Commerzbank: Industrieproduktion im Euroraum rückläufig – Bundesregierung senkt Wachstumsprognosen
Im August sank die Industrieproduktion im Euroraum um 1,8% M/M bzw. 1,9% J/J (nach +0,9% M/M bzw. +1,6% J/J) stärker als erwartet. Dies liegt zum Großteil am starken Produktionsrückgang in Deutschland (-4,3% M/M). Die Stimmung hat sich deutlich eingetrübt. Deutschland ist aufgrund der rückläufigen Nachfrage aus den Emerging Markets und dem Euroraum als Exportland stark belastet. Darauf weist auch die ZEW-Umfrage, dessen Erwartungsindex im Oktober auf -3,6 Punkte gesunken ist, hin. Damit haben erstmals seit November 2012 die Pessimisten wieder die Oberhand. Gestern senkte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognosen für 2014 von 1,8 auf 1,2% und für 2015 von 2,0 auf 1,3% drastisch.
Zinsen und Anleihen
Konjunktursorgen dominieren weiter die Marktstimmung. Renditen von Staatsanleihen bester Bonität aber auch derer von Euro-Peripheriestaaten sanken teilweise auf neue Allzeittiefstände. So rentierten 10-jährige Bundesanleihen zum Handelsschluss unter 0,84%. Nachdem in den letzten Tagen eine Reihe von Daten bereits aufzeigte, dass insbesondere die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ins Stocken gerät, ergänzte gestern wenig überraschend die Industrieproduktion der Eurozone den Reigen schwacher Daten. Diese fiel um 1,8% zum Vormonat stärker als erwartet (s. „Im Blickpunkt“). Auch der ZEW-Index fiel über Erwarten stark. Wurde durch die befragten Ökonomen die aktuelle Lage in Deutschland im Juni dieses Jahres noch mit 67,7 Punkten bewertet fiel diese Einschätzung von zuletzt 25,4 auf 3,2 Punkte im Oktober. Die Erwartungskomponente lag mit -3,6 Punkten sogar unter der Nulllinie, was bedeutet, dass die Pessimisten bei der Befragung überwiegen. Diese Entwicklung ist nachvollziehbar. Deutschland, als eines der stärksten Exportländer der Welt, kann sich nicht auf Dauer der lahmenden Weltwirtschaft entziehen. Insbesondere die sinkende Nachfrage aus den Emerging Marktes belastet die deutsche Konjunktur. Diese hatten zuletzt von der enormen Liquidität, welche insbesondere durch die US-Notenbank zur Verfügung gestellt wurde, profitiert. Das Auslaufen der ultra expansiven Maßnahmen und die Erwartung an Zinserhöhungen der US-Notenbank belasten nun. Die gefeierte Rettung der Weltwirtschaft durch die Notenbanken bleibt abzuwarten, denn die als Medizin verabreichte Liquidität zeigt sich immer mehr als Droge bei deren Absetzung alte Probleme aber auch Nebenwirkungen zu Tage treten.
Aktien
Nach einem volatilen Handelsverlauf konnten die europäischen Aktienbörsen den negativen Tagestrend zur Mittagszeit stoppen und zuletzt in leicht positives Terrain drehen. Während die veröffentlichten Makrodaten dabei weiterhin belasteten, sorgten diverse Unternehmensmeldungen für eine leichte Stabilisierung. Im Dax 30 ragten dabei die Aktien von Daimler (+3,7%) nach ersten Eckdaten für das dritte Quartal heraus. Im Zuge dieser sehr positiv aufgenommenen Daten konnten alle Automobiltitel fester notieren. Ebenfalls im Fokus standen die Titel der Deutschen Telekom (-1%), nachdem das französische Telekomunternehmen Iliad das Kaufangebot für T-Mobile US zurückgezogen hatte. Negativer Spitzenreiter im deutschen Handel war Henkel (-1,9%) nach einer Herabstufung durch einen Broker. Im EUROSTOXX 50 waren Automobile (+2,1%) und Baumaterialien (+1,7%) die stärksten Branchen. Am schwächsten entwickelte sich dagegen erneut der Energiesektor (-0,8%). Besonders fest tendierte der französische Telekomsektor. Neben Iliad (+9,6%) konnten auch Orange (+3%) und Bouygues (+4,6%) deutlich zulegen. In den USA verpuffte der Erholungsversuch mehr oder weniger, vor allem im späteren Handel zeigten sich die Kurse weitestgehend nachgebend. Besonders im Fokus stand Citigroup (+3,2%) nach guten Quartalsdaten. Unter Druck blieb die Energiebranche (-1,2%), während sich Industrietitel (+1,3%) und dabei besonders Fluglinien fester präsentierten. Die asiatischen Märkte können sich heute Morgen etwas deutlicher erholen. Die europäischen Börsen werden dagegen kaum verändert erwartet.