Börsen-Ausblick mit: Fraport, US-Inflation, ZEW-Index - Nord LB
Die vorläufigen Daten für den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) in Deutschland für August wurden bestätigt. Die Teuerung wuchs mit einer Jahresrate von 8,8% (Juli: +8,5%), gegenüber dem Vormonat lag das Plus bei 0,4%. Auch die Zahlen für den nationalen deutschen Verbraucherpreisindex wurden mit +0,3% ggü. dem Vormonat und +7,9% auf Jahressicht bestätigt.
Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im September weiter eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland nähern sich mit nun nur noch -61,9 Saldenpunkten ihrem historischen Tiefstand. Zusammen mit der deutlich schlechteren Lagebeurteilung (-60,5 Punkte) sind die Zeichen eindeutig auf Rezession gerichtet. Die Energiekrise belastet die deutschen Unternehmen massiv, bereits jetzt ist ein überproportionaler Rückgang der Produktion bei besonders energieintensiven Unternehmen festzustellen. Alle Anstrengungen sollten auf die Überwindung der Energiekrise und die Dämpfung ihrer negativen Auswirkungen gerichtet werden. Der Inflationsschock belastet zudem die verfügbaren Einkommen und den Konsum. Dennoch oder gerade deshalb wird die EZB ihren Straffungskurs zügig fortsetzen und sich kurzfristig auch nicht von der heraufziehenden Rezession ausbremsen lassen.
Die Veränderungsrate der US-Verbraucherpreise hat im August unerfreulich überrascht: Die Gesamtrate legte trotz Benzinpreisrückgang um 0,1% M/M zu und die Kernrate zog sogar um 0,6% M/M an. Die Inflationsentwicklung bleibt der Fed mit höher als erhofften Jahresraten von 8,3% (beziehungsweise 6,3% bei der Kernrate) ein Dorn im Auge. Von einer nachhaltigen Entspannung kann also noch nicht gesprochen werden. Insofern scheint jetzt alles auf eine nochmalige Jumbo-Zinsanhebung um 75 Bp am 21.09. hinauszulaufen. Eine Fed Funds Target Rate von (mindestens) 4% muss für Ende 2022 angepeilt werden. Während die Aktienmärkte und der Euro unter Druck gerieten, stiegen Staatsanleihenrenditen von Bunds und US-Treasuries deutlich an. Der Kampf gegen die Inflation ist noch keineswegs gewonnen – das haben die US-Notenbanker zuletzt auch immer wieder betont!
Ausblick
Wenn man einmal von den britischen Inflationsraten absieht, die den Reigen der deutlichen Anstiege fortsetzen, erscheint dieser Tag quasi eher einer zum Durchatmen zu werden – nach den gestrigen US-Inflationszahlen und den morgigen US-Daten zu den Einzelhandelsumsätzen sowie der Industrieproduktion. Insofern wird auch die europäische Industrieproduktion (Juli!) niemanden interessieren – sie ist längst überholt! Und die USProduzentenpreise gelten zwar bereits für den August, sollten aber schon über die gestrigen US-Verbraucherpreise den potentiellen neuen Informationsgehalt abgegeben haben. Tiefergehende Gedanken über Prognosen zu den zu erwartenden Leitzinsanhebungen von Fed, EZB, BoE & Co sowie den damit verbundenen Zins- und Wechselkurstendenzen sind aber jederzeit in diesen Stunden angebracht!
Renten- und Aktienmärkte
Eine höher als erwartet ausgefallene Teuerung in den USA hat die Kurse deutscher Bundespapiere am Nachmittag belastet. Auch US-Treasuries erlitten nach den unerwartet hohen heimischen Teuerungsraten deutliche Kursverluste. Nachdem der deutsche Aktienmarkt die ernüchternden ZEWDaten zunächst gut weggesteckt hat, sorgten am Nachmittag die US-Inflationsdaten für schlechte Stimmung unter den Anlegern. DAX -1,59%, MDAX -3,32%, TecDAX -3,02%. Die anhaltend hohe Inflation hat die Erwartung weiter deutlich steigender Leitzinsen verfestigt und die Indizes an der Wall Street einbrechen lassen. Dow Jones -3,94%, S&P-500 -4,32%, Nasdaq-Comp. -5,16%.
Unternehmen
Die Ferienzeit hat das Fluggastaufkommen in Frankfurt deutlich wachsen lassen. Im August wurde mit 5,2 Millionen Fluggästen (+54% zum Vorjahr) das höchste Passagieraufkommen seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnet, teilte Fraport (WKN: 577330, ISIN: DE0005773303, Chart, News) mit. In den ersten acht Monaten lag das Passagieraufkommen damit bei 31 Millionen, ein Plus von 144% zum Vorjahr. Das Frachtaufkommen hingegen war mit einem Rückgang um 15,1% erneut geringer.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro konnte sich zunächst weiter befestigen, knickte abernach der unerwartet hohen US-Teuerungsrate ein. Mit der Kehrtwende an den Aktienmärkten, hervorgerufen durch die US-Inflationsdaten, ging es auch für die Ölpreise gen Süden.
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