Cloud+Heat: Projektpipeline ist bis Anfang 2016 gefüllt - Crowdfunding
5 Millionen Euro will Cloud+Heat per Crowdfunding ins Unternehmen holen. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erklärt Geschäftsführer und Mitgründer René Marcel Schretzmann, wie das Geld investiert werden soll. Er erklärt das Geschäftsmodell von Cloud+Heat und erläutert die Zahlen des Unternehmens. Anfang 2016 könnte es den Breakeven bei der noch jungen Gesellschaft geben. Schretzmann macht auch klar, welche Vorteile Hausbesitzer durch Cloud+Heat haben. Das Thema Sicherheit ist ebenfalls ein Aspekt im Interview mit Schretzmann.
www.4investors.de: Das Geschäftsmodell, einerseits Cloud-Dienste anzubieten und andererseits die Wärme, die Server entwickeln, zum Heizen von Gebäuden und die Warmwassererzeugung zu nutzen, mutet ungewöhnlich an. Wie kam es zu dieser Idee?
Schretzmann: Zunächst haben wir selbst Bedarf festgestellt. Unser Mitgründer Christof Fetzer, der an der Technischen Universität Dresden zum Thema Cloud-Systeme und Energieeffizienz lehrt, plante 2009 den Bau eines eigenen Hauses und suchte nach einer kostengünstigen, alternativen Heizmethode – so entstand die Idee.
Nach intensiver Forschungsarbeit entwickelten wir dann gemeinsam mit der Technischen Universität Dresden die patentierte Technologie und das gesamte Konzept. Im Oktober 2011 haben wir unser Unternehmen unter dem Namen AoTerra GmbH gegründet. Im April 2014 benannten wir es in Cloud+Heat Technologies GmbH um.
www.4investors.de: Wie funktioniert das alles in der Praxis? Wer übernimmt die Investitionen für die Integration der Server in das Heizungssystem des betreffenden Hauses? Wie teuer kommt so ein Einbau eines Serverschrankes und welche Mieten müssen Sie für Räume zahlen?
Schretzmann: Diese Investitionen übernehmen wir. Wir installieren Feuer- und Sicherheitsschränke mit Servern und richten für deren Betrieb eine separate Internetverbindung ein. Für die Gebäudeeigentümer fallen lediglich einmalige Anschaffungskosten von 12.000 Euro an. So viel kostet auch eine Wärmepumpenheizung.
Wir übernehmen alle anfallenden Internet-, Strom-, Wartungs- und Instandhaltungskosten für einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren und haften für eventuelle Schäden.
Die Server und das Heizungssystem werden ähnlich einer klassischen Heizung einmal im Jahr gewartet. Um die Rechner immer auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, tauschen wir sie alle drei bis fünf Jahre aus.
Da unsere Heizsysteme nur so viel Platz benötigen wie alternative Heizungen zahlen wir keine Gebäudemieten.
www.4investors.de: Wie rechnet sich ein solches System für den Immobilienbesitzer?
Schretzmann: Gebäudebesitzer erwerben mit unseren Heatern ein kostengünstiges Heizsystem, das den Wärmebedarf deckt und die Warmwasseraufbereitung sicherstellt. In größeren Objekten, wie mehrgeschossigen Wohnungsbauten oder Hotels, liefern die Heater die ganzjährige Grundlast für die Warmwasseraufbereitung. Unser System kostet in der Anschaffung nicht mehr als andere nachhaltige Lösungen, bietet aber zusätzliche Vorteile: Da unser Heizsystem keinen Schornstein benötigt, spart der Eigentümer Anschaffungskosten zwischen 1.000 Euro und 2.000 Euro. Außerdem entfallen regelmäßige Wartungs- und Schornsteinfegerkosten von rund drei bis fünf Prozent der jährlichen Investitionskosten, die klassische Heizungsanlagen für energiesparende Neubauten verursachen.
„ Der Geschäftsbereich Heat ist ein Selbstläufer“
www.4investors.de: Ihre Wachstumspotenziale sind auch davon abhängig, zusätzliche Räume für Ihre Serverschränke zu finden. Wie reagieren Immobilienbesitzer auf Ihr Geschäftsmodell, wie gut können Sie an zusätzliche Räume kommen?
Schretzmann: Der Geschäftsbereich Heat ist ein Selbstläufer, der von einer extrem hohen Nachfrage profitiert. Bis heute haben wir deutschlandweit 108 Heater (Heizschränke) ausgeliefert und verschiedene Pilot- und Großprojekte mit Wohnungsbaugesellschaften erfolgreich umgesetzt.
Die Projektpipeline von Cloud+Heat ist bis Anfang 2016 mit unterzeichneten Aufträgen gefüllt. Für den anschließenden Zeitraum liegen von namhaften Bauunternehmen in Nord-, West- und Ostdeutschland Anfragen für Großprojekte vor. So sind wir in der glücklichen Lage, ohne vertrieblichen Aufwand optimal passende und strategisch wichtige Standorte auswählen und ausbauen zu können.
Wir haben zu diversen Kooperationspartnern hervorragende und vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut, so dass unsere Heater schon in der ersten Planungsphase von Bauprojekten als mögliche Heizungsquellen vorgesehen sind.
www.4investors.de: Sie stellen die Server dezentral in verschiedensten Gebäuden auf. Sie dürften damit bei vielen potenziellen Kunden, die auf größtmögliche Sicherheit bei Cloud-Diensten Wert legen, auf Skepsis stoßen – insbesondere in Unternehmen, die auch rechtliche Vorschriften zu beachten haben. Wo liegen in Sachen Datenschutz und Sicherheit die Schwierigkeiten, oder ist das für Sie kein tatsächliches Problem in der Praxis?
Schretzmann: Bei unserem Angebot stellen Datenschutz und Sicherheit weder in der Theorie noch in der Praxis ein Problem dar. Dies belegt auch die jüngste Auszeichnung des TÜV Rheinland. Das Prüfinstitut bestätigt das hohe Datenschutz- und Sicherheitsniveau unserer cloudbasierten Rechenleistungen. Dieses Prädikat ist eine wichtige Voraussetzung für die Akquisition mittelständischer Unternehmen mit hohen Sicherheitsanforderungen.
Wir legen allergrößten Wert auf hohe Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Zum einen werden alle Daten an verschiedenen Orten in Deutschland gespeichert, verschlüsselt und dreifach gesichert. Zum anderen sind wir im Gegensatz zu ausländischen Cloud-Anbietern, die Rechenzentren in Deutschland betreiben, nicht verpflichtet, Kundendaten an ausländische Sicherheitsbehörden weiterzugeben beziehungsweise Zugriff zu gewähren.
Wir geben die genauen Standorte unserer Anlagen nicht bekannt. Außerdem haben Immobilienbesitzer keinen Zugang zu den Serverschränken. Ausschließlich Mitarbeiter von Cloud+Heat dürfen diese Räume betreten. Die robusten Feuer- und Sicherheitsschränke sind zusätzlich mit Alarmanlagen gegen Einbruch geschützt.
Die gespeicherten Daten werden mittels Object Storage über drei Availability Zones repliziert. Der Ausfall eines Schrankes oder eines Knotens führt nicht zu direktem Datenverlust, da sich auf den Festplatten nur Teilfragmente der Dateien befinden. Eine zusätzliche Verschlüsselung der Disks verhindert, dass die Daten von Unbefugten verwendet werden können. Abgesehen davon ist der Breitbandanschluss von Cloud+Heat von privaten Internetverbindungen getrennt.
www.4investors.de: Die Dezentralität der Serverstandorte dürfte Sie bei Wartung und Logistik vor größere Herausforderungen stellen, als wenn alle Server an einem Standort wären. Fokussieren Sie sich auf ein bestimmtes Gebiet oder wie lösen Sie dies?
Schretzmann: Aktuell arbeiten wir mit Technikern zusammen, die für uns die Wartung und den Service unserer Geräte vor Ort übernehmen. Mittel- und langfristig wird dieses Netz sukzessive ausgebaut, so dass regionale Partner für die Betreuung zuständig sein werden. Die Fremdwartung reduziert die Anfahrtswege zu den Rechenzentren und spart Kosten.
www.4investors.de: Sie haben sich jetzt erneut entschieden, eine Finanzierungsrunde per Crowdfunding zu absolvieren. Warum wählen Sie diesen Weg statt klassischere Methoden, wie zum Beispiel Private Equity zu nutzen?
Schretzmann: Wir wollen nicht von einer einzigen Finanzierungsquelle abhängig sein, sondern möchten weiterhin eine breite Basis von Investoren ansprechen. Ein Mix aus Venture Capital, Crowd-Investment und Fremdkapital bilden ein solides Fundament für unser Geschäftsmodell.
www.4investors.de: In welchem Zeitraum wollen sie die geplanten 5 Millionen Euro einsammeln?
Schretzmann: Wir haben uns vorgenommen, unser Funding stufenweise anzugehen. Wir wollen das eingeworbene Kapital der Crowd schwerpunktmäßig für die Infrastruktur, die Sicherung weiterer Patente und die Internationalisierung verwenden. Es geht in erster Linie um Wachstumskapital, das zu Skalierungszwecken eingesetzt wird. Unser Ziel ist es, innerhalb von vier bis sechs Wochen die angestrebte Summe einzusammeln.
www.4investors.de: Für Investoren sind natürlich immer Umsatz und Ergebnis interessant. Wie sehen die Zahlen für 2013 aus, welche Entwicklung nimmt bisher das Jahr 2014?
Schretzmann: 2013 haben wir einen Umsatz in Höhe von 474.000 Euro erwirtschaftet, das Ergebnis lag bei minus 2,3 Millionen Euro. Für 2014 haben wir den Fokus auf den Marktangang der Cloud ausgerichtet und erwarten rund 600.000 Euro Umsatz, der primär aus dem Bereich Cloud stammen wird. Für das Ergebnis erwarten wir vor dem Hintergrund getätigter Investitionen in die technische Umsetzung der Cloud ein Minus von rund 3,6 Millionen Euro. Wir planen den Break-even frühestens im ersten Quartal 2016.
www.4investors.de: Wie sieht eine erste Prognose für 2015 aus?
Schretzmann: Wir wollen im kommenden Jahr rund 2,7 Millionen Euro umsetzen und den operativen Vorsteuerverlust (EBT) auf knapp 2,7 Millionen Euro reduzieren.
Gewinnschwelle soll 2016 erreicht werden
www.4investors.de: Sie haben ein Auge auf den US-Markt geworfen. Wie weit sind hier die Vorbereitungen für einen Markteinstieg gekommen?
Schretzmann: Unser patentiertes Geschäftsmodell steht. Wir müssen es nur auf den US-Markt übertragen. Hier haben wir bereits Kontakte geknüpft, Vertriebswege erschlossen und Gespräche mit interessierten Großkunden geführt.
www.4investors.de: Welche Schritte stehen für Sie als nächstes in Deutschland und Europa nach Abschluss des Crowdfunding auf dem Plan?
Schretzmann: Wir legen bei dieser Finanzierungsrunde den klaren Fokus auf Wachstum und Skalierung. Speziell im weltweit boomenden Markt für Cloud-Computing wollen wir mit weiteren neuen Produktvarianten neue Geschäftsfelder erschließen. Wir wollen unseren Technologievorsprung vor Wettbewerbern halten und ausbauen sowie die Internationalisierung in die europäischen Märkte und Richtung USA anstoßen. Kurz gesagt: Wir wollen jetzt das Fundament für weiteres Wachstum und die internationale Expansion legen!
Dazu ergänzen wir unser Produktportfolio durch den Marktangang „private cloud“ und die Entwicklung neue Heater-Modelle, die noch leistungsstärker und effizienter sind. Außerdem wollen wir zusätzliche Patente anmelden.
www.4investors.de: Wäre für Sie mittel- bis langfristig ein Gang an die Börse denkbar?
Schretzmann: Grundsätzlich ist ein Börsengang natürlich immer eine Option und kann auch für Cloud+Heat als künftiges Exit-Szenario relevant werden. Derzeit ist das jedoch kein Thema für uns. Wir wollen uns zunächst auf den Ausbau unseres Produktportfolios und das internationale Wachstum konzentrieren.