Commerzbank: Ifo-Geschäftsklimaindex fällt stärker als erwartet
Das Ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft in Deutschland fiel im September von 106,3 auf 104,7 Punkte unerwartet kräftig. Dies beruht zum Großteil auf dem Rückgang der Geschäftserwartungen (99,3 Punkte nach 101,7). Die aktuelle Lageeinschätzung ging dagegen weniger zurück (110,5 Punkte nach 111,5). Damit gibt es für unsere BIP-Prognose für Deutschland (2014: 1,5%, 2015: 1,6%), die ohnehin unter dem Durchschnitt der Erwartungen liegt, deutliche Abwärtsrisiken. Dies gilt dann umso mehr für den Euroraum. Staatsanleihekäufe durch die EZB werden wahrscheinlicher, jedoch dürfte sie erst die Wirkung der beschlossenen Maßnahmen abwarten, bevor sie Neuland betritt.
Zinsen und Anleihen
Die deutsche Wirtschaft eignet sich derzeit nicht als Konjunkturlokomotive für den Euroraum. Nach den kräftigen Zuwächsen zum Jahresbeginn – auch dank des milden Winters – hat sich die Dynamik deutlich verringert. Nun trübt sich trotz der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank auch der Ausblick ein. Dieses Bild bestätigten am Dienstag die Einkaufsmanagerindizes und gestern auch der Ifo-Geschäftsklimaindex (vgl. „Im Blickpunkt“). Vom Stimmungshoch im April ist nicht mehr viel übrig. Vermutlich sind es vor allem die stark von der Ukraine-Krise beeinträchtigten Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, die zum Pessimismus beitragen. Während sich die USA einer ersten Leitzinserhöhung nähern, droht der Konjunktur in Deutschland – aber auch im Euroraum insgesamt – eine erneute Stagnationsphase. Als nachfragestützendes Regulativ dient in solchen Fällen der Wechselkurs. Entsprechend hat der Euro gegenüber dem US-Dollar seit April fast 8% abgewertet. Legt man einen Währungskorb zugrunde, dann fällt die Abwertung mit etwa 5% leicht schwächer aus, da ja auch andere Währungen gegenüber dem Dollar abgewertet haben. Für alle exportorientierte Unternehmen und für jene mit ausländischer Konkurrenz ist die Abwertung eine positive Entwicklung, denn die Euroschwäche erhöht ihre Wettbewerbsfähigkeit. Davon abgesehen steigen in Euro gerechnet ihre Umsätze – und meist auch Erträge – an. Etwaige negative Einkommenseffekte werden zumindest mittelfristig durch die positiven Produktionseffekte dominiert. Der EZB daher die Euroschwäche zum Vorwurf zu machen, zielt am Problem vorbei. Denn die EZB versucht nur wirtschaftspolitische Fehler, die an anderer Stelle gemacht werden, auszugleichen.
Aktien
Trotz eines schwächer als erwartet ausgefallenen Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland konnten die europäischen Aktienmärkte zur Wochenmitte eine Erholungsbewegung auf die erlittenen Vortagesverluste starten. Während auf der einen Seite die pessimistischere Stimmung in der deutschen Industrie nicht überraschte, stieg auf der anderen Seite die Erwartung, dass die EZB noch entschlossener handeln und breit angelegte Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur umsetzen wird. Im Dax 30 konnte vor allem BMW (+2,2%) nach den harschen Kursverlusten der letzten Tage wieder zulegen, dicht gefolgt von der Deutschen Telekom (2%). Die Aktien von Merck KGaA (+1%) knüpften nahtlos an den zuletzt erlebten Höhenflug an. Schwächer tendierten dagegen vor allem die Titel von K+S (-2,7%). Auch im EUROSTOXX 50 stand mit Philips (+3,1%) der Favorit des letzten Handelstags erneut ganz weit oben in der Kursliste. Hier dürfte weiterhin die Konzernaufspaltung für Kaufinteresse gesorgt haben. Zu einer deutlichen Erholung setzten die Aktien der Energiekonzerne Total (+2,9%) und Eni (+2,6%) an. Somit war der Energiesektor (+2,3%) mit deutlichem Abstand stärkste Branche im Euroraum. Schwächer tendierten lediglich Medien (-0,3%). An der Wall Street unterstützten die stärkeren Verkäufe neuer Häuser den Stimmungswandel. Hier entwickelten sich vor allem Pharmatitel (+1,7%) zu den größten Tagesgewinnern, während einzig Versorger (-0,3%) unter leichten Abgaben litten. Unter Einzeltiteln stachen die Aktien von DuPont (+2,5%) hervor, während sich hier die Energiekonzerne Chevron (-0,5%) und Exxon (-0,2%) schwächer entwickelten. Die asiatischen Märkte können heute Morgen unter der Führung des Nikkei leicht zulegen. Auch die europäischen Börsen sollten leicht fester eröffnen.