Börse am Morgen: U.a. mit SAP, Immobilien, Ölpreis, Konjunkturdaten - Nord LB
Die deutsche Industrie rechnet mit einem weiteren schwierigen Jahr. Die Produktion dürfte verglichen mit 2023 um 1,5% zurückgehen, teilte der Branchenverband BDI mit. Bei den Warenexporten erwartet der BDI 2024 eine Stagnation, nachdem diese im vergangenen Jahr noch um 1,5% gesunken sind. „Die Industrie in Deutschland hat sich von den Kosten- und Nachfrageschocks, von zeitweise extrem hohen Energiepreisen und von der Inflation noch nicht erholt“, hieß es. Die Produktionsprognose sei besorgniserregend. Der BDI fordert erneut, Deutschland brauche dringend weniger Bürokratie und wettbewerbsfähige und langfristig planbare Energiepreise. „Die Stromnetzentgelte müssen deutlich gesenkt werden und die Regierung muss die angekündigte Kraftwerksstrategie und die Wasserstoffstrategie schnell konkretisieren und mit Priorität umsetzen“.
Die Maschinenbauer in Deutschland erwarten im lfd. Jahr weiterhin einen Rückgang der Produktion, sehen aber im wichtigen Exportgeschäft erste positive Signale. „Die Belastungsfaktoren sind unverändert spürbar“, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Haeusgen. Insbesondere die große Verunsicherung der Kunden verhindere mehr Investitionen und damit mehr Aufträge für den Maschinenund Anlagenbau. Allerdings scheine die Talsohle zumindest bei den Auslandsbestellungen erreicht zu sein. Für die Weltwirtschaft signalisierten aussagekräftige Frühindikatoren ein Ende der Talfahrt des internationalen Industriezyklus. Es bleibe bei der Prognose, wonach 2024 die Produktion der Branche in Deutschland um 4% sinken werde.
Der deutsche Immobilienmarkt wird dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VdP) zufolge 2024 die Schwächephase noch nicht hinter sich lassen. Zwar werde womöglich in H2 bei den Wohnimmobilien eine Stabilisierung der Preise einsetzen, das Ende der Preisrückgänge bei Gewerbeimmobilien sei hingegen frühestens ab dem Jahresende zu erwarten. Die Immobilienpreise sanken laut VdP von Q4 2022 bis Q4 2023 um 7,2%. Die Preise von Wohnimmobilien gingen um 6,1% zurück, die Preise für Gewerbeimmobilien um 12,1%. Für das lfd. Jahr geht der VdP davon aus, dass die Preise weniger stark sinken werden als 2023. Die Prognosen reichten von 0 bis -5% bei Wohnimmobilien und -5% - -10% bei Büroimmobilien.
Trotz einer schwächelnden Konjunktur haben europäische Startups einer Studie zufolge zum Jahresauftakt zusätzliches frisches Kapital angelockt. In Q1 hätten Wagniskapitalgeber USD 13,7 Mrd. in diese Firmen gesteckt, ergab eine Erhebung des Branchendienstes Dealroom. Dies sei ein Plus von 5% (y/y).
Tagesausblick
Heute wird von den Marktteilnehmer zunächst auf die vorläufigen Daten zu verschiedenen Einkaufsmanagerindizes – u. a. aus Deutschland, Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich – zu achten sein. Im Laufe des Tages werden dann noch Zahlen von US-Immobilienmarkt und zum Unternehmensvertrauen der Richmond Fed gemeldet.
Renten- und Aktienmärkte
Die Erleichterung über das Ausbleiben einer Eskalation im Nahen Osten am Wochenende zeigte sich bei Anlagen, die als „sichere Häfen“ gelten. Die Kurse deutscher Bundesanleihen und US-Treasuries gaben über weite Strecken nach.
Nach dem Ausverkauf vor Wochenschluss begaben sich Anleger an der Wall Street auf Schnäppchensuche. Der Markt war am Freitag wegen der Netflix-Ergebnisse überverkauft. Anleger realisierten, dass Netflix nicht sehr aussagekräftig für andere TechKonzerne sei. In dieser Woche liefern u.a. noch Tesla, Meta Platforms, Alphabet und Microsoft Zahlen. Auch das Ausbleiben einer weiteren Eskalation im Nahen Osten sorgte für Entspannung. DAX +0,70%; MDAX +1,15%; TecDAX +0,93%, Dow Jones +0,67%; S&P 500 +1,06%; Nasdaq Comp. +1,32%.
Unternehmen
Ein anhaltend starkes Cloud-Geschäft hat SAP zum Jahresauftakt ein erneutes kräftiges Wachstum beschert. Es stieg in Q1 währungsbereinigt um 28% auf EUR 14,179 Mrd. Auch Umsatz und Gewinn wuchsen deutlich: Das operative Ergebnis habe um 19% auf EUR 1,533 Mrd. zugelegt. Jahresziele wurden bestätigt.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR hat sich deutlich über 1,06 USD behauptet. Der Wochenstart fiel mit Blick auf relevante Wirtschaftsdaten ruhig aus.
Das Ausbleiben einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran am Wochenende ließ die Ölpreise zurückgehen. Die Risikoprämie, die an die Möglichkeit von Versorgungsunterbrechungen geknüpft ist, wurde abgebaut.
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