Raiffeisen: TUI, Chevron, Exxon Mobile und Staatsanleihen im Blickpunkt
Heute wird in der Eurozone das zweite zielgerichtete Refi nanzierungsgeschäft (TLTRO) der EZB zugeteilt. Geschäftsbanken haben die Chance 7 % ihres Kreditvolumens (Kredite an den Privatsektor ex Immobilienkredite an Haushalte) bei den ersten beiden TLTRO der Notenbank zu refinanzieren. Geht man davon aus, dass die Banken aus Südeuropa und Irland 90 % des möglichen Volumens ausschöpfen, die Banken aus Frankreich 50 % und die restlichen Banken der Eurozone 25 %, so ergibt sich für die beiden TLTRO im September und Dezember ein Volumen von rund EUR 220 Mrd. Da sich die Banken im September rund EUR 83 Mrd. geholt haben, schätzen wir die Nachfrage beim heutigen zweiten TLTRO auf ca. EUR 140 Mrd. Mit der Zuteilung wird wohl klarer, dass diese Refinanzierungsgeschäfte nur einen geringen Beitrag zur avisierten Ausdehnung der Notenbank Bilanzsumme leisten werden. Ein schwaches Ergebnis erhöht somit die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB in den kommenden Monaten die Wertpapierkäufe auf Staatsanleihen ausdehnen wird. In den USA werden heute die Einzelhandelsumsätze für November bekannt gegeben. Aufgrund des massiven Rückgangs der Kraftstoffpreise (-8,5 % p.m.) im November rechnen wir mit einer Stagnation der nominalen Umsätze. Die Märkte könnten dieses Ergebnis in einer ersten Reaktion als schwach interpretieren. In realer Rechnung sollten die Einzelhändler aber 0,6 % mehr verkauft haben als im Vormonat. Hierauf deutet unter anderem der kräftige Anstieg der PKW-Absätze hin, die im letzten Monat um 4,5 % p.m. geklettert sind. Am Primärmarkt stockte gestern Deutschland eine Anleihe mit Laufzeit Dez. 2016 um ein Volumen von EUR 4 Mrd. (einbehalten EUR 767 Mio.) zu einer durchschnittlichen Rendite von -0,04 % auf. Trotz negativer Marktverzinsung war die Auktion 1,9fach überzeichnet. Lettland holte sich mittels einer Anleihe mit Laufzeit Nov. 2019 ein Volumen von EUR 200 Mio. Bei 4,8facher Überzeichnung betrug die durchschnittliche Emissionsrendite rund 1,1 %. Da Italien seine BTP Auktion abgesagt hat, bleibt der Emissionskalender für Staatsanleihen in der Eurozone heute leer.
Aktienmärkte
Am gestrigen Handelstag verbuchten die wichtigsten US-Aktienindizes durchwegs deutliche Verluste. Ein einbrechender Ölpreis und fallende Energie-Aktienkurse haben die Stimmung an der Wall Street getrübt. Die OPEC hatte die Nachfrageprognose 2015 für das von ihren Mitgliedsstaaten geförderte Öl auf ein 12-Jahrestief gesenkt. Exxon Mobile und Chevron verloren daraufhin 3%, bzw. 2%. Besser lief es hingegen für Aktionäre von Fluggesellschaften. Dessen Branchenverband rechnet 2015 mit einem Rekordnettogewinn für die weltweiten Fluggesellschaften in Höhe von USD 25 Mrd. Auch der japanische Aktienmarkt konnte sich den negativen Vorgaben nicht entziehen und schloss ebenfalls im negativen Terrain. In Europa präsentierte der Modehersteller Inditex (u.a. Zara und Bershka) vorbörslich durchwegs solide Geschäftszahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2014. Dabei konnten die Erwartungen sowohl beim Gewinn, als auch beim Umsatz marginal übertroffen werden. An den europäischen Börsenplätzen zeichnet sich nach aktuellen Futures-Indikationen ein negativer Handelsbeginn ab.
Credit-Märkte
Die französische Wendel SA (Investmentaktivitäten im Bereich Industrie- und Dienstleistungsunternehmen) hat seine 2,75 % 2024 Anleihe (BBB-) um EUR 200 Mio. aufgestockt. Das Pricing erfolgte bei MS+145 BP und damit leicht unter der ursprünglichen Pricing-Indikation. Der nicht geratete niederländische Textilproduzent FNG Group dürfte als Erstemittent den EUR Corporate Bond Markt betreten. Geplant ist eine Anleihe mit Fälligkeit im April 2021 (Non-Call 3 Jahre). Der Kupon wird im Bereich von 4,625 % bis 4,750 % erwartet. An der Ratingfront hat TUI AG, nach der Veröffentlichung des Ergebnisses für das Geschäftsjahr 2013/14, zeitgleich sowohl von Moody’s als auch von S&P ein Ratingupgrade bekommen. Moody’s stuft den Konzern gleich um zwei Notch von B2 auf Ba3 herauf, S&P von B+ auf BB-.
Zentral- und Osteuropa
- Die Sitzung der russischen Zentralbank wird heute im Fokus stehen. Wir rechnen mit einer Leitzinssenkung um 100 BP, wodurch zur Stabilisierung des Rubel beigetragen werden soll.
- Die Zinssitzung in Serbien dürfte heute eine Zinssenkung um 25 BP auf 7,75 % mit sich bringen.
- Die Spread-Ausweitung an den Anleihemärkten in Schwellenländern wird sich voraussichtlich fortsetzen. CEE-Eurobonds werden davon nicht ausgenommen sein.
- Infolge von Spekulationen, wonach der IWF ein größeres Loch im ukrainischen Staatshaushalt identifiziert habe, verzeichneten die Eurobondkurse in der Ukraine einen Rückgang.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: TUI.