Amazon und Co.: Handel im Wandel - Commerzbank Kolumne
Die „Millennials“ (Jahrgang 1980-2000) sind die erste Generation, die mit Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen sind. Sie repräsentieren den „neuen“ Konsumenten und befinden sich in einem kaufkräftigen Lebensabschnitt. Beim Shopping kommt oft das Internet zum Einsatz, sei es als Informationsquelle oder als Bestellmedium. Internethändler, allen voran Amazon, haben den Trend frühzeitig erkannt, das Produktangebot immer weiter ausgeweitet und das Einkaufsverhalten immer breiterer Bevölkerungsschichten geprägt. Während der stationäre Handel mit notgedrungen limitiertem Angebot und Ladenöffnungszeiten zu kämpfen hat, sind Internethändler rund um die Uhr geöffnet, haben das Einkaufserlebnis immer weiter verbessert, kennen ihre Kunden aufgrund der Datenbasis sehr genau und haben die Lieferzeiten immer weiter verkürzt.
Bei diesem Erfolgsmodell verwundert auf den ersten Blick, dass Amazon mit stationären Geschäftskonzepten experimentiert und die US-Lebensmittelkette Whole Foods Market übernommen hat. Neben der Bedrohung, die der Handel diesbezüglich empfindet, zeigt die Strategie aber auch: der Onlinehandel wird den traditionellen Handel nicht komplett verdrängen. Neben unterschiedlichen Anforderungen an das Einkaufserlebnis (z. B. Lebensmittel vs. Möbel) sind nicht alle Kunden gleich und selbst ein typischer Internetkunde sehnt sich hin und wieder nach einem klassischen Einkaufsbummel. Einer Studie des HDE zufolge möchten über 40% der Verbraucher per Internet über lokale Läden informiert werden und nahezu 30% holen ihre im Internet bestellte Ware gerne vor Ort ab (click & collect), um Versandkosten zu sparen. Dies nutzen Händler, die Amazon „von der anderen Seite“ entgegenkommen und ihre Geschäfte mit dem Internet verzahnen - multikanalfähig machen (z.B. Media-Markt und Saturn/Ceconomy).
Anleihen
Euroraum: BIP Details (4. Quartal), 11 Uhr
USA: ADP Beschäftigungsumfrage (Feb.), 14:15 Uhr
USA: Handelsbilanz (Feb.), 14:30 Uhr
Kanada: Zinsentscheidung Bank von Kanada, 16 Uhr
Am Rentenmarkt ging es gestern mit den Kursen bergab. Bundesanleihen, die am Montag noch als sicherer Hafen dienten, waren weniger gefragt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg von 0,64% auf 0,68%. Gründe für die positive Risikostimmung waren u.a. Äußerungen mehrerer Republikaner, die sich gegen die Pläne von US-Präsident Donald Trump, Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen, richteten. Der Rücktritt von Trumps Wirtschaftsberater Cohn, der ein wichtiger Gegner der Strafzölle ist, hatte auf die europäischen Märkte noch keinen Einfluss. Entspannungssignale gab es im Konflikt um Nordkorea. Süd- und Nordkorea haben sich auf ein gemeinsames Gipfeltreffen geeinigt – womöglich Ende April. Besonders entspannend klang die Aussage Nordkoreas, dass es keinen Grund sehe, Atomwaffen zu besitzen, wenn es eine Sicherheitsgarantie habe. Nordkorea äußerte ebenfalls seine Bereitschaft zum Dialog mit den USA. Sollten entsprechende Gespräche stattfinden, wolle Nordkorea seine Atom- und Raketentests einfrieren. Nach unserer Sicht wäre zu viel Euphorie in diesem Fall nicht angebracht, weil Nordkorea in der Vergangenheit immer wieder Entspannungssignale sendete, ohne dass den Ankündigungen Taten folgten. Der US-Dollar – der als Fluchtwährung gilt – verlor gegenüber dem Euro zwischenzeitlich fast einen Cent. Der Euro verteuerte sich auf über 1,24 US-Dollar je Euro. Der europäische Rentenmarkt scheint das Wahlergebnis in Italien gut verdaut zu haben. Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen engten sich gegenüber Bundesanleihen wieder ein, nachdem sie sich am Montag zunächst deutlich ausgeweitet hatten.
Aktien
Deutsche Post, Bilanz-PK
Exxon Mobil, Analystenkonferenz
RTL Group, Jahresergebnis
Schaeffler, Bilanz-PK
Nach den sehr guten Vorgaben aus New York legten die europäischen Aktienmärkte auch den zweiten Handelstag in der laufenden Woche zumeist zu. Allerdings bröckelten die Gewinne im Tagesverlauf deutlich ab. Die Leitindizes gewannen um bis zu 1,8% (Italien). Die italienische Börse steckte das Wahlergebnis vom Sonntag also überraschend gut weg und machte die Verluste vom Montag mehr als wett. Zu der positiven Grundstimmung trug auch der eine oder andere beschwichtigende Kommentar in Bezug auf einen drohenden Handelskrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt bei. Die realwirtschaftlichen Auswirkungen der bislang beschlossenen Maßnahmen (Strafzölle etc.) halten sich in engen Grenzen. Der Dax schloss nahe am Tagestief, erzielte aber noch ein Plus von 0,2%. Besonders gesucht waren Automobilwerte, die am Vortag aufgrund der Aussagen von Präsident Trump in Bezug auf mögliche Strafzölle deutlich unter Druck gestanden hatten (VW: +2,3%). Auf europäischer Sektorenebene waren gestern vor allem Werte aus den Bereichen Rohstoffe und Autos gefragt, die im Schnitt um 1,4% bzw. um 1,2% kletterten. Schlusslicht war der Pharmabereich mit durchschnittlichen Abschlägen in Höhe von 0,7%. Die Börsen in den USA tendierten gestern etwas freundlicher. Der S&P 500-Index gewann 0,3%. Auf Sektorenebene (S&P 500) waren vor allem Rohstoffwerte gesucht; sie stiegen im Schnitt um 1,1%. Versorgeraktien gaben als Tagesverlierer um rd. 1,4% nach. Der Rücktritt von Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn belastete die Börsen in Asien. Der Nikkei 225-Index verlor 0,8%, nachdem der Yen ggü. dem USD wieder spürbar zulegte. Auch in Südkorea sowie bei den H-Aktien in Hongkong kam es zu Gewinnmitnahmen.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Amazon.com.