Aktien von Deutsche Bank und Daimler treiben den DAX - Börse München
Stark schwankend: Die deutschen Aktienmärkte haben die vergangene Woche uneinheitlich beendet. Die Anleger mussten einmal mehr ein heftiges Auf und Ab verkraften. Für Negativ-Impulse sorgten dabei zunehmende Inflationsängste aufgrund des erheblichen Anstiegs der Energiepreise, der Haushaltsstreit in den USA, Bedenken hinsichtlich des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande und die aus diesen Punkten resultierenden, zeitweise sehr schwachen Vorgaben der Wall Street. Auf der anderen Seite hellten stärker als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten, eine zeitweilige Entspannung bei den Energiepreisen am Donnerstag sowie versöhnliche Signale der US-amerikanischen Republikaner in Sachen Schuldenobergrenze am gleichen Tag die Stimmung immer wieder einmal auf. Die am vergangenen Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen passten insofern sehr gut zur Woche, als dass auch sie kein einheitliches Signal sendeten: Einerseits enttäuschte die Zahl der neugeschaffenen Stellen, andererseits war die Arbeitslosenquote deutlich gefallen und die Stundenlöhne erheblich gestiegen – die Marktteilnehmer taten sich schwer, diese Ergebnisse zusammenzubringen.
Letztlich rückte der Deutsche Aktienindex (Dax), der im Wochenverlauf schon unter die 15.000-Zähler-Marke abgesackt war, im Wochenvergleich um 0,3 Prozent auf 15.206,13 Punkte vor. Der MDax verlor dagegen 2,2 Prozent auf 33.410,34 Zähler. Der TecDax gab um 2,3 Prozent nach auf 3.587,70 Punkte. Der m:access All-Share rutschte um 6,2 Prozent auf 2.678,87 Zähler ab.
Zu verdanken hatte der Dax seinen leichten Zuwachs unter anderem kräftigen Gewinnen bei den Titeln der Deutschen Bank, die sich auf Wochensicht um 6,4 Prozent verteuerten, sowie bei Daimler, hier stand ein Wochenplus von 3,5 Prozent zu Buche. Dagegen brachen die Papiere von Teamviewer im MDax um 35,7 Prozent ein. Das Software-Unternehmen, das im Vorjahr zu den ganz großen Corona-Gewinnern gehört hatte, hatte die Anleger am Mittwoch mit einer gesenkten Prognose geschockt, tags darauf reduzierten mehrere Analysten ihr Kursziel.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche geschwankt, unter dem Strich aber merklich nachgegeben. Belastet wurden die Bundespapiere vor allem von steigenden Inflationserwartungen, die mit der Annahme geldpolitischer Straffungen einhergingen, sowie einigen positiv aufgenommenen Wirtschaftszahlen und der zumindest vorläufigen Einigung im US-Haushaltsstreit zu Ende der Handelswoche. Im Wochenvergleich stieg die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,22 auf -0,15 Prozent. Die Umlaufrendite erhöhte sich von -0,31 auf -0,25 Prozent.
Die US-Börsen haben in der vergangenen Handelswoche wie ihre hiesigen Pendants eine Berg- und Talfahrt vollführt, dabei aber letztlich mehr oder weniger stark zugelegt. Der Dow-Jones-Index gewann im Wochenvergleich 1,2 Prozent auf 34.746,25 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte um 0,8 Prozent zu auf 4.391,34 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 14.820,75 Punkte.
Ausblick
Die Anleger an den deutschen Aktienbörsen dürften gut beraten sein, sich auch in den kommenden Tagen auf Schwankungen einzustellen. Denn die Faktoren, die zuletzt zu zeitweilig erheblichen Kursverlusten geführt hatten, bleiben den Märkten erhalten: Als aktuelles Problem die Causa Evergrande, als eher anhaltendes und größeres die Inflation beziehungsweise die damit einhergehende Annahme geldpolitischer Straffungen. Hinzu kommt die Verlangsamung der konjunkturellen Erholung aufgrund von Lieferkettenschwierigkeiten.
All‘ diese Themen werden auch in der aktuellen Handelswoche keinen Schlusspunkt finden, Neues dazu könnte es aber in mehrerer Hinsicht geben. So kommen von dies- wie jenseits des Atlantiks Konjunktur- wie Inflationszahlen, die Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung wie auch über das Teuerungsgeschehen geben könnten. Sollte Letzteres sich zunehmend mehr von der bislang von den westlichen Notenbanken vertretenen Sichtweise, es handele sich um ein temporäres Phänomen, entfernen, dürfte das den Spekulationen über eine weniger lockere Geldpolitik neue Argumente liefern. Geldpolitische Hinweise könnte auch vom Protokoll der jüngsten Ratssitzung der US-Notenbank kommen, das am Mittwoch veröffentlicht wird.
Neben den makroökonomischen Daten dürften aber auch Unternehmensnachrichten wieder eine größere Rolle an den Märkten spielen. In den USA beginnt die Berichtssaison, wie gewohnt machen dabei Großbanken den Auftakt. Von diesen legen in den kommenden Tagen unter anderem die Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und JPMorgan ihre Quartalszahlen vor.
Zu Beginn der Handelswoche müssen die Marktteilnehmer auf Impulse aus den USA verzichten, dort bleiben die Börsen wegen des Feiertags Columbus Day geschlossen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 11.10.: US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen
Dienstag, 12.10.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland)
Mittwoch, 13.10.: Verbraucherpreise in Deutschland; Industrieproduktion in der Eurozone; Verbraucherpreise in den USA; Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank; Handelsbilanz Chinas
Donnerstag, 14.10.: Erzeugerpreise in den USA; Verbraucherpreise in China
Freitag, 15.10.: Großhandelspreise in Deutschland; Handelsbilanz der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); New-York-Empire-State-Produktionsindex (USA); Import- und Exportpreise in den USA; Einzelhandelsumsätze in China
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG