Am Morgen: Evergrande, Vonovia, Deutsche Wohnen, Biotest und Moller-Maersk im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist im Juli erneut gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit der Einführung der Statistik im Januar 2015 erreicht. Der Auftragsbestand kletterte gegenüber dem Vormonat um 2,4%, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Auftragseingänge hätten sich in den vergangenen Monaten stärker entwickelt als die Umsätze, hieß es weiter. Die inländischen offenen Bestellungen erhöhten sich im Juli um 2,7%, die aus dem Ausland um 2,2%. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, lag der Bestand um 19,8% höher. Auch die Reichweite des Auftragsbestands hat sich weiter erhöht und betrug im Juli 7,2 Mte. - ebenfalls ein neuer Höchststand.
Die Inflation im Euro-Raum ist auch nach endgültigen Zahlen auf einem 10-Jahreshoch. Die Verbraucherpreise kletterten im August binnen Jahresfrist um 3,0%, wie Eurostat mitteilte und damit eine frühere Schätzung bestätigte. Die niedrigsten Teuerungsraten wurden in Malta (0,4%), Griechenland (1,2%) und Portugal (1,3%) gemessen. Am stärksten stiegen die Verbraucherpreise in Estland und Litauen mit jeweils 5,0%.
Rentenmarkt
Die Notierungen der deutschen Staatsanleihen haben den dritten Tag in Folge nachgegeben. U.a. könnten die bestätigten Inflationszahlen für Euroland im August ein Grund für das schwächere Abschneiden gewesen sein. Auch eher verhaltene Konjunkturdaten (u.a. Verbrauchervertrauen der Uni Michigan) konnten die Kurse der US-Treasuries nicht stützen. Im Verlauf des Handels wurden die Verluste sogar noch ausgeweitet.
Aktienmarkt
Die Indizes am deutschen Aktienmarkt haben am großen Verfallstag nachgegeben. Die anhaltenden Inflations- und Konjunktursorgen belasteten ebenso, wie eine am Nachmittag schwächer startende Wall Street. DAX -1,03%, MDAX -0,74%, TecDAX -0,47%. Der große Verfallstag und die am kommenden Mittwoch anstehende Sitzung der Fed haben die Anleger an der Wall Street zur Vorsicht veranlasst und die Indizes ins Minus gedrückt. Zudem belasteten die Debatte um mögliche Steuererhöhungen auf Firmengewinne und die Lage des hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Dow Jones -0,48%, S&P-500 -0,91%, Nasdaq-Comp. -0,91%. Feiertagsbedingt findet in Japan heute kein Handel statt.
Unternehmen
Die vor dem Zusammenschluss stehenden Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen verkaufen 14.750 Wohnungen in Berlin an die öffentliche Hand. Der Kaufpreis beträgt 2,46 Mrd. EUR. Die Verhandlungen seien abgeschlossen, sagte Finanzsenator Kollatz. Drei öffentliche Wohnungsgesellschaften kauften neben den Wohnungen auch noch rund 450 Gewerbeeinheiten. Insgesamt hatten die beiden Unternehmen der öffentlichen Hand 20.000 Wohneinheiten angeboten.
Der Arzneimittelhersteller Biotest wird für bis zu 1,58 Mrd. EUR an den spanischen Pharmakonzern Grifols verkauft. Der chinesische Mehrheitsaktionär Creat hat seine Beteiligung von knapp 90% der Stammaktien bereits für 773 Mio. EUR an Grifols abgegeben, teilte das spanische Unternehmen mit. Creat hatte bereits Anfang Juni angekündigt, "strategische Optionen" für das deutsche Unternehmen zu prüfen. Die übrigen Aktionäre und die Besitzer der Vorzugsaktien von Biotest bekommen ein Übernahmeangebot. Grifols bietet für die Stammaktien jeweils 43 EUR, ein Aufschlag von 23% auf den Schlusskurs vom Donnerstag, Vorzugsaktionäre sollen 37 EUR bekommen, gut 4% mehr als der letzte Xetra-Kurs vor der Ankündigung.
Nach einer Erhöhung der Prognose im April hat die dänische Reederei A.P. Moller-Maersk erneut die Erwartungen für 2021 hochgeschraubt. Das dritte Quartal sei bislang besser verlaufen als erwartet und die globalen Lieferschwierigkeiten verbesserten sich allmählich, teilte Maersk mit. Die zweite Jahreshälfte werde deshalb besser ausfallen als bislang prognostiziert. Im Gesamtjahr soll das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA) nun zwischen 22 und 23 (bisher: 18 bis 19,5) Mrd. US-$ liegen, hieß es.
Devisen
Der Euro litt erneut unter der allgemeinen US-$-Stärke.
Öl / Gold
Die hohen US-$-Notierungen und die eingetrübte Aktienmarktstimmung haben die Ölpreise vor dem Wochenende belastet. Gold auf niedrigem Niveau mit Stabilisierungstendenzen.