National-Bank: Die Notenbanken sollen es mal wieder richten
Die Markit Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe für verschiedene Euroländer enttäuschten leicht, allen voran der deutsche Wert, der dann auch den Gesamtindex leicht nach unten zog. Der Wachstumstrend bleibt jedoch in Takt. Wodurch der Rückgang des Indikators für Deutschland verursacht worden ist, konnte nicht eindeutig ausgemacht werden. Vielleicht handelt es sich auch nur um einen einmaligen „Ausrutscher“. Darüber werden die kommenden zwei, drei Monate mehr Aufschluss geben. Warum u. a. diese Indizes eine zusätzliche Motivation für die EZB darstellen sollen, die Geldpolitik weiter zu lockern, ist jedoch nicht klar. Schließlich signalisieren die Indizes sowohl aus dem verarbeitenden als auch dem Dienstleistungsgewerbe Wachstum. Dass die Preisdynamik im Euroraum ebenfalls gering ist, werden zusätzliche Maßnahmen der EZB nicht ändern. Nichtsdestotrotz scheint sich wieder einmal eine Erwartungshaltung aufzubauen. Schließlich ist rund ein halbes Jahr vergangenen, seitdem die EZB die letzten umfangreichen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen auf den Weg gebracht hat. Gern scheint dabei vergessen zu werden, dass die Maßnahmen zwar im März auf den Weg, aber erst im Juni vollständig umgesetzt worden sind. Wie sollen sie da bereits heute ihre vollständige Wirkung entfaltet haben? Außerdem ist abgesehen von den Maßnahmen der EZB nichts passiert. Die einzelnen europäischen Regierungen haben weder ihren teils vorhandenen fiskalpolitischen Spielraum genutzt, noch weitere strukturelle und investitionsfreundliche Maßnahmen auf den Weg gebracht. In den europäischen Hauptstätten herrscht Lethargie und die Hoffnung, die EZB wird es schon richten. Und bisher hat die EZB diese Wünsche auch gern bedient und die entsprechende Erwartungshaltung der europäischen Regierungen erfüllt. Warum soll sich die Investitionstätigkeit im Euroraum beleben, wenn die Geldpolitik noch lockerer gestaltet wird? Die Unternehmen können sich sehr günstig refinanzieren, und die Stimmung ist ja mit Blick auf die Stimmungsindikatoren nicht schlecht.
Ansonsten haben Russland und Saudi-Arabien für eine Überraschung gesorgt. Sie wollen sich für eine Stabilisierung der Ölpreise einsetzen. Beide Länder fördern dem Vernehmen nach an ihrer jeweiligen Kapazitätsobergrenze. Von einer Vereinbarung zur Reduzierung der Fördermengen, die den Angebotsüberhang verringern würde, ist allerdings nichts bekannt geworden. Also handelt es sich bei der Vereinbarung um einen verbalen Schachzug, der seine Wirkung nicht verfehlte, denn die Ölpreise zogen kräftig an. Ohne dass jedoch eine Reduzierung der Fördermengen erfolgt, sollte man die Aussagen nicht allzu ernst nehmen. Der Angebotsüberhang bleibt, und ob es auf einem nächsten OPEC-Treffen tat-sächlich zu Fördermengenanpassungen kommen wird, die dann eingehalten werden, ist aus heutiger Sicht fraglich.
Neben der anhaltenden Diskussion über Maßnahmen, die die EZB am Donnerstag ergreifen könnte, dürften die deutschen Auftragseingänge sowie das Q2 BIP für den Euroraum von Bedeutung sein. Allerdings wer-den nur große Abweichungen von den Schätzungen Auswirkungen auf den Rentenmarkt haben. Beim Q2 BIP ist da nicht zu erwarten. Am Nachmittag ist der ISM für das Dienstleistungsgewerbe zu beachten. Bisher ist die dienstleistungsgetriebene Binnenwirtschaft die Stütze des US-Wachstums.
Der Bund Future sollte mit leichten Kursgewinnen den Handelstag starten. Es solle sollte zwischen 166,65 und 168,15 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte sich zwischen 1,54% und 1,65% bewegen.