National-Bank: Mario Draghi verteidigt den EZB-Kurs
Die Aussagen der europäischen Notenbanker waren zwar die wichtigsten Ereignisse am vergangenen Handelstag. Erwartungsgemäß hatten die EZB-Vertreter jedoch nichts Neues im Gepäck. Sie verteidigten den eingeschlagenen geldpolitischen Kurs. Vor dem Europäischen Parlament forderte der EZB-Chef die einzelnen Länder erneut dazu auf, endlich ihren Beitrag zu leisten. Die lockere Geldpolitik könne ihre Wirkung nur mit unterstützenden Strukturreformen auf den Arbeits- und Gütermärkten sowie der Nutzung von fiskalischen Spielräumen, sofern in einzelnen Ländern vorhanden, entfalten. Dass er seine Botschaft immer und immer wieder wiederholt, hilft jedoch auch nicht. Die einzelnen Euroländer bleiben weitestgehend untätig und freuen sich darüber, dass die EZB für günstige Refinanzierungsbedingungen sorgt.
An Letzterem wird sich trotz des Zinsanstiegs der vergangenen Wochen vorerst nichts ändern. Am 8. Dezember dürfte die Verlängerung des QE-Programms beschlossen werden, da die europäische die geldpolitische Unterstützung benötigen und das Inflationsziel von nahe, aber unter 2% bei den Verbraucherpreise noch weit entfernt sei. QE forever wird es jedoch ebenfalls nicht geben. Das hat der Notenbankchef ja bereits mehrfach klar gemacht. Die europäischen Notenbanker werden vorerst auf Sicht fahren. Vermutlich wird das QE-Programm erst einmal um sechs Monate mit unverändertem Volumen fortgesetzt, was einem zusätzlichen Stimulus von immerhin 480 Mrd. Euro entspricht. Ob die Märkte sich damit zufrieden geben werden, hängt nun von den kommunikativen Fähigkeiten der Notenbanker ab. Allerdings sollten die Zentralbankvertreter die Verhandlungen der OPEC über Fördermengenkürzungen gut im Auge behalten. Dass man in dem Gremium einer Einigung nahe sei, haben wir dieses Jahr gefühlte n-mal gehört. Etwas Konkretes herausgekommen, jedenfalls hinsichtlich einer Begrenzung der Fördermengen, ist dabei bisher nicht. Immerhin haben es die Erdölexportierer geschafft, den Ölpreis deutlich von seinen lows zu entfernen. Selbst wenn es also wieder keine Fördermengenbegrenzung geben sollte, dürfte der Ölpreis sich auf einem deutlich höheren Niveau einpendeln als zu Jahresbeginn. Die US-amerikanischen Explorer scheinen jedenfalls an höhere Ölpreise zu glauben, was ein Blick auf die Zahl der aktiven Riggs verrät.
Datenseitig herrscht heute hingegen erneut Ebbe. Es stehen zwar Zahlen zu Immobilienverkäufen in den USA sowie das europäischer Verbrauchervertrauen zur Veröffentlichung an. Einen großen Einfluss auf das Marktgeschehen werden beide Daten jedoch nicht haben. Immerhin sorgen die Hoffnung auf fiskalpolitische Stimuli in den USA sowie der höhere Ölpreis für gute Laune an den Aktienmärkten. Dass der designierte US-Präsident angekündigt hat, am ersten Tag seiner Präsidentschaft aus dem transpazifischen Handelsabkommen aussteigen zu wollen, gerät dabei zur Nebensache. Ob sich das mit seiner Strategie „Make America Great Again“ vereinbaren ließe, sei ebenfalls dahingestellt.
Mit den Vorgaben aus dem asiatischen Handel sowie der derzeit guten Stimmung für risky assets dürfte der Bund Future allenfalls behauptet in den Handelstag starten. Im weiteren Tagesverlauf sollte er zwischen 160,15 und 161,40 schwanken. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte sich zwischen 2,26 und 2,40% bewegen. Im Vergleich zu der erwartungsgemäß schleppend verlaufenen Auktion der 2jährigen T-Notes sollte diejenige der 5jährigen nahezu problemlos verlaufen. Für die 2jährigen Floater werden sich sowieso genügend Abnehmer finden.