Paion Aktie in der Achterbahn: Der Schlüssel für die Kursentwicklung liegt in Japan
Bei der Paion Aktie geht am Dienstag die Erholungsbewegung weiter. Bereits gestern war die Biotechaktie mit einer deutlichen Reaktion auf vorangegangene starke Verluste am Freitag aufgefallen. Der Sturz zum Ende der vergangenen Woche kam aufgrund von Nachrichten aus Japan zum Remimazolam-Projekt zustande. Nach dem Absturz auf bis zu 1,655 Euro, die am Freitag als Tagestief erreicht wurden, hat sich die Paion Aktie heute wieder auf bis zu 2,55 Euro erholt.
Wie volatil der Wert aber weiter ist, zeigte sich während der heutigen Telefonkonferenz des Unternehmens zu den Vorgängen in Japan. Obwohl diese keine kursrelevanten Neuigkeiten an den Tag brachte, was auch nicht zu erwarten war, rutschten die Kurse binnen weniger Minuten in Bereiche um 2,13 Euro ab, nur um sich anschließend wieder stark zu erholen. Aktuell liegt der Paion Aktienkurs wieder bei 2,388 Euro mit mehr als 10 Prozent im Plus gegenüber dem XETRA-Schlusskurs vom Montag. Von einigermaßen nachvollziehbarer Rationalität sind diese Bewegungen weit, weit entfernt.
Wichtigstes „Mitbringsel“ aus der Telefonkonferenz war daher auch die Information, dass Paions japanischer Partner Ono Pharma enorm vorsichtig agiert, was die bei einigen Patienten aufgetretenen hohen sogenannten Plasmaspiegel in einer früheren Studie zur Nutzung des Narkosemittelkandidaten Remimazolam für Langzeitsedierungen auf der Intensivstation angeht. Diese höheren Konzentrationen des Wirkstoffes im Blut führten allerdings zu keinen Nebenwirkungen, so das Studienergebnis, und werden in der Anästhesie in der täglichen Praxis auch bei anderen im Einsatz befindlichen Wirkstoffen beobachtet. Das aufgetretene Phänomen führt nun aber zu Verzögerungen beim beabsichtigten Zulassungsantrag in einer anderen Indikation, dem Bereich Anästhesie, wo es um deutlich kürzere Narkosen geht – und wo die Auffälligkeiten beim Plasmaspiegel nicht auftraten.
Onos Vorgehen sorgt für Unverständnis in der Fachwelt
Während Paion und laut Unternehmen auch viele andere internationale Anästhesisten sowie Zulassungsbehörden diese Auffälligkeiten beim Plasmaspiegel nicht als Problem sehen, vor allem da keine Nebenwirkungen auftraten, sieht Ono Pharma die Daten dennoch als mögliches Problem an. Man fürchtet, auf die Besonderheit auch bei anderen Indikationen zu treffen. Es ist eine Einschätzung, die auf einer gestrigen Anästhesiekonferenz in den USA (hier finden sich die Präsentationsunterlagen zu Remimazolam) bei vielen Fachleuten einiges an Erstaunen erzeugt hat, denn bisher haben Studiendaten in anderen Indikationen als der japanischen Intensivmedizinstudie keinerlei solche Auffälligkeiten ergeben. Ono selbst hat schon eine abschließende große Phase-III-Studie mit Remimazolam abgeschlossen – völlig ohne Auffälligkeiten, was in Fachkreisen das Stirnrunzeln über das Vorgehen der Japaner, die zuletzt schlechte Finanzdaten veröffentlichten, noch vergrößert.
Paion selbst geht davon aus, dass sich die Auffälligkeiten aus der Phase-II-Studie durch eine niedrigere Dosierung des Narkosemittels Remimazolam beheben lassen. Wolfgang Söhngen, Vorstandschef von Paion, glaubt, dass das Medikament im Rahmen der Dosisfindungsstudie (!) um das 5- bis 10-fache zu hoch angesetzt war. Um das zu klären, muss Ono aber in der Indikation eine weitere Phase-II-Studie durchführen.
Noch ist also offen, wie Ono Pharma vorgehen wird. Im November wollen die Japaner über die Einreichung eines Zulassungsantrags in der Indikation Anästhesie für Remimazolam entscheiden. Derweil treibt Paion die Vorbereitung der abschließenden Studien mit Remimazolam in Europa und den USA voran. Die Gespräche mit den Behörden laufen, wie Paion-Chef Wolfgang Söhngen im Exklusivinterview mit www.4investors.de verraten hat. Für die Paion Aktie werden kurzfristig also wichtige Nachrichten anstehen, die sich massiv auf den Aktienkurs auswirken werden – in welche Richtung auch immer. Einer der Schlüssel für den kurzfristigen Kursverlauf liegt bei den Ono-Entscheidungsträgern.
Hinweis: Einen Mitschnitt der heutigen Telefonkonferenz will Paion auf der eigenen Homepage veröffentlichen.