Am Morgen: Airbus, VW, Nestle, Amazon und US-Konjunkturdaten im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone ist so gut wie noch nie. Das hierfür ermittelte Barometer legte im Juli um 1,1 auf 119,0 Punkte zu. Das ist der höchste Stand seit Umfragebeginn 1985. Insbesondere bei den Dienstleistern und in der Industrie besserte sich die Stimmung angesichts der Lockerungsmaßnahmen in der Pandemie. Diese hellte sich vor allem stark in Frankreich, Italien und Spanien auf.
Das US-BIP konnte im II. Quartal 2021 „nur” um annualisiert 6,5% zulegen. Dies ist zwar schon ein recht starkes Wirtschaftswachstum, angesichts der ambitionierten Erwartungshaltung muss aber dennoch von einer negativen Überraschung gesprochen werden. Dabei scheint die Nachfrage jedoch nicht das Problem zu sein. Ganz offenkundig haben viele Beobachter die von den Lieferengpässen ausgehenden Belastungen für die nordamerikanische Ökonomie am aktuellen Rand unterschätzt. Diese Nachricht hat schon gewisse Implikationen für die Wirtschaftspolitiker in Washington, da geld- und fiskalpolitische Impulse in einem solchen Umfeld möglicherweise nicht nur ins Leere laufen, sondern sogar kontraproduktiv sein können.
Rentenmarkt
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren gesprungen. Das brachte die Kurse deutscher Staatsanleihen unter Druck. US-Staatsanleihen reagierten nur wenig auf die eher schwachen Konjunkturdaten. Vielmehr nagte die freundliche Aktienmarktstimmung an den Kursen.
Aktienmarkt
Beim deutschen Aktienmarkt ging es weiter bergauf, der MDAX sah sogar einen neuen Rekord. Die überwiegend positiv aufgenommenen Quartalszahlen von Unternehmen sorgten für „Kaufzettel“ auf dem Parkett. DAX +0,45%, MDAX +0,21%. Die Rekordjagd geht dank ermutigender Konjunkturdaten und Firmenbilanzen an der Wall Street weiter. Dow Jones +0,43%, S&P-500 +0,42%, Nasdaq Comp. +0,11%. Nikkei-225 schwach bei aktuell 27.317,42 Punkten.
Unternehmen
Der europäische Flugzeugbauer Airbus erwartet für das laufende Jahr doppelt so viel Gewinn wie bisher und will mehr Maschinen ausliefern als im vergangenen Jahr. Der französisch-deutsche Konzern schraubte die Prognose für den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 4 Mrd. von 2 Mrd. EUR. Nach zwei Quartalen steht bereits ein Ebit von 2,7 Mrd. EUR zu Buche, nachdem der Flugzeugbauer vor einem Jahr inmitten der Corona-Krise noch 945 Mio. EUR Verlust geschrieben hatte. Der Umsatz schnellte in H1 um 30% auf 24,6 Mrd. EUR.
VW hebt nach einem starken Q2 den Ausblick an. Die operative Rendite werde im Konzern zwischen 6 und 7,5% liegen und damit einen halben Prozentpunkt höher als bisher für 2021 prognostiziert. Die Prognose für die Auslieferungen dämpfte der Konzern wegen des Mangels an Halbleitern dagegen leicht.
Nestle hat nach einem starken H1 seine Ziele für das Gesamtjahr angehoben. Für 2021 rechnet das Unternehmen nun mit einem organischen Umsatzwachstum von 5-6%. Bislang hatte Nestle ein organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Im ersten Halbjahr gab Nestle die anhaltend starke Nachfrage nach Kaffeeprodukten Schub. Zweistelliges Wachstum verbuchte das Unternehmen zudem bei Heimtiernahrung. Insgesamt betrug das organische Umsatzwachstum 8,1%. Für Gegenwind sorgten Wechselkurseffekte und Bereichsverkäufe: Der berichtete Umsatz stieg um 1,5% auf 41,8 Mrd. Franken. Der Nettogewinn erhöhte sich um gut 1% auf 5,9 Mrd. Franken.
Amazon hat im abgelaufenen Quartal weniger umgesetzt als erwartet (knapp 113,1 Mrd. USD statt 115,2 Mrd. USD). Zudem werde im laufenden Vierteljahr eine Abschwächung beim Umsatzwachstum erwartet, erklärte der Konzern, der sich bislang in der Corona-Pandemie von Erfolg zu Erfolg gehangelt hatte. Angesichts der fortschreitenden Impfkampagnen rund um den Globus würden immer mehr Geschäfte wiedereröffnen und da die Menschen wieder mehr Zeit außerhalb ihrer vier Wände verbrächten, würden sie auch weniger online einkaufen.
Devisen
Der Euro legte u.a. durch einen schwächeren USD zu.
Öl / Gold
Die Ölpreise zogen weiter an, Unterstützung kam vom schwächeren US-Dollar und US-Lagerdaten. Im Gegensatz zu den Vortagen bewegte sich Gold endlich wieder – es ging aufwärts.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Amazon.com.