Steinhoff verliert einen wichtigen Rettungsanker
Steinhoff reagiert auf heftige Kritik an Extrazahlungen für Board-Mitglieder, über die auf der anstehenden Hauptversammlung am 20. April abgestimmt werden sollte und der drei Senior-Boardmitgliedern Extrazahlungen zwischen 1,46 Millionen Südafrikanische Rand und 2,92 Millionen Südafrikanische Rand sichern sollte. Der Punkt wird von der Tagesordnung gestrichen. Damit sind die Zahlungen aber nicht vom Tisch, sondern dürften nach der Neuwahl des Boards beim finanziell angeschlagenen und von einem Bilanzskandal geschüttelten Unternehmen früher oder später wieder ein Thema werden.
Derweil müssen sich Aktionäre der Gesellschaft mehr denn je Sorgen um die Zukunft von Steinhoff machen, nachdem in dieser Woche bekannt wurde, dass auf ein Immobilienportfolio eine Abschreibung von mehr als einer Milliarde Euro droht - wir berichteten. Dies könnte, so das Magazin „Finance”, für neue Probleme sorgen, denn bei der Steinhoff-Immobilientochter Hemisphere International Properties B.V., die von den drohenden Abschreibungen betroffen ist, sind laut „Finance” in diesem Jahr 750 Millionen Euro an Krediten fällig und müssen refinanziert werden.
Drohen bei Hemisphere Finanzierungsprobleme?
Noch ist allerdings offen, ob und in welcher Höhe Steinhoff tatsächlich Immobilienwerte in der Bilanz abschreibt. Man prüfe, wie das Gutachten der CBRE Limited zum Hemisphere-Immobilienportfolio in der Bilanz berücksichtigt wird, heißt es aus dem Unternehmen. Allerdings wird Steinhoff kaum darum herum kommen, abzuwerten, wenn man einigermaßen Glaubwürdigkeit zurück gewinnen will - zu groß scheinen die Fehlannahmen zu sein, die dem aktuellen Bilanzwert zugrunde liegen und die unter anderem Leerstände bei den Immobilien unberücksichtigt ließen.
Eine deutliche Reduktion des Immobilienwertes in der Bilanz könnte zum einen die Refinanzierungsverhandlungen massiv erschweren. Zum anderen reduzieren sich damit auch mögliche Verkaufserlöse deutlich, falls sich Steinhoff von Anteilen an Hemisphere International Properties B.V. trennen will. Der Konzern und dessen Gläubiger wie Aktionäre verlieren so wohl einen wichtigen Rettungsanker. Das niederländisch-südafrikanische Unternehmen wird indes kaum darum herum kommen, weitere Beteiligungen zu verkaufen, wenn die finanzielle Sanierung überhaupt Chancen haben soll. Neben Hemisphere gilt vor allem weiterhin Poundland als ein möglicher Verkaufskandidat: Schon seit längerem interessieren sich Hedgefonds, die mittlerweile die Gruppe der Gläubiger bei Steinhoff dominieren, für die britische Discount-Handelskette.