Wirecard Aktie - Insolvenz-Zock: Die tote Katze springt mal wieder
Plötzlich kommt wieder Leben in die Wirecard Aktie, die in den letzten Tagen auch auf dem niedrigen Niveau noch einmal prozentual deutlich an Wert verloren hat. Nachdem der Kursverfall gestern wie heute bei 1,52 Euro bremste, scheinen einige „Zocker” an der Börse wieder Mut gefunden zu haben, in den Titel hinein zu gehen. Ob berechtigt oder nicht, ist eine andere Frage.
Hinzu kommt ein Bericht der Nachrichtenagentur dpa-AFX, dass der Pleite-Konzern mit Steuerrückerstattungen rechnen könne. „Bei Scheingewinnen stellt sich die Frage, ob nicht die Jahresabschlüsse wegen offenkundig falscher Zahlen und nachfolgend die Steuererklärungen und Steuerbescheide auch ohne Vorbehalt der Nachprüfung zu korrigieren sind”, sagt Marc d´Avoine, Leiter des Ausschusses Steuern und Bilanzierung beim Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands gegenüber dpa-AFX. „Die Antwort ist eindeutig ja. (...) Unsere Aufgabe ist es, Scheingewinne zu korrigieren”, zitiert die Nachrichtenagentur den Experten.
Mit diesen beiden Faktoren im Rücken verteuert sich Wirecards Aktienkurs am Vormittag von 1,52 Euro in der Spitze auf 2,04 Euro, es werden aber auch schnell erste Gewinne mitgenommen. Aktuell pendelt die Wirecard Aktie um 1,84 Euro und liegt damit knapp 19 Prozent im Plus.
Aus der News um mögliche Steuererstattungen nun einen möglichen Rettungsanker für Wirecard zu konstruieren, geht allerdings viel zu weit. Zum einen, weil zunächst sämtliche Gläubiger des Konzerns aus der Insolvenzmasse befriedigt werden - in diese würden auch potenzielle Steuerrückzahlungen fallen, in welcher Höhe auch immer. Die ohnehin nicht nachzuvollziehende Hoffnung, dass anschließend noch etwas für Aktionäre übrig bleiben könnte, dürften aber spätestens eine milliardenschwere Klagewelle geschädigter Anleger gegen Wirecard zerstören.
Und so dürfte der heutige zwischenzeitliche Kurssprung kaum eine nachhaltige Trendwende bei der Wirecard Aktie einleiten. Es scheint sich dabei um einen typischen „Sprung einer toten Katze” handeln, der während Insolvenzerfahren börsennotierter Unternehmen immer wieder mal zu sehen ist, Wirecard wird da keine Ausnahme bilden. In der Regel haben solche Kurssprünge aber eine kurze Lebensdauer.