Am Morgen: Hellofresh, LEG Immobilien, Münchener Rück und Konjunkturzahlen im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Trotz massiver Probleme mit den Lieferketten wollen einer Studie zufolge nur wenige Unternehmen in Deutschland die globale Beschaffung ersetzen. Von 5.000 befragten Firmen will nur jede zehnte in Zukunft vermehrt auf heimische Lieferketten setzen, wie aus der Untersuchung des Ifo-Instituts hervorgeht. „Viele Firmen planen stattdessen, ihre Lagerhaltung auszubauen und die Anzahl ihrer Zulieferer zu erhöhen”, hieß es.
Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im August unfreundlich entwickelt: Demnach sanken die ZEW-Konjunkturerwartungen den dritten Monat in Folge unerwartet deutlich auf 40,4 Punkte nahe dem Tiefststand aus dem Winter, gleichzeitig hat sich die aktuelle Lage verbessert – allerdings bereits langsamer als noch zuletzt. Das Ergebnis der ZEW-Umfrage ist demnach als Warnsignal für die konjunkturelle Entwicklung im 2. Halbjahr aufzufassen. Für das später im Monat zur Veröffentlichung anstehende ifo-Geschäftsklima ergibt sich eine ähnliche Indikation. Noch kommt es aufgrund des Wegfalls der meisten Restriktionen zu einem kräftigen Rückpralleffekt nach oben. Doch die Aussichten könnten sich schnell eintrüben und die noch vorhandene Zuversicht wieder schwinden, wenn die Eindämmung von Virusmutanten nicht gelingen sollte. Die EZB ist jedenfalls gut beraten, vorerst kühlen Kopf zu bewahren und erst eine nachhaltige Erholung abzuwarten. Sie hat angesichts der Konjunkturdynamik und der Inflationsgefahren auch viel weniger Anlass als die Fed beim Blick auf die USA.
Rentenmarkt
Schwache Konjunkturdaten sorgten nur für eine kurze Kurserholung bei den deutschen Staatsanleihen. Sie blieben letztlich wenig verändert im Vergleich zum Vortag. Die Kurse der US-Staatsanleihen erwischten einen schwachen Start und gaben im Laufe des Handels weiter nach.
Aktienmarkt
Beim deutsche Aktienmarkt prägten Unternehmens-Quartalszahlen, die Beratungen von Bund und Ländern über die weitere Vorgehensweise in der Corona-Pandemie sowie die ZEWKonjunkturerwartung das Handelsgeschehen. Es ging bergauf. DAX+0,16%, MDAX +0,68%, TecDAX +0,19%. An der Wall Street blieben Anleger vor den heute anstehenden US-Inflationsdaten mit Aktienkäufen an der Seitenlinie. Die US-Börsen schlossen uneinheitlich. Dow +0,5%, S&P-500 +0,1%, Nasdaq Comp. -0,5%. Nikkei-225 erneut freundlicher bei aktuell 28.047,83 Punkten.
Unternehmen
Der Kochbox-Versender Hellofresh hat den Umsatz im zweiten Quartal stark ausgeweitet. Verglichen mit dem lockdown-belasteten Vorjahresquartal sprang der Umsatz um 66,5% auf 1,56 Mrd. EUR. Das bereinigte EBITDA der Gruppe liege bei 157,8 Mio. EUR, woraus sich eine bereinigte EBITDA-Marge von 10,1% ergebe, teilte das Unternehmen mit. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarte die Gruppe ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 45 bis 55% und eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen 8,25 und 10,25%.
Die Wohnungsgesellschaft LEG Immobilien hat dank steigender Mieten, eines gesunkenen Leerstands und der Integration von Zukäufen mehr verdient. Der operative Gewinn (FFO I) stieg im ersten Halbjahr um 12,1% auf 218,2 Mio. EUR. Wesentliche positive Effekte ergaben sich dabei auch aus gestiegenen Nettokaltmieten, die vor allem durch Zukäufe erreicht worden seien. Zugleich konnten die Düsseldorfer den Wert ihrer Immobilien steigern, eine Neubewertung des Portfolios zur Jahresmitte führte zu einer Aufwertung von mehr als 1,1 Mrd. EUR.
Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück kommt bei der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands vergleichsweise glimpflich davon. Das Unternehmen rechne nach vorläufiger Einschätzung mit einem mittleren dreistelligen Millionenschaden - einschließlich der Erstversicherungs-Tochter Ergo, teilte die Münchener Rück mit. Den versicherten Gesamtschaden veranschlagt der Branchenverband GDV allein für Deutschland auf bis zu 5,5 Mrd. EUR Euro. An ihrer Prognose eines Nettogewinns von 2,8 Mrd. EUR Euro im lfd. Jahr hält Münchener Rück fest.
Devisen
Der Euro gab nach schwachen Konjunkturdaten (ZEW) nach.
Öl / Gold
Bei den Ölpreisen fand nach den deutlichen Verlusten der Vortage eine Gegenbewegung statt. Gold stabilisierte sich nach dem jüngsten Rutsch nach unten ebenfalls.