Gigaset: Ascot und Bayern München sind nur die ersten Bausteine

Bei Gigaset wird sich künftig vieles um Smartphones drehen. Um die Bekanntheit der Marke zu steigern, ist man in das Sponsoring in Ascot und beim FC Bayern München eingestiegen. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Finanzvorstand Kai Dorn die weiteren Pläne seiner Gesellschaft. Er spricht über die Zusammenarbeit mit Goldin sowie über die Perspektiven der verschiedenen Bereiche von Gigaset. Dabei gibt es ein sehr deutliches Bekenntnis.


www.4investors.de: Seit Ende Mai gibt es zwei neue Vorstände bei Gigaset. Welche neuen Impulse sollen diese Manager bringen?

Dorn: Dank des neuen strategischen Hauptinvestors hat Gigaset nun Anschluss an eine größere Gruppe und ist in der Lage, die Türen zu neuen Geschäftsfeldern wie Smartphones aufzustoßen. Um den Marktauftritt und die Produktion in Gänze so effizient wie möglich gestalten zu können, verstärken David Du als Chief Marketing Officer und Steven Yang als Chief Operating Officer das Vorstandsteam.

www.4investors.de: Wie sehen sie aktuell die Aussichten für 2015?

Dorn: Wir setzen die strategische Neuausrichtung und den Umbau des Unternehmens konsequent fort. Wir erwarten zudem, dass der Markt für Schnurlostelefone, aktuell immer noch unser Hauptgeschäftsfeld mit dem größten Umsatzanteil, weiter zurückgeht. Deshalb investieren wir weiter in den Aufbau unserer neuen, zukunftsträchtigen Geschäftsfelder und Produktgruppen. Diese werden zusätzliche Umsatzbeiträge liefern, die jedoch den marktbedingten Rückgang bei Schnurlostelefonen in diesem Jahr nicht vollständig kompensieren können.

www.4investors.de: Im ersten Quartal machen sie ein EBITDA von 8,8 Millionen Euro, für das Gesamtjahr peilen sie einen Wert im unteren zweistelligen Bereich an. Die gute Entwicklung wird sich somit nicht fortsetzen?

Dorn: Das erste Quartal war teilweise eine positive Überraschung. Allerdings muss man berücksichtigen, dass das Ergebnis auch von erfolgreichen Absicherungsmaßnahmen gegenüber dem Dollarkurs positiv beeinflusst wurde. Wir arbeiten mit Nachdruck daran, das Unternehmensergebnis nachhaltig zu verbessern und eine positive Entwicklung für unsere Aktionäre zu erreichen.

www.4investors.de: Wird es am Jahresende unterm Strich schwarze Zahlen bei Gigaset geben?

Dorn: Wir bewegen uns weiterhin in einem sehr dynamischen Marktumfeld und treiben die strategische Neuausrichtung und den Umbau des Unternehmens konsequent voran. Deshalb haben wir dazu im Ausblick bislang keine Aussage gemacht und ich würde auch heute gerne dabei bleiben wollen.

www.4investors.de: Im Sommer wollen sie zusammen mit Goldin aus China Smartphones auf den Markt bringen. Worin werden sich diese von den bisherigen Smartphones am Markt unterscheiden?

Dorn: Die Gigaset Smartphones werden durch unser Gemeinschaftsunternehmen Gigaset Mobile an den Markt gebracht. Sie werden durchaus die Gigaset DNA in sich tragen und von sehr guter Qualität und sehr wettbewerbsfähig sein. Mehr kann ich ihnen dazu auf der IFA sagen. Bis dahin möchte ich mich aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen zu Produktdetails nicht äußern.

www.4investors.de: Fachmedien spekulieren, dass ihr Smartphone ein absolutes Highend-Gerät sein wird, u.a. ist von einer 20-Megapixel-Kamera und einem Arbeitsspeicher von 3 GB die Rede. Stimmt dies, geht ihr Smartphone in diese Richtung?

Dorn: Bitte haben sie zudem Verständnis, dass ich mich dazu vor dem Marktstart nicht äußern möchte.

www.4investors.de: Wo werden die Smartphones produziert werden?

Dorn: Die Serie an Smartphones ist von einem gemischten Team aus deutschen und chinesischen Experten entwickelt worden. Gefertigt werden die Geräte wie allgemein üblich in China. Mehr noch als die Frage nach dem Fertigungsstandort ist die Frage nach der Qualität von Bedeutung. Wichtig ist, ob wir die Gigaset Qualitätsstandards treffen, und das wird absolut der Fall sein.

www.4investors.de: Sind sie mit den Smartphones zum Erfolg verdammt oder gibt es noch einen Plan B?

Dorn: Unser festes Ziel ist es, die Smartphones zum Erfolg zu führen. Wir arbeiten an keinem gegenteiligen Szenario. Wie sollten wir auch. Gigaset ist jedoch neben Smartphones in drei weiteren Geschäftsfeldern aktiv, so dass wir nicht vom Erfolg eines einzigen Geschäftsbereiches abhängen.

www.4investors.de: Ist die Finanzierung der Smartphone-Produktion gesichert? Denken sie über weitere Kapitalmaßnahmen nach?

Dorn: Die entsprechenden Mittel stehen dank unseres strategischen Investors bereit. Pläne zu weiteren Kapitalmaßnahmen gibt es derzeit keine.

www.4investors.de: Werden sie auf der anstehenden Funkausstellung in Berlin neben den neuen Smartphones noch weitere Neuerungen präsentieren?

Dorn: Wir sind ein innovatives Unternehmen. Lassen sie sich überraschen.

www.4investors.de: Ihr Partner Goldin scheint derzeit in Schwierigkeiten zu stecken, wenn man den Kurs der Aktie sieht. Haben sie Informationen, dass man sich dort von Gigaset-Anteilen trennen könnte?

Dorn: Ich kann nicht für unseren Investor sprechen. Von einer Aktienkursentwicklung auf interne Schwierigkeiten zu schließen, halte ich jedoch grundsätzlich für gewagt. Wir haben keine Anzeichen dafür, dass der Investor seine Position gegenüber Gigaset ändern möchte.

www.4investors.de: Sie erwarten in den Sparten Consumer Products, Business Customers und Home Networks einen rückläufigen Umsatz. Werden diese Bereiche künftig eventuell aufgegeben? Oder wie wollen sie dort eine Wende schaffen?

Dorn: Die Aussage ist nicht ganz richtig. Unsere Geschäftsfelder Business Customers und Home Networks wachsen schnell. Allerdings legen sie nicht in dem Maße zu, um das rückläufige Geschäft mit Schnurlostelefonen zu kompensieren. Wir haben daher keine Pläne, Geschäftsfelder aufzugeben. Im Gegenteil. Wir arbeiten daran, ihre Wirtschaftlichkeit weiter zu verbessern.

www.4investors.de: Sie haben die Wort- und Wort-Bild-Marke "Gigaset" an die Goldin Brand verkauft. Dafür gab es im Gegenzug 29 Millionen Euro. War dies vor allem ein Verkauf, um die Verbindlichkeiten zu verringern?

Dorn: Gigaset hat seit der Ablösung des Konsortialkredits in 2014 keine Bankverbindlichkeiten mehr, ist komplett eigenkapitalfinanziert. Dies reduziert unter anderem auch unsere Zinsverbindlichkeiten und verbessert damit das Netto-Ergebnis. Durch die Neuordnung erhalten wir weitere Mittel, die wir in die Zukunftssicherung und den Umbau des Unternehmens investieren können. Da die Nutzungsrechte an der Marke uns auch in Zukunft kostenlos, dauerhaft und weitgehend exklusiv für unsere bestehenden Geschäftsfelder zur Verfügung stehen, ergeben sich für uns keinerlei Veränderungen im operativen Geschäft.

www.4investors.de: Anfang Januar 2016 übertragen sie auch eine Reihe von Internet-Domains an die Goldin Brand, darunter die Domain gigaset.com. Geben sie sich damit in die Hand von Goldin Brand? Was geschieht, wenn ihr Partner das Interesse an Gigaset verlieren sollte?

Dorn: Da wir die Nutzungsrechte an der Marke kostenlos, dauerhaft und weitgehend exklusiv im Stammgeschäft nutzen können, ergibt sich für uns keine wesentliche Veränderung. Zudem werden wir künftig gemeinsam die Marke führen, d.h. auch in der künftigen Weiterentwicklung der Marke bleiben wir maßgeblich beteiligt. Sollte sich Goldin Brand wider Erwarten von der Marke trennen wollen, so haben wir ein Vorkaufsrecht.

Lassen sie mich an dieser Stelle die Hintergründe der Neuordnung nochmal erläutern. Die Gigaset Mobile wird unter der Marke Gigaset Smartphones auf den Markt bringen und dafür hohe Summen in die Marke investieren – Summen, die unser eigenes, heutiges Marketingbudget um ein Vielfaches übersteigen. Das Sponsorings in Ascot und für den FC Bayern München sind da nur die ersten Bausteine. Von der daraus resultierenden gesteigerten Markenbekanntheit werden zwangsläufig auch die bisherigen Geschäftsfelder neben dem neuen Smartphone-Geschäft profitieren. Zuvor war die Marke nur an Gigaset Mobile lizenziert, gehörte aber rechtlich der Gigaset Communications. Die Gigaset Mobile und die daran wirtschaftlich erheblich beteiligte Goldin-Gruppe möchten aber begreiflicherweise nicht viel Geld in eine Marke stecken, die ihr rechtlich nicht gehört. Deshalb hat Goldin auch keine Schwierigkeiten damit, die Nutzungsrechte an der Marke für unser heutiges Geschäft exklusiv bei uns zu belassen. Es geht also allein darum, die gesamte Gigaset-Gruppe gemeinsam und dynamisch fortzuentwickeln.