Wirecard, Deutsche Bank und Co.: Die Corona-Folgen nicht nur für den DAX
Am 19. Februar stand der DAX bei fast 13.800 Punkten. Dann kamen die Karnevalstage und das Corona-Virus hielt in zwei deutschen Regionen Einzug: Göppingen und Gangelt sind seitdem in Deutschland ein Stück berühmter. Für den DAX geht es in der Folge klar abwärts. Die Marke von 12.200 Punkten war am Nachmittag greifbar nahe. Allein heute verliert das Papier mehr als 3 Prozent. Und ein Ende ist nicht absehbar.
So warnen die Experten der DZ Bank, dass der DAX in den kommenden Wochen noch stärker fallen könnte. Statistisch gesehen wäre ein Rückgang um 16 Prozent auf 11.600 Punkte eine normale Konsolidierung. Die Experten rechnen aufgrund von Corona mit sinkenden Gewinnen bei den Unternehmen. Lieferketten können unterbrochen werden, die Produktionsbedingungen werden schwieriger. Erst im April oder Mai mit den Zahlen zum ersten Quartal dürften die wahren Auswirkungen sichtbar werden.
Bei der UBS verweist man darauf, dass der Elektroniksektor, die Autobranche, Luxusgüter und der Tourismus besonders von den Corona-Folgen betroffen sein können. Entsprechend vorsichtiger werden die Schweizer bei ihrem Ausblick. Das Bruttosozialprodukt in der Eurozone dürfte schon im ersten Quartal die Auswirkungen der Erkrankungen spüren. Das Bruttosozialprodukt soll im Quartalsvergleich um 0,1 Prozent zulegen. Für das Gesamtjahr rechnen die Analysten mit einem Anstieg um 0,8 Prozent.
Carmignac spricht im Zusammenhang mit Corona von einem „Schwarzen Schwan“. Man kann kaum Vergleiche zu anderen Krisen ziehen, normale Statistikwerte helfen nicht wirklich weiter. Einzig verlässliche Daten können Aufschluss geben, doch diese liegen noch nicht vor. Eine wirkliche Prognose über die Auswirkungen scheint bisher nicht möglich zu sein. Verglichen wird die aktuelle Problematik mit den Terroranschlägen in den USA in 2001, dem SARS-Virus in 2003 und der Fukushima-Katastrophe in 2011.
Bei Donner & Reuschel sieht man die Hoffnung auf eine konjunkturelle Stabilisierung zumindest für das erste Quartal schwinden. In Deutschland erscheint ein negatives Wachstum im ersten Quartal wahrscheinlich. Aufgrund von Lieferengpässen müssen vermutlich eine Reihe von Unternehmen ihre Produktion drosseln oder einstellen, Gewinne werden sinken. Sobald sich die Zahl der Neuinfektionen verringert, ist hingegen mit Nachholeffekten zu rechnen. Somit besteht Hoffnung für das zweite Quartal. Zudem sehen die Experten bei nachgebenden Aktienkursen gute Einstiegschancen für Anleger.
Von der Credit Suisse ist zu hören, dass die Nervosität an den Märkten noch eine Weile anhalten kann. Aus Sicht der Schweizer wird die Weltwirtschaft eine Verlangsamung erleben, sollte aber in der Lage sein, diesen Schlag zu überstehen. Noch einen wichtigen Rat gibt es von den Experten: Anleger sollten nicht überreagieren!
Beim DIW hält man sich hinsichtlich der Corona-Auswirkungen noch bedeckt. Der Effekt sei bisher unklar und nicht zu beziffern. Klar ist jedoch, dass das Virus Lieferketten störe. Auch kann es sich negativ auf das Ausgabeverhalten privater Akteure auswirken – und das wird die Geschäfte vieler Unternehmen beeinflussen.