Europäische Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs - National-Bank Kolumne
Obwohl der ADP-Bericht sich in den vergangenen Monaten nicht immer als sonderlich guter Indikator für den US-Arbeitsmarktbericht herausgestellt hat, reagierten die Investoren gestern auf die überraschend hohe Zahl an Stellen, die geschaffen sein könnten. Demensprechend groß dürften die Hoffnungen geworden sein, der Arbeitsmarktbericht könne die Prognosen heute übertreffen. Diese Entwicklung sorgte zugleich dafür, dass risikobehaftete Assets gesucht waren und heute Morgen in weiten Teilen Asiens gesucht sind. Die übrigen US-Daten fielen im Rahmen der Erwartungen aus. Der ISM Index für das verarbeitenden Gewerbe konnte leicht zulegen. Bisher zeigen sich die US-amerikanischen Unternehmen unbeeindruckt davon, dass die US-Administration erhebliche Schwierigkeiten hat, ihre Agenda umzusetzen. Nach wie vor wird davon ausgegangen, dass zumindest Teile davon in Kraft treten werden, so dass die Unternehmen auf eine Verbesserung ihrer Lage hoffen.
Aus dem Euroraum gibt es wenig Neues: Die finalen Werte der Markit Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe bestätigen, es eine Fortsetzung des robusten Wachstumspfads. Als positive Überraschung ist die Revision des italienischen Wachstums für Q1 2017 zu werten. In Q1 war die Wirtschaft dort auf dem richtigen Weg. Die Probleme des Landes, insbesondere mit der hohen Verschuldung gemessen am BIP sowie des Bankensektors mit dem weiterhin großen Volumen an zahlungsgestörten Krediten, sind damit nicht gelöst. Zusätzliche Unsicherheit dürfte es geben, wenn es im laufd. Jahr tatsächlich zu Neuwahlen kommen sollte. Aufgrund der Ergebnisse der jüngsten Umfragen besteht die Sorge, europakritische Kräfte könnten eine Mehrheit erhalten oder zumindest als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgehen. Investoren werden die Entwicklungen im Land weiterhin sehr kritisch verfolgen.
Ohne Zweifel ist das Tagesereignis die Veröffentlichung des USArbeitsmarktberichts. Aufgrund der seit gestern vorhandenen Erwartungshaltung ist nun durchaus eine Enttäuschung möglich. Allerdings sollte man nicht nur auf die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb
des landwirtschaftlichen Sektors schauen. Die Lohnentwicklung ist vielleicht sogar noch bedeutender als die Zahl neuer Stellen. Bisher bleibt der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne weit hinter dem zurück, was man aufgrund der Arbeitslosenquote sowie den Berichten über die Knappheit von Fachkräften erwarten durfte. Das liegt vor allem darin begründet, dass die weitaus überwiegende Zahl der Stellen im Dienstleistungssektor geschaffen wird, der tendenziell schlecht bezahlt wird. Im verarbeitenden Gewerbe werden dagegen nur wenig neue Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem gehen die ersten Arbeitnehmer, die zur Generation der Baby-Boomer gehören, in Ruhestand. Es werden also gut bezahlte Arbeitskräfte durch deutlich schlechter bezahlte ersetzt. Beides sollte nicht ohne Wirkung auf die Lohnentwicklung am Arbeitsmarkt bleiben. Erst wenn die Personalknappheit bei den „einfachen Jobs“ angekommen ist, dürfte es also zu stärker steigenden Stundenlöhnen kommen. Auf die Politik der US-Notenbank wird der Arbeitsmarktbericht kaum Auswirkungen haben. Die Leitzinserhöhung Mitte Juni dürfte kommen, unabhängig davon, wie der Arbeitsmarktbericht letztlich ausfällt.
Der Bund Future aufgrund der Vorgaben aus dem asiatischen Handel mit leichten Verlusten in den Tag starten. Bis zum Arbeitsmarktbericht wird es sowieso kaum Aktivität geben. Erst danach dürfte sich das Handelsgeschehen beleben. Aufgrund des langen Wochenendes dürfte es jedoch eher zu Gewinnmitnahmen am Nachmittag kommen. Im Tagesverlauf sollte der Bund Future sich zwischen 161,45 und 162,70 bewegen.