Bayer: Schwacher Ausblick nagt an der Aktie und der Laune der Anleger
Der Bayer-Konzern hat heute Zahlen für das zweite Quartal 2020 vorgelegt. Umgesetzt wurden 10,05 Milliarden Euro nach 10,71 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Bereinigt um Sondereinflüsse konnte das Unternehmen aus Leverkusen das EBITDA von 2,73 Milliarden Euro auf 2,88 Milliarden Euro steigern. Hohe Sondereinflüsse im Volumen von mehr als 12 Milliarden Euro lassen die Ergebnisse aber stürzen. Vor Zinsen und Steuern meldet Bayer einen Verlust von 10,78 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 0,79 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stürzt das Ergebnis um fast 10 Milliarden Euro auf einen Verlust von 9,55 Milliarden Euro ab. Bereinigt man die Sondereffekte, wäre der Gewinn je Bayer Aktie von 1,51 Euro auf 1,59 Euro gestiegen. Zudem konnte die Gesellschaft ihren Free Cashflow von 0,75 Milliarden Euro auf 1,4 Milliarden Euro steigern.
Erhebliche Einflüsse auf das Ergebnis hatten einmalig anfallende Belastungen. „Diese standen im Wesentlichen in Verbindung mit den Rückstellungen für die getroffenen Vereinbarungen in Bezug auf Glyphosat und Dicamba sowie PCB. Zudem resultierten Sonderaufwendungen aus Aufwendungen für Rechtsfälle bei Pharmaceuticals im Wesentlichen in Zusammenhang mit Essure™ und aus dem laufenden Restrukturierungsprogramm”, so Bayer.
Den bisherigen Ausblick auf 2020 bestätigt Bayer nicht. Der Umsatz soll mit 43 Milliarden Euro bis 44 Milliarden Euro nun eine Milliarde Euro geringer als bisher prognostiziert ausfallen. Beim EBITDA vor Sondereinflüssen rechnet man nun mit 12,1 Milliarden Euro nach bisher 12,3 Milliarden Euro bis 12,5 Milliarden Euro. Je Bayer Aktie lautet die neue Gewinnprognose auf 6,70 Euro bis 6,90 Euro - das sind 0,30 Euro weniger als man bisher in Aussicht gestellt hatte.
Zu den Halbjahreszahlen von Bayer gibt es heute bereits die ersten Analystenstimmen. Goldman Sachs bleibt bei der Kaufempfehlung mit dem Kursziel von 74 Euro. Die Aktienexperten sprechen von durchwachsenen Zahlen des Unternehmens aus Leverkusen, dessen Prognose nun unter den bisherigen Erwartungen liege. Auch die UBS bleibt bei der Kaufempfehlung für die Bayer Akte, sieht das Kursziel mit 110 Euro aber deutlich höher. Insgesamt sei das Geschäft des DAX-Konzerns gemischt verlaufen mit Enttäuschungen in den Sparten Consumer und Pharma. Dagegen sei CropSciences gut gelaufen. JP Morgan stuft die Bayer Aktie weiter mit „Neutral” bei einem unveränderten Kursziel von 77 Euro ein. Im Gegensatz zu anderen Experten lautet hier das Urteil, dass Bayers Quartalszahlen die Erwartungen übertroffen hätten. JP Morgan führt dies auf Kostendisziplin des Unternehmens zurück. Es belaste aber der schwache Ausblick der Gesellschaft.
Die Bayer Aktie notiert am Dienstagmittag bei 56,97 Euro mit 2,57 Prozent im Minus, das Tagestief wurde bei 56,15 Euro verzeichnet. Eine hier liegende erste charttechnische Unterstützungszone kann Bayers Aktienkurs damit bestätigen. Es bleibt also dabei: Bei der Bayer Aktie fehlen weiterhin stabile erste prozyklische Kaufsignale, die ein solches Trendwende-Szenario bestätigen könnten. Wir hatten gestern schon gewarnt: Solange diese ausbleiben, ist der übergeordnete Abwärtstrend der letzten Wochen weiter dominierend - und damit ist das Risiko weiterer Kursverluste nicht vom Tisch. Um 58,28/58,47 Euro sind weiter die ersten kleineren charttechnische Hürden für den DAX-Wert zu erwarten, zwischen 55,37/55,43 Euro und 56,08/56,25 Euro die Unterstützungsmarken.