Commerzbank: EZB im Bann des Ölpreises, weitere Lockerung im März wahrscheinlich

Durch den seit Dezember nochmals eingebrochenen Ölpreis rückt das Inflationsziel der EZB in weite Ferne. Selbst wenn der Ölpreis bis in 2017 hinein starr bei 35 USD verharrte, kämen von seiner Seite im Frühjahr nochmals massive Dämpfeffekte auf die Inflationsrate, denn er läge dann im 2. Quartal um über 40% und im vierten noch immerhin 17% unter seinem Vorjahresstand, bevor bei ihm dann im 1. Quartal kommenden Jahres eine Veränderungsrate von Null zu Buche stünde. Der Ölpreiseffekt wird also über weite Strecken des Jahres stark dämpfend auf die ausgewiesene Inflationsrate wirken. Die EZB befürchtet, dass sich dadurch die niedrigen Inflationserwartungen verfestigen. Sie wird wohl im März abermals lockern.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: PMI-Index (Jan.) 9.30 Uhr
Euroland: PMI-Index (Jan.) 10.00 Uhr
USA: PMI-Index (Jan.), 15,45 Uhr
USA: Verkäufe gebr. Häuser (Dez.), 16.00 Uhr
USA: Frühindikatoren (Dez.), 16.00 Uhr
Die EZB hat bei ihrer gestrigen Pressekonferenz unerwartet deutlich eine weitere Lockerung der Geldpolitik vorbereitet. Die Abwärtsrisiken für die Konjunktur seien gestiegen (erhöhte Unsicherheit hinsichtlich des Wachstums der Emerging Markets, Volatilität an den Finanz- und Rohstoffmärkten, geopolitische Risiken). Dies führe zu einer schwächer als erwarteten Inflationsentwicklung. Daher sei es erforderlich, bei der nächsten Ratssitzung (10.03.) die geldpolitische Ausrichtung zu überprüfen und zu überdenken; darüber herrsche Einstimmigkeit. Im März werden dem Rat auch die Projektionen für 2018 vorliegen. Bis dahin arbeite man daran, die technischen Vorbereitungen zu treffen, um alle Instrumente bei Bedarf einsetzen zu können. Deutlich wurde, dass der EZB vor allen der abermalige starke Ölpreisrückgang ein Dorn im Auge ist. Sie hält ihn für zu massiv, um darin lediglich eine vorübergehende Entwicklung zu sehen, durch welche die Notenbank „hindurchsehen“ kann. Der EZB bereitet die Nachhaltigkeit des Ölpreisrückgangs Sorgen, weil sie Zweitrundeneffekte befürchtet – also einen Rückgang der ohnehin schon mäßigen Inflationserwartungen, die sich dann auch bei der Lohnentwicklung nieder-schlagen könnten. Bei dieser verbalen Vorbereitung ist im März zumindest mit einer weiteren Senkung des Einlagesatzes zu rechnen. Ähnlich scheint der Rentenmarkt die EZB-Intentionen zu deuten. Die Rendite 2-jähriger Bundesanleihen fiel auf -0,44%, 10-jährige rentierten bei 0,46%. Der Euro rutschte gegenüber dem USD auf 1,08 USD pro EUR ab.
Aktien
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Nachdem EZB-Präsident Draghi in der gestrigen Pressekonferenz zur Leitzinsüberprüfung überraschend deutlich eine weitere Lockerung der Geldpolitik für März signalisiert hatte, stieg der deutsche Leitindex schnell um über 100 Punkte. Dieser erste Impuls verpuffte aber sofort wieder. Nachhaltigeren Eindruck hinterließ hingegen die nach noch schwacher Eröffnung festere Tendenz an der Wall Street. Insgesamt bleibt die Erwartung einer noch expansiveren Geldpolitik durch die Notenbank des Euroraums die wesentliche Stütze der Aktienmärkte. Thema des Tages im deutschen Handel war allerdings die Vorlage von vorläufigen Eckdaten der Deutschen Bank (-3,4%), die einen Rekordverlust für 2015 offenbarten. Zwischenzeitlich war der Aktienkurs sogar um mehr als 10% abgesackt. Dagegen gehörten die Papiere von RWE (+6,1%) und VW (+5,5%) zu den Favoriten im DAX. Mit dem Rückenwind der Europäischen Zentralbank konnten alle Branchen im Euroraum zulegen. Die beste Entwicklung wiesen dabei Grundstoffe (+3,7%), Automobile (+3,3%) und der Energiesektor (+3%) auf. Etwas zurück blieb bei dieser Entwicklung lediglich das Versicherungssegment (+1%). Deutlich erholen konnten sich vor allem die zuvor stark unter die Räder geratenen italienischen Banken Unicredit (+7,9%) und Intesa (+4,9%). An der Wall Street konnte sich die Stimmung trotz der festeren Ölpreise nicht bis zum Schluss halten. Zuletzt wurde ein Großteil der Gewinne wieder abgegeben. Hier standen vor allem die Quartalsvorlagen von Verizon (+3,3%) und Travelers (-0,9%) im Fokus. Im Nasdaq 100 überzeugte Xilinx (8,6%) nach besser als erwarteten Daten. Heute Morgen setzt in Asien vor allem der Nikkei 225 zu einem Kursfeuerwerk an. Auch alle anderen asiatischen Börsen können meist deutlich zulegen. Mit dieser Vorgabe dürften auch die europäischen Aktienmärkte fester starten.