National-Bank: Die Spekulationen über den Kurs der EZB werden anhalten
Bereits am gestrigen Morgen gab es nicht sonderlich gute Nachrichten: Die Auftragseingänge der deutschen Industrie fielen schwach aus. Sie startet damit sehr verhalten in das dritte Quartal. Einen weiteren Hinweis, wie es um die deutsche Industrie bestellt ist, werden heute Morgen die Daten zur Industrieproduktion liefern. Die zweite negative Überraschung des gestrigen Tages erfolgte um 16 Uhr: Der Wert des ISM für das Dienstleistungsgewerbe ging mit 51,4 Punkten auf den geringsten Wert seit Februar 2010 zurück. Damit liegt er zwar weiterhin über der Marke von 50 Punkten, die Wachstum anzeigt. Da das US-Wachstum aber überwiegend von der Binnenwirtschaft gespeist wird, die dienstleistungsorientiert ist, sorgt der Wert sicher für einige Sorgenfalten. Dass die Marktteilnehmer nun davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Leitzinsschritt in 14 Tagen sehr gering ist, ist die logische Konsequenz. Die Fed läuft damit erneut das Risiko, einen vergleichsweise günstigen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung, die durch die Aussagen diverser Notenbanker um die Tagung in Jackson Hole einigermaßen gut verbal vorbereitet worden ist, zu verpassen. Da half es nur wenig, dass sich heute Morgen wieder ein US-Notenbankvertreter für ein Fortsetzen des Leitzinsanhebungspfades ausgesprochen hat. Die Fed hat einfach zu lange abgewartet. Aufgrund der Länge des Wachstumszyklus wird es vermutlich keine idealen Bedingungen für Leitzinsanhebungen mehr geben. Daher wäre es sinnvoll, bald zu handeln. Und hier kommt das Beige Book ins Spiel. In den vergangenen Monaten wurde aus den einzelnen Fed-Distrikten davon berichtet, dass die Wirtschaft insgesamt und der Arbeitsmarkt im Besonderen in einer robusten Verfassung seien. Sollten die Aussagen heute ebenfalls in diese Richtung gehen, so hätten die US-Notenbanker doch noch einen guten Grund, zu handeln. Im Beige Book ist daher auf Aussagen zum Arbeits- und Immobilienmarkt zu achten. Im verarbeitenden Gewerbe dürfte sich dagegen keine Besserung der Nachrichtenlage eingestellt haben. Bekanntlich hat sich die Stimmung dort wieder deutlich eingetrübt.
Daneben werden sich die Spekulationen über den geldpolitischen Kurs der EZB fortsetzen. „Eigentlich“ hat sie keinen Handlungsbedarf. Der Ball liegt bei den Regierungen der einzelnen Euroländer ihrerseits für ein besseres Investitionsklima zu sorgen. Eile, neue geldpolitische Maßnahmen auf den Weg zu bringen, hat die EZB trotz irgendwelchen Erwartungsdrucks nicht. Das könnte sie ggf. auch auf einer der nächsten geldpolitischen Tagungen einleiten, zumal ihr Kurs nun auch für negative Emissionsrenditen bei „echten“ Corporates und nicht nur halbstaatlichen Emittenten sorgt.
Immerhin hat es der September-Kontrakt des Bund Future kurz vor Fälligkeit dank der Mithilfe aus den USA gestern tatsächlich geschafft, oberhalb von 168 Punkten zu schließen. Ob er das Niveau im Tagesverlauf wird verteidigen können, ist jedoch offen. Schlechte Nachrichten aus den einzelnen Fed-Distrikten heute Abend würden sicher helfen, das Niveau zu verteidigen. Im Tagesverlauf sollte zwischen 167,30 und 168,60 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte sich zwischen 1,49% und 1,62% bewegen.