des verarbeitenden Gewerbes lag im Juni 0,5% höher als im Mai, im Vergleich zum Vorjahresmonat ergab sich ein Plus von 14,1%. Dies teilte das Statistische Bundesamt mit. Damit sind die Auftragsbücher in der Industrie weiterhin gut gefüllt, wenn auch die Reichweite des Auftragsbestands auf 8,0 Monate (Mai: 8,1 Monate) zurückging.
Die US-Einzelhandelsumsätze sind im Juli stagniert. Es zeigte sich eine Veränderungsrate von 0,0% M/M, was mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen lag. Nun ist es an der Fed, die US-Wirtschaft nicht durch zu kräftige Leitzinsanhebungen in eine „echte“ Rezession zu stoßen. Gewisse Leitzinsanhebungen sind aufgrund des aktuellen Inflationsumfeldes aber noch nötig. Das Fingerspitzengefühl von Jerome Powell ist damit gefragt!
Heute veröffentlicht Eurostat die endgültigen Verbraucherpreisdaten für den Monat Juli. Nach der vorläufigen Schätzung waren diese im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,9% angestiegen. Für die USA stehen darüber hinaus die Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe und der Philadelphia-Index für den August an. Nach den sehr schwachen Zahlen zum identisch aufgebauten Empire State Manufacturing Survey aus New York, die sicherlich schon als ein Art Warnschuss vor den Bug zu betrachten sind, sollte man beim Blick auf die Zahlen aus Philadelphia unserer Auffassung nach auch nicht zu skeptisch sein, hatte letzterer Indikator doch schon im Vormonat zu einer ausgeprägten Schwäche geneigt!
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen erlitten weitere Kursverluste. Hintergrund waren die gemeldeten hohen Inflationsdaten aus Großbritannien, die die Sorge vor einer weiter steigenden Teuerung auf dem Festland verstärkte. US-Staatsanleihen verringerten nach der Veröffentlichung der FOMC Minutes ihre Verluste. Wie aus dem Protokoll hervorging, wird sich das Tempo der Zinserhöhungen auf absehbare Zeit verlangsamen. Vorerst seien aber noch Schritte notwendig, um der Inflation zu begegnen.
Aktienmarkt
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt hielten sich angesichts Zinssorgen und der am Abend veröffentlichten FOMC Minutes zurück. So rückte die Marke von 14.000 Punkten wieder in die Ferne. DAX -2,04%, MDAX -2,01%, TecDAX -1,36%. Die Kurse an der Wall Street schlossen im Minus. Die Verluste durch die Bekanntgabe der FOMC Protokolle konnten jedoch eingedämmt werden. Dow -0,51%, S&P-500 -0,72%, Nasdaq Comp -1,25%.
Unternehmen
Uniper hat im 1. Halbjahr ein bereinigtes EBIT von -564 Mio. EUR (H1 2021: 580 Mio. EUR) verzeichnet. Der Nettoverlust für den Zeitraum beträgt 12,3 Mrd. EUR; davon sind 6,5 Mrd. EUR auf erwartete Verluste wegen unterbrochener Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen. Hinzu kommen Abschreibungen in Höhe von 2,7 Mrd. EUR, die im Zusammenhang mit Verlusten der nicht in Betrieb genommenen Pipeline Nord Stream 2 stehen. Für 2022 rechnet das Unternehmen mit einem negativen Ergebnis, traut sich aber noch keine Prognose zu. In 2023 sollen die Ergebnisse verbessert sein, und Uniper strebe an, ab 2024 die Verlustzone zu verlassen, so Finanzchefin Tuomela. Der angeschlagene Energiekonzern leidet unter reduzierten Gasliefermengen aus Russland, weshalb er teureres Gas am Markt einkaufen muss.
Devisen
Die Aussicht auf ein mögliches Abschwächen des Zinserhöhungstempos der US-Notenbank kam dem Euro zugute und verlieh ihm kurzzeitig Aufwind.
Rohstoffe
Die Ölpreise haben nach ihren verlustreichen Vortagen etwas zugelegt. Rückläufige US-Rohöllagerbestände und gestiegene ÖlExporte der USA bewegten die Preise nach oben.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!