cometis: Deutscher IPO-Markt kommt in die Gänge, Börsengänge von Technologieunternehmen erwartet
Die cometis AG hat heute die Ergebnisse ihres aktuellen Kapitalmarktpanels veröffentlicht. Die Umfrage zum zweiten Quartal 2014 umfasste neben einem Themenkomplex zum Equity bzw. Debt Capital Market ein Special zur Entwicklung des deutschen IPO-Markts. Hierfür wurden Experten aus dem Investmentbanking befragt. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
Equity und Debt Capital Markets
- Einen positiven Branchenausblick geben die befragten Investmentbanker zum dritten Mal in Folge vor allem dem Technologiesektor. Stark verbessert hat sich der Ausblick für den Bausektor – vermutlich aus saisonalen Gründen. Für den Bankensektor ändert sich der Ausblick von „neutral“ (Q1/14) auf „negativ“.
- Befragt nach den wichtigsten Einflussfaktoren auf die Aktienmarktentwicklung in Deutschland werden die Fundamentaldaten der Unternehmen weiterhin vorrangig genannt (77%). Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise ist für die Befragten die Bedeutung der Geopolitik enorm gestiegen (zweitwichtigster Aspekt mit 62 %, Q1/14: 15 %).
- Beim Segment Mittelstandsanleihen gibt es trotz erster Reformbemühungen mit dem Best Practice Guide der Deutschen Börse und ausgewählten Listing-Partnern (darunter cometis) weiterhin ein pessimistisches Bild. Eine Emissionswelle wird aus Sicht der Befragten in diesem Jahr ausbleiben, 62 % der Befragten gehen nur noch von bis zu fünf Emissionen von Mittelstandsanleihen im ersten Halbjahr 2014 aus. Für das zweite Halbjahr erwarten 46 % der Befragten maximal fünf Emissionen von Mittelstandsanleihen.
Deutscher IPO-Markt
- Im Durchschnitt erwarten die Befragten für das Gesamtjahr 2014 ca. zehn Neuemissionen, davon fünf bis sechs Börsengänge im Regulierten Markt und vier bis fünf Börsengänge im Entry Standard.
- Insgesamt erwarten die Panel-Teilnehmer für 2014 ein kumuliertes Platzierungsvolumen von rund 2 Mrd. EUR. Im Vorjahr gab es (das Zweitlisting der RTL Group nicht mitgerechnet) lediglich fünf Börsengänge in allen Segmenten der Frankfurter Wertpapierbörse. Das kumulierte Platzierungsvolumen lag bei 2,2 Mrd. EUR.
- Als IPO-Kandidaten für das laufende Jahr gelten vor allem Technologieunternehmen (85 %). Gute Chancen haben aus Sicht der Befragten darüber hinaus klassische Industrieunternehmen (62 %) und Unternehmen der Chemie-Branche (46 %).
- Befragt nach den derzeitigen Anforderungen an IPO-Kandidaten halten 77 % der Panel-Teilnehmer starkes Unternehmenswachstum für das wichtigste Kriterium. Auch die Profitabilität und die Alleinstellungsmerkmale der Emittenten im Wettbewerb werden mit je 69 % der abgegebenen Antworten als sehr wichtig erachtet. Weniger entscheidend erscheint den Befragten, ob es beim IPO eine größere Umplatzierung durch Altaktionäre gibt (15 %). Bedeutender erscheint ihnen hingegen weiterhin der Umgang mit den Investor Relations-Folgepflichten; hier wird ein zeitnahes und transparentes Reporting nach dem Börsengang gewünscht (46 %).
- Ein uneinheitliches Bild ergibt die Befragung nach dem typischen Discount auf im Rahmen eines IPO angebotene Aktien: Eine knappe Mehrheit sagt, dass der Preisabschlag gegenüber der bereits notierten Peer Group zwischen 5 und 15% betragen solle. Fast die Hälfte (46 %) erwartet jedoch einen Abschlag von 15 % und mehr.
- 85 % der Befragten sahen in der anhaltenden Verfügbarkeit von Krediten über die Hausbank ein Hemmnis für eine verstärkte IPO-Aktivität in Deutschland. Die Befragten unterstellten den deutschen Unternehmen zu je 69 % darüber hinaus auch eine generelle Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt und wünschen sich darüber hinaus eine stärkere politische Unterstützung für mehr Börsengänge in Deutschland. Als eher unwichtig wird die Risikoaversion der deutschen Privatanleger erachtet (8 %); für entscheidender halten die Teilnehmer die geringe Anzahl institutioneller Investoren in Deutschland (46 %).
Ulrich Wiehle, Vorstand der cometis AG und Leiter der Studie, kommentiert: “Den ersten „echten“ Börsengang in diesem Jahr schaffte das Lübecker 3D-Druck-Unternehmen SLM Solutions. Das bestätigt die Erwartungshaltung der Panel-Teilnehmer an das Börsenumfeld im High-Tech-Sektor – 85 % erwarten hier weitere Börsengänge. Der deutsche IPO-Markt kommt in die Gänge, bleibt im internationalen Vergleich aber eher klein. Zwar erfolgt die Finanzierung auch heute noch klassischerweise über die bestehenden Hausbanken, jedoch wäre es auch im internationalen Wettbewerb wünschenswert, wenn sich der deutsche Mittelstand stärker dem Kapitalmarkt öffnet und damit die Unternehmensfinanzierung auf ein noch breiteres Fundament stellt.“