Börse: Porsche, VW, EZB und China-BIP im Fokus - Nord LB
Beim chinesischen BIP kam es nach zwei soliden Zuwächsen von 1,5% Q/Q und 1,3% Q/Q nun in Q2 zu einem Rückgang von 2,6% Q/Q. Bereits im Vorfeld hatte sich mit den monatlichen Konjunkturzahlen eine Schwäche angedeutet, die allerdings letztlich noch unfreundlicher als befürchtet ausfiel. Die Jahresrate ging auf 0,4% zurück – Lichtjahre entfernt von den für 2022 angepeilten 5,5%. Insbesondere die Zero-Covid-Strategie mit dem häufigen Herunterfahren der Wirtschaft in einigen Regionen aufgrund lokaler Virusausbrüche bremst die Konjunktur. Hinzu kommen auch die Preissteigerungen für Energie und für wichtige Rohstoffe.
Die Einzelhandelsumsätze in China sind im Juni unerwartet um 3,1% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Mai waren sie um 6,7% zurückgegangen.
Auch die chinesische Industrieproduktion hat im Juni um 3,9% (Mai: +0,7%) zugelegt, blieb damit aber unter den Erwartungen der Ökonomen.
Die Umsätze der US-Einzelhändler sind im Juni um 1,0% gewachsen. Dies lag weitgehend im Rahmen der Erwartungen.
Ausblick
Diese Woche wird sicherlich geprägt sein von den Erwartungen der Finanzmarkt-TeilnehmerInnen hinsichtlich der anstehenden Notenbankentscheidungen. Vor der FOMC-Sitzung am 27. Juli (75bp oder 100bp) sind zunächst aber alle Augen auf die EZB-Sitzung am Donnerstag gerichtet. Es ist davon auszugehen, dass die EZB die Leitzinsen erstmals seit Juli 2011 (!) wieder anheben wird. Sah es lange nach einem zunächst eher vorsichtigen Zinsschritt um 25bp aus, könnte die sich zuletzt nochmals verschärfende Lage an der Inflationsfront – die Inflation in Euroland liegt ja bereits über 8% - auch für einen größeren Rate Hike von 50bp sprechen. Vorbereitet worden ist letzterer aber noch nicht. Vielleicht wird aber auch eine Überraschung angepeilt! Die Bank of Japan dürfte in der Nacht davor vermutlich erneut an der Seitenlinie bleiben und abwarten. Und genau in jener Nacht könnte sich auch erschließen, wie Putin denkt, wenn der Gashahn wieder aufgedreht wird oder eben abgedreht bleibt. Dann bekommen wir aber noch ganz andere Probleme!
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen haben vor dem Wochenende leichte Kursgewinne verzeichnet. Vor allem die Äußerungen hochrangiger US-Notenbanker, die eher in Richtung eines Zinsschrittes um 0,75% gingen, haben etwas beruhigt. Auch die Nachfrage nach US-Staatsanleihen stieg infolge der Aussagen von Bullard und Waller und führte zu Kursgewinnen.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt erholte sich zum Wochenausklang. Eine leichte Beruhigung in der ital. Regierungskrise wirkte sich positiv auf den deutschen Handel aus. DAX +2,76%, MDAX +2,21%, TecDAX +2,16%. Die Kurse an der Wall Street waren getrieben von robusten Konjunkturdaten und leicht verbesserten Stimmungsindikatoren. Nach einer verlustreichen Woche schlossen die Indizes im Plus. Dow Jones +2,15%, S&P-500 +1,92%, Nasdaq-Comp. +1,79%.
Unternehmen
Porsche hat in Q2 einen globalen Absatzrückgang um 5,2% auf 77.434 Fahrzeuge hinnehmen müssen. Dabei litt der Sportwagenbauer unter den anhaltenden Lieferkettenproblemen und den Corona-Lockdowns in China. Im 1. Halbjahr betrug der Rückgang 5% auf insgesamt 145.860 Einheiten. Für den weiteren Jahresverlauf kündigte Porsche eine "dynamische" Entwicklung an.
VW hat auch im Juni im Konzern wegen anhaltender Lieferengpässe einen Absatzrückgang verzeichnet, der allerdings geringer ausfiel als in den Vormonaten. Gestützt haben dabei wieder bessere Geschäfte in China. Wie der Autobauer mitteilte, sanken die Auslieferungen weltweit um gut 6% auf 802.000 Einheiten. Im mit Abstand wichtigsten Automarkt China stiegen die Auslieferungen allerdings um 27% auf 340.800 Fahrzeuge. Für Q2 ergibt sich damit ein Absatzminus von 22,4%, für das 1. Halbjahr insgesamt ein Rückgang von 22,2%.
Devisen
Nachdem die Erwartungen an einen besonders großen USZinsschritt von führenden Fed-Mitgliedern gedämpft wurden, bewegte sich der Euro wieder über der Parität.
Rohstoffe
Trotz schwächerer chinesischer Wirtschaftsdaten konnten die Ölpreise vor dem Wochenende ein wenig zulegen.
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