National-Bank: EZB-Chef Draghi gibt sich entspannt
Bereits die Presseerklärung nach der Tagung des EZB-Rats sorgte für enttäuschte Gesichter bei vielen Marktteilnehmern. Keine Änderung der Geldpolitik, keine Verlängerung des QE-Programms, kein Helikopter, der aus dem Hangar gezogen wurde, nichts. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt immer noch den Glauben daran, die Notenbanker könnten über eine Änderung der Bedingungen für die im Rahmen des QE-Programms erwerbbaren Anleihen entschieden haben. Spätestens 15 Minuten nach Beginn der Pressekonferenz wurde jedoch klar, dass es nichts Neues geben würde. Die Reaktion an den Kapitalmärkten, insbesondere von mit stärkeren Risiken behafteten Anlageklassen sowie bei den längeren Anleihelaufzeiten machte deutlich, wie stark die Kapitalmärkte von der Liquiditätsdroge abhängig sind. Gibt es nicht noch mehr zusätzliche Liquidität, kommen die Kurse unter Druck. Vermutlich haben die US-Notenbanker diese Marktreaktionen ebenfalls sehr genau beobachtet. Sie stehen schließlich vor der Entscheidung, die Leitzinsen erneut anzuheben. Obwohl das Niveau auch nach einer Anhebung immer noch sehr, sehr niedrig und die Geldpolitik weiterhin wirtschaftsfreundlich bleiben würde, dürften Reaktionen am Kapitalmarkt nicht ausbleiben.
Mario Draghi gab sich ähnlich wie bereits auf der davor liegenden Pressekonferenz sehr gelassen. Die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum sowie die Preisentwicklung bis Ende 2018 wurden allenfalls marginal nach unten angepasst. Dass die Risiken für die europäische Wirtschaft in Anbetracht der Perspektiven der Weltwirtschaft weiterhin bei einem schwächeren als prognostiziertem Wachstum liegen, ist keine Überraschung. Die Prognosen erfordern jedoch kein akutes Eingreifen der Notenbank. Dass das QE-Programm irgendwann über den März 2017 hinaus verlängert wird, sollte „eigentlich“ jedem Marktteilnehmer klar sein. Ein abruptes Ende wird die EZB nicht riskieren. Vielleicht sollte man sich aber allmählich darauf einstellen, den Fokus zu justieren: Schließlich ist die Geldpolitik auch dann noch extrem lax, wenn der Ankauf fortgesetzt wird, aber mit einem geringeren monatlichen Volumen. Auf der Tagung des EZB-Rats und das ist vielleicht die „eigentliche“ Überraschung wurde nach mehrfacher Beteuerung Draghis nicht einmal über die Ausweitung des QE-Programms oder zusätzliche geldpolitische Maßnahmen gesprochen. Es wurden lediglich Aufträge an unterschiedliche Arbeitsgruppen verteilt, wie die Geldpolitik der EZB friktionsfrei an den Kapitalmärkten umgesetzt werden kann, wie also das laufende QE-Programm evtl. anzupassen ist, um der Knappheit an anzukaufenden Anleihen entgegen zu wirken. Wann es Ergebnisse geben wird, ließ Draghi ebenso offen, wie Aussagen zu einer Verlängerung des QE-Programms. Ansonsten nahm die Ermahnung der europäischen Regierungen, endlich ein investitions- und wachstumsfreundliches Umfeld zu schaffen, breiten Raum ein. Er hat den Ball deutlich in die europäischen Hauptstädte gespielt und verteilte ein paar Seitenhiebe an die Politik: Die Maßnahmen müssen ja nicht viel kosten, es müssen nur die richtigen sein.
Nach der EZB dürfte jetzt die Fed im Fokus stehen. Daher werden die Aussagen der US-Notenbanker heute genau nach Aussagen zur Geldpolitik untersucht werden. Zugleich dürfte die Fragezeichen zur wirtschaftlichen Entwicklung Chinas nach der Bekanntgabe der Verbraucher- und Erzeugerpreise heute Morgen größer geworden sein. Der Bund Future dürfte behauptet in den Handelstag starten. Im Tagesverlauf sollte er zwischen 164,00 und 165,50 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte sich zwischen 1,54% und 1,65% bewegen.