Paion Aktie: Nachbörsliche Kapriolen auf Tradegate - was war da los?
Dass bei der Paion Aktie haufenweise kurzfristig orientierte Trader engagiert sind, ist ein offenes Geheimnis und hier auch immer wieder mal ein Thema. Die Aktie ist sehr liquide im XETRA-Handel und volatil – ein Paradies für die Börsianer, die gerne auch mal als „Zocker“ verschrien sind. Wir hatten gestern davor gewarnt, dass bei Paion nach deutlichen Kursanstiegen auch gerne mal Gewinne brutal mitgenommen werden. Im XETRA-Handel zeigte sich dann auch der erwartete Kursdruck, nachdem die Biotechaktie die Hürde um die 3-Euro-Marke nicht überwinden konnte – zur Ausgangslage siehe unseren gestrigen 4investors Paion-Chartcheck.
Der liquide XETRA-Handel bei Paion verlief dann gestern völlig normal. Keine außergewöhnliche Umsatzhöhe, moderate Schwankungen, am Ende ein Kursverlust von 2,38 Prozent auf 2,75 Euro – ein alles andere als außergewöhnlicher Handelstag. Doch kaum war der liquide XETRA-Handel beendet, wurde die Paion Aktie binnen Minuten auf dem wesentlich weniger liquiden Tradegate-Handel der Deutsche Börse AG mit wenigen zehntausend Aktien von 2,75 Euro auf bis zu 2,21 Euro gedrückt. Binnen Minuten ging es dann wieder nach oben in den Bereich um 2,60 Euro, es folgte ein erneuter Schwächeanfall, weiteres wildes Geschwanke, bevor die Paion Aktie den Tradegate-Handel am späten Abend mit 2,545 Euro und 9,62 Prozent Tagesverlust beendet hat.
Tradegate-Volumen bei Paion übersteigt XETRA-Handel massiv
Am Ende des Tages hatte der Handel in der Paion Aktie auf Tradegate rund das fünffache Volumen des sonst wesentlich liquideren XETRA-Handels. Das hat nicht nur Seltenheitswert, sondern ist aus Sicht der Verkäufer eine völlig verrückte Aktion – es sei denn sie war gewollt. Der Spuk, der da gestern über Paion bei Tradegate herein brach, wirft reichlich Fragen auf. Vor allem, warum Aktienpakete wenige Minuten nach Ende des liquiden XETRA-Handels, der solche Volumen normalerweise problemlos verkraftet und dem Verkäufer bessere Kurse einbringt, auf eine deutlich illiquidere Börse geworfen werden, was einen Kurseinbruch geradezu provoziert. Dass in den einschlägigen Börsenforen bereits das Wort „Kursmanipulation“ die Runde macht, erstaunt vor diesem Hintergrund nicht.
Ob hier wirklich manipuliert wurde, oder ob schlicht ungeschicktes Orderverhalten der Grund war, werden andere entscheiden müssen. Allerdings: Es kann auch kaum im Interesse der Deutschen Börse AG sein, die Tradegate gegen starke Konkurrenz beim Privatanleger etablieren will, dass derartige Kurskapriolen möglich sind, die so gar nichts mit der Nachrichtenlage, sondern dem Ausnutzen des engen Marktes zu tun haben. Dies kostet berechtigterweise Vertrauen in einen ohnehin schon wenig transparenten Markt, der eigentlich für eine faire Kursstellung garantieren soll.
Wichtige Paion-News stehen bevor
Kurz noch zur Tageslage: Am frühen Dienstagmorgen liegen die Indikationen für das Papier um 2,50/2,56 Euro. Am morgigen Mittwoch wird das Aachener Biotechunternehmen Quartalszahlen vorlegen. Die Zahlen werden wenig aussagekräftig sein, die Ergebnisse von steigenden Forschungsaufwendungen und den Kosten für die diversen Kapitalmaßnahmen von Paion geprägt sein – doch das ist alles nichts Neues, auch wenn einige Adressen die Zahlen in der üblichen Manier wieder ausschlachten werden. Die wichtigen nächsten News von Paion bleiben die Entscheidung von Ono Pharma, ob man einen Zulassungsantrag für den Narkosemittelkandidaten Remimazolam stellt, und die Starts der Phase-3-Studien für Remimazolam in den USA und Europa.
Die spekulative Paion Aktie derweil wird angesichts der technischen Lage weiter sehr volatil bleiben und einige erratische Kursschwankungen produzieren. Damit müssen die Anleger wohl leider leben.