Volkswagen: „Die Aktie ist tot“
Es war ein Desaster, was da über das Wochenende hin auf Volkswagen zurollte. Der Autobauer, dessen Manipulationen bei Abgastests für Dieselfahrzeuge in den USA aufgedeckt wurden, geht nun einer schweren Zeit entgegen. Ein enormer Imageschaden, nicht nur auf dem US-Markt, ist entstanden, was die Verkaufszahlen belasten wird. Mehr noch: Das Vertrauen in solche Messungen und Tests war ohnehin schon schwer angekratzt – zum Beispiel Spritverbrauchstests standen immer wieder in der Kritik – und ist mit dem Volkswagen-Skandal in den USA gänzlich verloren gegangen. Der politische Druck, die Tests auch hierzulande genauestens zu durchleuchten, wächst enorm – welchen Ausgang solche Prüfungen auch immer nehmen würden. Was bleibt, sind hohe Unsicherheiten und Risiken und Stimmen, die argwöhnen, dass die Autobranche erst am Anfang eines großen Skandals in Sachen Verbrauchertäuschung steht.
Dass auf Volkswagen eine Prozesswelle in den USA zurollt, gilt unter Experten als ausgemachte Sache. Die Art und Weise, wie Volkswagen die Tests mit einer speziell entwickelten Software manipuliert hat, ist an Vorsatz kaum zu überbieten, der Konzern damit ein leichtes juristisches Ziel. Eine erste Sammelklage von Autobesitzern soll bereits unterwegs sein, ist zu hören. Auch strafrechtliche Ermittlungen wurden von Seiten der US-Behörden aufgenommen. Im Gegensatz zum deutschen Strafrecht, das sich auf natürliche Personen bezieht, können in den USA auch juristische Personen, sprich Gesellschaften wie Volkswagen, strafrechtlich belangt werden.
Was auch immer Volkswagen dabei geritten hat: Die Situation, in die sich die der Wolfsburger Autobauer mit den heftigen und unfassbaren Schummeleien manövriert hat, erinnert stark an die immerwährenden Belastungen aus juristischen Auseinandersetzungen, denen die Deutsche Bank ausgesetzt ist. Nicht nur deshalb war gestern öfter die Aussage „die VW Aktie ist erst einmal tot“ zu hören. Auch die anderen Autoaktien litten gestern unter der Situation so stark, dass sich BMW und Daimler zu Statements genötigt sahen, dass man von alldem nicht betroffen sei.
US-Skandal überstrahlt bei VW sogar die China-Krise
Dabei ist der gestrige Absturz vom Freitags-Schlusskurs bei 162,40 Euro auf bis zu 125,40 Euro nur der neueste Tiefpunkt einer monatelangen Abwärtsbewegung der DAX-notierten Vorzugsaktie von Volkswagen. Die Krise auf dem chinesischen Automarkt, dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt für die Wolfsburger, hat das Papier bereits seit Mitte März fallen lassen. Das bisherige Jahreshoch 2015 bei 262,45 Euro war schon vor dem gestrigen Kursabsturz weit entfernt. Da macht auch die Intradayerholung am Montag auf einen XETRA-Schlusskurs bei "/image/pfeil-unten.png" alt="Aktienkursverluste" title="Aktienkursverluste" class="pfeile" /> 132,20 Euro (-18,6 Prozent) das Bild nicht besser. Aktuelle Indikationen um 132,75/133,25 Euro bestätigen zwar das Niveau, zeigen aber auch, dass von einer dynamischen Erholung nach dem gestrigen Absturz in diesem Augenblick wenig zu sehen ist.
Update 12:00 Uhr: Mittlerweile hat Volkswagen eingeräumt, dass die Manipulationssoftware auf 11 Millionen Fahrzeugen installiert ist. Zum Bericht - Volkswagen: Der nächste Hammer - Elf Millionen neue Probleme.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Volkswagen (VW) Vz..