Deutsche Familienversicherung: „Strukturelle Unterbewertung des Aktienkurses“
2021 war für die Deutsche Familienversicherung (DFV) das bisher schwierigste Jahr der Unternehmenshistorie. Das sagt Firmenchef Stefan Knoll auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Jahreszahlen.
Dabei war aber nicht Corona das Problem, vielmehr hat der Ausstieg aus dem Careflex-Projekt zum Jahreswechsel 2020/21 nicht nur dem Kurs der Aktie einen Schock versetzt. Ende 2020 lag das Wertpapier noch bei mehr als 22 Euro, dann kam das Projekt-Aus, von dem sich der Kurs noch immer nicht erholt hat. Mit den aktuellen Notierungen unter 12 Euro ist Knoll hörbar nicht zufrieden.
Der Vorstandschef und Gründer der DFV spricht von einer strukturellen Unterbewertung des Aktienkurses. Sein Ziel ist es, diesen jeden Tag um einen Cent zu steigern. Nach dieser Vorgabe sollte er Ende 2022 bei über 15 Euro liegen. Knoll will dem Markt zeigen, dass man die Hausaufgaben gemacht hat. Er will, dass die DFV als Wachstumsunternehmen am Markt wahrgenommen wird.
Wachsen will man beispielsweise durch bessere Vertriebsleistungen. Das Neugeschäft bei den Erstversicherungen ist 2021 von 29,3 Millionen Euro auf 22,6 Millionen Euro gesunken. Damit wird das eigene Ziel verfehlt. Knoll macht dafür vor allem interne Probleme verantwortlich, er spricht vom „eigenen Unvermögen“.
Vermutlich in diesem Zusammenhang ist auch die jüngste Personalie zu sehen. Der bisherige Vertriebsvorstand Stephan Schinnenburg wird zum 28. Februar aus dem Vorstand ausscheiden. Faktisch arbeitet er seit der zweiten Kalenderwoche schon nicht mehr für die Gesellschaft. Genaue Gründe für die Trennung will Knoll nicht nennen. Doch dass diese auch mit dem Vertriebsergebnis zusammenhängen könnte, lässt sich erahnen. Ein neuer Vertriebschef soll spätestens am 1. Juli seinen Dienst antreten.
Trotz dieser Problematiken kann die DFV zumindest beim Vorsteuerergebnis positiv überraschen. Erwartet hatte man einen Vorsteuerverlust von 2,0 Millionen Euro, letztlich liegt das Minus nach vorläufigen Zahlen bei 0,8 Millionen Euro. Endgültige Zahlen wird es auf der Bilanzpressekonferenz am 24. März geben.
Das gesamte Bruttobeitragsvolumen ist 2021 von 114,7 Millionen Euro auf 155,2 Millionen Euro angestiegen. Hier spielt die Rückversicherung für das Careflex-Projekt mit Barmenia eine wichtige Rolle. Diese bringt 17,7 Millionen Euro ein.
Die Ziele für 2022 sind bei der DFV klar. Man will weiter stark wachsen. Letztlich sollen auch schwarze Zahlen geschrieben werden. Knoll spricht von einem Innovationsjahr für die DFV. Die Automatisierung soll gesteigert werden, man will den besten Kundenservice liefern und die beste Online-Kommunikation anbieten. Knoll fasst dies so zusammen: „Wir sind wieder da. Wir werden von unserer Innovationskraft hören lassen.“