Blue Cap und die wichtige Frage: Was macht PartnerFonds mit dem Aktienpaket?
Den Kursverlust aus dem Corona-Crash hat die Aktie von Blue Cap schon zu einem großen Teil wieder aufholen können. Von 18,90 Euro ging es auf 9,20 Euro nach unten, mittlerweile liegt der Aktienkurs aber wieder bei 16,60 Euro. Wie es weitergehen wird, hängt für das m:access-notierte Papier nicht nur von dem ab, was der Beteiligungs-Konzern und seine Beteiligungen operativ auf die Beine stellen, sondern wie sich Großaktionär PartnerFonds verhalten wird. Rund 45 Prozent der Blue Cap Anteile hält dieser - und das Unternehmen soll liquidiert werden.
Am 6. Mai wird die PartnerFonds AG ihre außerordentliche Hauptversammlung stattfinden lassen - als „virtuelle HV” über das Internet. Wichtigster Agenda-Punkt: Die Beschlussfassung über die Auflösung der Gesellschaft mit Wirkung zum Beginn des kommenden Jahres. Wird der Beschluss getroffen, würde dies auch einen bevorstehenden Wechsel des Großaktionärs von Blue Cap bedeuten - oder aber eine massive Ausweitung des Free Floats.
Noch ist nämlich völlig offen, auf welchem Wege sich PartnerFonds bei einer Liquidation von dem Blue-Cap-Aktienpaket trennen würde. PartnerFonds könnte einen oder mehrere Block-Verkäufe der Beteiligung vornehmen, was für Blue Cap einen oder mehrere neue Ankeraktionäre und vielleicht sogar eine Übernahmeofferte bedeuten würde. Oder die Gesellschaft verkauft die Aktien nach und nach über die Börse. Das allerdings wäre aufgrund des engen Marktes für den Liquidiationskandiaten ein schwieriges und langwieriges Unterfangen, würde den Aktienkurs massiv belasten und ist damit wohl die unwahrscheinlichere Variante.
Der Net Asset Value (NAV) von Blue Cap könnte PartnerFonds aber eine Hilfe bei der Verwertung des Blue-Cap-Anteils werden. Im Rahmen der gestern vorgelegten vorläufigen Zahlen zum zweiten Quartal hatten die Münchener den NAV auf rund 32,30 Euro je Aktie beziffert, damit fast doppelt so hoch wie den aktuellen Aktienkurs. Allerdings ist seit dem Bewertungs-Stichtag 31.12.2019 auch eine Menge passiert, die Corona-Krise lässt die Wirtschaft leiden und reißt Unternehmenswerte in die Tiefe - das relativiert den aktuellen Abschlag zum NAV ein wenig oder vielleicht sogar stärker. Andererseits dürfte Blue Cap bei den Buchansätzen der Minderheitsbeteiligungen möglicherweise stille Reserven haben, wie aus der heutigen Präsentation von Vorstand Tobias Hoffmann-Becking auf der Münchener Kapitalmarkt Konferenz (MKK) hervor geht. Die Immobilien, die man zudem noch besitzt, sollen darüber hinaus möglicherweise verwertet werden.
Derweil sieht die Gesellschaft in der aktuellen Corona-Krise auch eine Chance auf neue Zukäufe. Bisher gehören zehn Beteiligungen zum Portfolio von Blue Cap, bekannt sind vor allem Neschen und unter anderem auch der 2019er „Neuzugang” con-pearl, die früher als friedola Tech GmbH firmierte. Auf die einzelnen Beteiligungen der Münchener wirkt sich die Corona-Krise höchst unterschiedlich aus, wie sich in der Präsentation am Mittwoch zeigt. Während zum Beispiel der Gold-Recycler Carl Schaefer mit der Kontaktsperre zu kämpfen hat, geht der kurzfristige Trend bei Unternehmen wie dem Medizintechniker inheco dagegen nach oben. Die Gesellschaft ist in den Bereichen Laborautomatisierung sowie Klimaanlagen für explosionsgefährdete Bereiche aktiv.