Raiffeisen: Boeing, Burger King, ifo-Index und Ukraine-Krise im Blickpunkt
Der gestern vom ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklimaindex fiel auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr. Der wichtige deutsche Frühindikator sank zum vierten Mal hintereinander, diesmal um 1,7 Punkte auf 106,3 Zähler. Nicht nur geopolitische Spannungen werden dafür verantwortlich gemacht, sondern auch das weiterhin enttäuschende Wachstum in Europa. Der EUR fiel in Folge zum USD unter die Marke von 1,32, die deutsche 10jährige Benchmarkrendite driftete auf knapp 0,93 weiter ab. Dazu hat auch die Nachricht beigetragen, dass die französische Regierung gestern den Rücktritt bekannt gegeben hat. Staatschef Hollande beauftragte Premierminister Valls umgehend damit, eine neue Regierung zu bilden. Sie soll heute vorgestellt werden.
Am heutigen Datenkalender stehen die USA mit den Auftragseingängen dauerhafter Güter für Juli im Fokus. Die Zahl dürfte extrem ausreißen. Der Flugzeugbauer Boeing hat im letzten Monat das mit Abstand größte Orderaufkommen seiner Geschichte erlebt. Im Zuge der Farnborough International Airshow in England gingen Flugzeugbestellungen über rund USD 100 Mrd. ein. Wir rechnen daher mit einem Anstieg beim Auftragseingang langlebiger Güter von 18 % gegenüber dem Vormonat. Einige Analysten rechnen sogar mit einem Plus von 30 % p.m. und mehr. Ohne den volatilen Transportsektor dürfte der Auftragseingang leicht zugelegt haben. Für das Verbrauchervertrauen des Conference Boards erwarten wir eine leichte Eintrübung. Hierauf deuten die wöchentliche Bloomberg Umfrage sowie der Rückgang des Indikators der Universität von Michigan hin. Angesichts dieser Datenschwergewichte dürfte das Interesse für die heute ebenfalls anstehenden US Immobiliendaten gering sein. Der Datenkalender für die Eurozone bleibt heute leer.
Aktienmärkte
An den US-Aktienmärkten fallen weiterhin die Rekorde. Der S&P 500 konnte das erste Mal in seiner Geschichte die Marke von 2.000 Punkten durchbrechen. Allerdings schloss er knapp darunter, was jedoch noch immer einem Rekordschlussstand entspricht. Weiterhin im Fokus stehen Fusionen und Übernahmen. So will die Fast Food-Kette Burger King die kanadische Kaffeehauskette Tim Hortons übernehmen und so durch die Verlegung des Hauptsitzes nach Kanada Steuern sparen. Die Burger King-Aktie schloss um mehr als 19 % höher. In Japan mussten die Investoren leichte Abschläge hinnehmen. Vor allem Telekom- und Einzelhandelstitel zogen den Index nach unten. Heute werden vor allem US-Konjunkturdaten von Interesse für die Aktienmärkte sein. Auf Unternehmensebene berichtet heute u.a. Vienna Insurance Group Zahlen.
Credit-Märkte
Gestern sahen wir den ereignislosesten Wochenstart dieses Jahres auf den Unternehmensanleihenmärkten. Wir konnten keine einzige Primärmarkt-Emission verifizieren. Auch am Sekundärmarkt sahen wir kaum Bewegungen, bei einem sehr geringen Handelsvolumen. Wir gehen davon aus, dass dies auch für den Rest des Jahres der ruhigste Tag auf den europäischen Credit-Märkten bleiben dürfte. Denn gestern kamen mehrere Faktoren zusammen. Der August repräsentiert generell den emissionsschwächsten Unternehmensanleihen-Monat und zusätzliche kam am gestrigen Montag noch der sogenannte „Summer Bank Holiday“ in England, Wales und Nordirland dazu.
Zentral- und Osteuropa
- Im Vorfeld der heute in Minsk stattfindenden Gespräche zwischen Vertretern der Ukraine, Russlands und der EU zur Deeskalation des Konflikts setzte sich die Abwertungsphase der Hrywnja fort.
- Der Marktfokus liegt heute auf den polnischen Einzelhandelsdaten, während sich die Zinssenkungssitzung in Ungarn als ein eher unbedeutendes Ereignis erweisen sollte.
- Nach der relativ nachsichtigen Marktinterpretation der Rede von Fed-Vorsitzenden Yellen und aufgrund der Rallye bei Bundesanleihen und den UST-Märkten werden CEE-Eurobonds voraussichtlich mehr Anklang finden.