Epigenomics: Die Sache mit der Liquidität
Es ist eine üble Woche für die Aktie von Epigenomics. Am Montag zahlte der Markt noch knapp 8,77 Euro für die Aktie, am Freitag zuvor sogar bis zu 8,87 Euro. Dann begann ein Absturz, der seinesgleichen sucht und den Epigenomics-Aktienkurs bis auf Freitag erreichte 4,80 Euro fallen ließ. Nachdem das Oktober-Gap bei 4,65/4,92 Euro teilweise geschlossen wurde, ging es nach einer kleinen Erholung mit 5,18 Euro aus dem Handel.
Gleich zwei Faktoren brachten die Epigenomics-Aktie stark unter Druck: Zum einen die nur enorm knapp zustande gekommene Zulassungsempfehlung des FDA-Expertengremius für Epigenomics Darmkrebstest Epi proColon. Zum anderen die Zahlen, bei denen einige wohl überrascht hat, dass der Berliner Biotechkonzern 2014 Kapitalbedarf haben dürfte. Was daran so überraschend war, wird das Geheimnis der Börse bleiben, denn die Aufregung kam einigermaßen überraschend. „Nach der erfolgreichen Finanzierung von Epigenomics in den vergangenen Wochen, sollte die Liquidität zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit bis weit in das Jahr 2014 reichen“, sagte Epigenomics-Chef Thomas Taapken bereits Mitte November 2013 im Interview mit www.4investors.de.
Epigenomics-Wandelanleihe wird ein entscheidender Faktor
Nun ist der Biotechkonzern seit dem Interview nicht untätig geblieben. Natürlich bleibt weiter die Option auf eine Kapitalerhöhung, die man vor allem problemlos unterbekommen dürfte, wenn Epi proColon grünes Licht von der US-Zulassungsbehörde FDA bekommt. Zum anderen, und diese Option ging in Medienberichten am Freitag nach Vorlage der Bilanz durch die Berliner ziemlich unter, besteht da noch die Wandelanleihe, die Epigenomics im Dezember 2013 platziert hat.
Deren Emissionsvolumen liegt bei 2,5 Millionen Euro, die in der Liquiditätsstatistik des Biotechunternehmens bereits drin sind. Die eigentlich wichtige Finanzierung steckt aber in den Wandlungsmöglichkeiten: Werden alle Anleihen gewandelt, fließen Epigenomics weitere 13 Millionen Euro zu. Dem Vernehmen nach sind Teile dieser Anleihen bereits gewandelt worden – dies würde zumindest nicht erstaunen, denn der Aktienkurs von Epigenomics lag in den Wochen nach der Platzierung der Wandelanleihe oft deutlich über dem Wandlungspreis, den das Unternehmen mit 5,87 Euro beziffert. Unter bestimmten Bedingungen kann Epigenomics zudem eine Zwangswandlung vornehmen. Die kompletten Anleihebedingungen sind hier einsehbar.
Epigenomics-Aktie: Kursrutsch kommt ungelegen
Genau aus diesem Grund kommt der jüngste Kurssturz der Epigenomics-Aktie in dieser Vehemenz zur Unzeit für das Unternehmen. Der Kurs ist spürbar unter den Wandlungspreis gefallen, freiwillige Wandlungen machen damit derzeit wirtschaftlich keinen Sinn. Abzuwarten bleibt, ob der Markt hier in den vergangenen Tagen nach unten übertrieben hat und eine mögliche Erholungsbewegung die Aktie wieder über die „magische Marke“ hebt. Dann könnten sich das vermeintliche Problem „Liquiditätsbedarf“ für Epigenomics schnell wieder erledigen.
Offen ist allerdings noch, was die Gesellschaft in mögliche Langzeitstudien mit Epi proColon investieren will, mit denen man Kritik aus dem FDA-Gremium über fehlende solche Daten ausräumen möchte. Da man diese Studie aber von einer Zulassung des Darmkrebstests abhängig macht, dürfte auch diese Sache nicht so heiß gegessen werden, wie sie am Freitag gekocht wurde.