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Handelskonflikt zwischen den USA und Europa beschleunigt Rezession: Vier Faktoren bremsen die Wirtschaft - iBanFirst

31.05.2023 09:35 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Tanja Biesinger, Head of Marketing & Communications Germany, Eastern & Southern Europe bei iBanFirst. Bild und Copyright: iBanFirst.

Mitte 2022: Der Inflation Reduction Act (IRA), ein gigantisches Wirtschaftsförderprogramm mit Fokus auf Sauberen Energien und Klimawandel, trat in den USA in Kraft – und sollte den Jahrzehnte langen internationalen Konsens zum Freihandel beenden. Postwendend konterte die Europäische Union mit ihrem Green Deal-Investitionsplan und seinen Maßnahmen zum Schutz der europäischen Umwelt-Technologien und gleichzeitiger Sicherung von Arbeitsplätzen. Länder weltweit ringen seitdem um ihre Positionen. Doch es besteht kein Zweifel mehr daran, dass wir uns in einem Handelskrieg wiederfinden. Aber bedeutet dies gleich einen drastischer Rückgang des internationalen Handels?

Das iBanFirst-Szenario sieht eher ein Nullwachstum beim Handel in den Jahren 2023 und 2024. Vier strukturelle Schlüsselfaktoren deuten zunächst auf einen beschleunigten Rückgang hin:

  • Ukraine: Der Krieg wird vermutlich noch länger andauern und hat sich bereits zu einem Stellungskrieg entwickelt.
  • Strategische Autonomie: Westliche Länder wollen in puncto Lieferketten, Nahrungsmitteln und Energieversorgung wirtschaftlich unabhängiger von anderen werden.
  • Finanzen und Märkte: das neue Hochzinsumfeld
  • Klimaneutralität bis 2050: Die Politik greift zu drastischen Maßnahmen, wie beim Aus des Verbrennermotors, Heizungsverboten oder Gebäudesanierungspflichten – und wird so ganze Branchen und Geschäftsmodelle prägen.


Das wirtschaftliche Umfeld und bestimmte Zwänge werden jedoch die „Deglobalisierung“ beim Handel begrenzen. In den nächsten zwei Jahren wird es daher voraussichtlich eher zu einer kontrollierten als zu einer harten Landung kommen. Zwei Schlüsseltrends werden dabei die oben beschriebenen Faktoren in ihrer Wirkung mildern: Die Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Osteuropa oder gar ins jeweilige Heimatland beziehungsweise nach Mexiko im Falle der USA (Nearshoring) und die Krise der Kaufkraft, die absolute politische Priorität hat und den Staat zu Hilfsprogrammen greifen lässt.

America First gab es schon immer

Das IRA-Programm kommt aus einem Land, das seinen Hang zum Protektionismus nie verborgen hat, wenn es sich als notwendig zeigte, seinen Status als Weltmacht zu demonstrieren: Hilfsmaßnahmen für die Fertigung oder Zölle im Stahlsektor waren Standard unter Donald Trump, Barack Obama und ihren Vorgängern. Die ersten positiven Effekte des IRA aus Sicht der USA sind dabei bereits spürbar: Im Jahr 2022 wurden allein 73 Milliarden Dollar in den Bereich Elektrofahrzeuge und Batterien (einschließlich Recycling) investiert. Dreimal mehr als ein Jahr zuvor. Von Unternehmen wie Ford, Tesla, Panasonic und BMW werden teils im Wochentakt neue Projekte angekündigt. All diese Investitionen werden auch gewaltige Auswirkungen haben auf Zulieferer. Hinzukommt die aggressive Werbung um europäische Hersteller, um sie sogar zur Aufgabe bisheriger Investitionspläne in Europa zu bewegen und stattdessen in Übersee zu produzieren.

Die Antwort der EU, die derzeit verhandelt wird, zielt darauf ab, Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern, aber gleichzeitig nicht gegen internationale Handelsregeln zu verstoßen. Im Vergleich zum IRA-Konzept ist der Green Deal-Plan ziemlich komplex und enthält keine quantifizierten Ziele. Der europäische Plan könnte durchaus Wirkungen erzielen. Doch wie immer in Europa ist es eine Herausforderung, die Einheit zwischen den 27 Mitgliedsländern aufrechtzuerhalten und jeden Wettbewerb innerhalb der EU zu vermeiden – ein Drahtseilakt. Doch das ist der Preis, den die Europäer für die Einheit und den größten Binnenmarkt der Welt mit all seinen Geschäftsmöglichkeiten zahlen müssen.

Die EU kann es schaffen

Der Green Deal kann neue globale Champions von morgen hervorbringen. Regulierungsmaßnahmen, wie die Versorgung mit Seltenen Erden oder leichterer Zugang zu öffentlichen Investitionen, können die Branche der sauberen Energien und die Energiewende zusätzlich ankurbeln. Grundsätzlich erleben wir aber mit dieser Auseinandersetzung zwischen den USA und der EU etwas noch nie Dagewesenes: Zum ersten Mal steht auf beiden Seiten des Atlantiks die Umwelt im Mittelpunkt wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit – und sogar bei Inflationsbekämpfungsmaßnahmen –, statt nur auf Absichtserklärungen beschränkt zu werden.

Doch ist zu befürchten, dass dieser neue Protektionismus zu einem Einbruch im internationalen Handel führt und schwere, nachhaltige Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Tanja Biesinger, Head of Marketing & Communications Germany, Eastern & Southern Europe bei iBanFirst. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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